Solar-terrestrische DLR-Forschung für Gesellschaft und Wirtschaft

Weltraumwetter

Der meteorologische Wetterbericht ist für die meisten Menschen eine tägliche Routine, egal ob morgens mit einem schnellen Check der Wetter-App auf dem Smartphone oder zum Ende des Tages im Anschluss an die Abendnachrichten. Von Weltraumwetter, Sonnenwind und -sturm hört man hingegen eher in Science-Fiction-Filmen. Bei einem Maximum an Sonnenaktivität wie im Herbst 2024, als Polarlichter sogar über weiten Teilen von Deutschland zu sehen waren, begegnet einem das Thema Weltraumwetter aber auch im Alltag. Denn das Weltraumwetter kann sich ebenso wie das „normale“ Wetter, also die Witterungsverhältnisse innerhalb der Erdatmosphäre, massive Folgen haben.

Auch für 2025 wird eine erhöhte Sonnenaktivität prognostiziert. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) forscht intensiv zu den Wechselwirkungen zwischen Sonne und erdnahmen Weltraum, analysiert Phänomene des Weltraumwetters und untersucht, welche Konsequenzen sich für Mensch, Technik und Infrastruktur ergeben und wie sich die Folgen des Weltraumwetters reduzieren lassen.

Von der Sonne bis zur Erde

Bereits der bekannte deutsche Mathematiker Carl Friedrich Gauß vermutete 1838 in seiner „Allgemeinen Theorie des Erdmagnetismus“, dass elektrische Ströme in der Atmosphäre die Ausrichtung einer metallischen Kompassnadel beeinflussen. Dies ist die vielleicht älteste Auswirkung des Weltraumwetters auf menschengemachte Technik.

Nahaufnahme eines solaren Massenauswurfs
Diese Nahaufnahme der Sonne vom 13. August 2018 zeigt einen Ausbruch geladener Teilchen, die aufsteigen und sich drehen, bevor sie wieder in die Sonne fallen. Im extremen Ultraviolett-Bereich des Lichts aufgenommen, sind derartige Ereignisse schwer zu erkennen, außer wenn sie am Rand der Sonne stattfinden. Auf seinem Höhepunkt erreicht die Plasmaschleife mehrere Erddurchmesser.
Credit:

Solar Dynamics Observatory, NASA

Heute sind die elektrischen Ströme im erdnahen Weltraum und ihr Einfluss auf die Stromnetze ein Schwerpunkt der Weltraumwetterforschung. Und auch wenn kaum noch nach Kompassnadel navigiert wird, ist selbst das modernste Satellitennavigationssystem eine gegenüber den Auswirkungen des Weltraumwetters anfällige Technologie.

Der Ursprung des Weltraumwetters liegt 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt auf der Sonne. Und genauso wie der Verlauf der Jahreszeiten von gelegentlichen Unwettern unterbrochen wird, kennt auch die Sonne Schwankungen ihrer Aktivität. Es kommt zur Sonneneruption, bei der Plasma in den Weltraum geschleudert wird. Erreicht das Sonnenplasma das Erdmagnetfeld, wirkt es sich in kürzester Zeit „wetterartig“ auf den elektromagnetischen Schutzschild der Erde aus.

Von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung: Weltraumwetterforschung am DLR

Das umfangreiche Spektrum der am Weltraumwetter beteiligten Vorgänge wird am DLR-Institut für Solar-Terrestrische Physik in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern erforscht. Hier wird der Bogen gespannt von der Grundlagenforschung an den physikalischen Prozessen bis hin zu den anwendungsorientierten Konzepten zur Reduzierung der Auswirkungen auf anfällige Technologien. Das Ziel: durch zeitnahe, genaue und zuverlässige Beobachtungen und Vorhersagen die nationalen Infrastrukturen zu schützen und betroffene Industrien zu unterstützen.

Die Arbeit des Instituts gliedert sich in die Erforschung der solar-terrestrischen Kopplungsprozesse, den Ausbau der Weltraumwetterbeobachtung und der Untersuchung des Weltraumwettereinflusses. Das langfristige Ziel der Forschung ist die Entwicklung von zuverlässigen Weltraumwettervorhersagen als Basis für Maßnahmen zur Vermeidung beziehungsweise Begrenzung von Schäden an irdischen Infrastrukturen.

Das Institut für Solar-Terrestrische Physik des DLR betreibt auch das Ionosphere Monitoring and Prediction Center (IMPC), das dabei hilft, die Gefahren des Weltraumwetters einzuschätzen. In Zukunft sollen Weltraumwetterberichte ein gängiges Mittel werden, um die Zuverlässigkeit der Satellitennavigationssysteme GPS und Galileo zu überprüfen.

Dieses Thema im Fokus erklärt zunächst die Ursachen und Auswirkungen des Weltraumwetters – sowohl die „hübschen“ Effekte wie Polarlichter als auch solche, die für Infrastruktur, Technik und den Menschen gefährlich sein können. Anschließend wird die Weltraumwetterforschung des DLR vorgestellt. Sie ist ein wichtiger Baustein im Schutz von Wirtschaft und Gesellschaft vor den Auswirkungen erhöhter Sonnenaktivität auf die Erde.

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