16. Mai 2018

Roboter als Pflegeunterstützung im Alter

Wenn die Aufgaben des täglichen Lebens zur Last werden, können uns zukünftig Roboter-Assistenten zu Hause oder im Pflegeheim unterstützen. Im Rahmen des Projekts SMiLE haben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Technologien entwickelt, die pflegebedürftigen Personen und Menschen mit Behinderungen eine effektive Unterstützung im Alltag bieten. Am 7. und 8. Mai wurde das Projekt in Garmisch-Partenkirchen dem Bayerischen Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer und der Öffentlichkeit vorgestellt.

"Die Vision von SMiLE ist es, Menschen trotz alters - oder krankheitsbedingter Bewegungseinschränkungen zu einem erfüllteren und selbständigeren Leben zu verhelfen", erklärt Pascale Ehrenfreund. "Bei den SMiLE-Robotern kommen digitale Spitzentechnologien zum Einsatz, die seit Jahren in der Weltraumforschung entwickelt und mit Astronauten erprobt wurden. Jetzt kommen sie der Altenpflege zu Gute."

Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer: "Assistenzrobotik bietet vielfältige Möglichkeiten zur Unterstützung von Pflegekräften und pflegebedürftigen Personen. Die Ergebnisse der vorgestellten Projekte sind ermutigend und zeigen, dass sich aus der Kooperation von Forschung und Unternehmen praxisnahe Lösungen entwickeln lassen."

Die Wissenschaftler des DLR-Instituts für Robotik und Mechatronik erforschen und erproben die innovativen Robotikanwendungen im Labor und bauen dazu Krankenhauszimmer oder behindertengerechte Wohnungen nach.

Professor Alin Albu-Schäffer, Direktor des Instituts für Robotik und Mechatronik betont: "Zusammen mit der Caritas in Garmisch-Partenkirchen erarbeiten wir Szenarien für die robotische Assistenz der Zukunft. Am allerwichtigsten ist uns dabei, die Erwartungen der Patienten und des Pflegepersonals tiefgreifend zu verstehen, um ihre wichtigsten Bedürfnisse zu adressieren. In Garmisch-Partenkirchen entsteht derzeit, mit Unterstützung der Gemeinde, des bayerischen Wirtschaftsministeriums und einer privaten Stiftung ein einmaliges Umfeld um die High-Tech Pflege der Zukunft zu erschaffen."

Selbstständig leben trotz wachsender Engpässe in der Pflegeversorgung

Robotische Pfleger können und dürfen menschliche Zuwendung und bestehende Pflegeleistungen nicht ersetzen, sondern sollen vor allem für eine Entlastung des Pflegepersonals bei hoher Pflegequalität sorgen. So können sie einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Menschen und zur komfortablen Kommunikation mit Angehörigen und Helfern leisten. "Eine große Zielgruppe des Projektes ist die zunehmende Zahl alter, alleinstehender Menschen, die länger ein selbständiges Leben in ihrer eigenen Wohnung führen möchten. Viele von ihnen möchten keine ständige Hilfs- oder Pflegekraft beschäftigen oder können sich diese finanziell gar nicht erst leisten", erklärt Professor Albu-Schäffer.

Georg Falterbaum, Vorstandschef des Caritasverbands für München und Oberbayern: "Wir machen gerne die Türen auf für neue Technologien, wenn sie unsere Pflegekräfte entlasten, den Menschen helfen und ethisch vertretbar sind. Assistenzsysteme, die unser Fachpersonal unterstützen, sind nur ein Beispiel, wie Digitalisierung den Alltag in der sozialen Arbeit verändert. Selbstverständlich wird die Pflege immer analog bleiben. Aber technische Neuerungen, die unser Fachpersonal in seiner Arbeit unterstützen, tragen auch zur hohen Qualität in der Pflege bei."

Die SMiLE Roboter sind in der Lage, Menschen und Roboter sicher miteinander interagieren zu lassen und die immer größer werdende Lücke in der Pflege zu schließen. Dazu nutzen sie Echtzeit-3D-Bildverarbeitung zur Umwelt- und Personenerkennung und für mobile Einsätze.

Das SMiLE Roboter-Team: Heimassistent Justin und Rollstuhlassistent EDAN

Im Rahmen des Projekts SMiLE werden zwei zentrale Szenarien demonstriert: Der zweiarmige, mobile Heimassistenzroboter Rollin' Justin wird als Unterstützung für ältere Personen mit moderaten Mobilitätseinschränkungen dienen. Er kann ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Der Rollstuhlassistent EDAN ermöglicht es Menschen mit starken motorischen Einschränkungen, wesentliche tägliche Aufgaben durch elektromyographische (Messung der verbliebenen Muskelaktivität) Steuerung teilautonom durchzuführen.

In beiden Fällen können die Benutzer auf die Unterstützung seitens der Angehörigen zurückgreifen, die die Roboter über übliche Kommunikationsgeräte wie Smartphones und Tablets steuern. Zusätzlich können sie professionelle Hilfe via Teleoperation (Fernsteuerung) aus einem Pflege-Kontrollzentrum, angeschlossen über wirkungsvolle Kraftrückkopplungsgeräte, in Anspruch nehmen. Die verwendeten Methoden sind bereits in der Raumfahrt ausführlich getestet worden. So setzten Europäische, Amerikanische und Russische Astronauten diese in Deutschland entwickelte Technologie ein, von der Internationalen Raumstation aus Roboter in unterschiedlichsten Anwendungsszenarien zu steuern.

Kontakt

Lioba Suchenwirth

Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Robotik und Mechatronik
Institutsentwicklung und Zentrale Aufgaben
Münchener Straße 20, 82234 Oberpfaffenhofen-Weßling
Tel: +49 8153 28-4292