Stra­te­gie und Pro­gramm unserer Ver­kehrs­for­schung

Mobilität ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland von höchster Bedeutung und bietet der Gesellschaft eine wichtige Lebensgrundlage. Im Mittelpunkt unserer Verkehrsforschung steht die Identifikation, Entwicklung und Erprobung von Lösungen, die die Anforderungen einer immer mobiler werdenden Gesellschaft und Wirtschaft erfüllen.

Prof. Meike Jipp, Bereichsvorständin Verkehr und Energie

Herausforderungen

Wie werden wir uns in Zukunft von A nach B bewegen? Wie ist eine Mobilität ohne Unfälle, Staus, Verspätungen und Umwege möglich? Wie müssen das Verkehrssystem und die Mobilität der Zukunft aussehen, damit sie zugleich eine wachsende Industrie unterstützen? Und wie kann unsere Mobilität resilient gestaltet werden und Partizipation für alle gewährleisten? Wir setzen uns das Ziel, Politik und Gesellschaft eine unabhängige und wissenschaftlich fundierte Analyse anzubieten, wie sich Verkehr in Zukunft verändern wird, wie sich diese Veränderungen bewerten lassen und welche Instrumente welche Effekte zum Beispiel in Bezug auf den Klimaschutz erreichen können. Darüber hinaus zielen wir darauf ab, technologische Lösungen für die mobile Gesellschaft und eine global agierende Wirtschaft zu entwickeln. Unsere Lösungen sollen den Verkehr auf der Straße, auf der Schiene und auf dem Wasser resilient, sicher, bezahlbar und klimafreundlich gestalten.

Ziele unserer Verkehrsforschung

Weniger Unfälle, weniger Staus, weniger Verspätungen, weniger Umwege und weniger Umweltbelastung sind übergeordnete Ziele unserer Forschung. Im Mittelpunkt steht für uns dabei die Transformation der Mobilität. Diese zielt darauf ab, die Mobilität für den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Gesellschaft zu stärken. Dazu stellen wir unter anderem Methoden und Technologien für den Transfer in die Automobil- und Mobilitätswirtschaft zur Verfügung. Für die Transformation spielen auch die Sicherheit sowie die Teilhabe für alle Menschen im Land eine große Rolle. Gleichzeitig gehen wir die Herausforderungen in Bezug auf Emissionen und Umweltverträglichkeit des Verkehrs an. Um diese Ziele zu erreichen, entwickeln wir Methoden und Tools für die Stakeholder aus Politik und Gesellschaft.

Wir verfügen mit unserer übergreifenden Expertise in Luftfahrt, Raumfahrt, Energie und Sicherheit,mit unserem interdisziplinären Forschungsansatz und unseren realitätsnahen Infrastrukturen wie Testfelder, Forschungsfahrzeuge oder Simulatoren über die Möglichkeiten, herausragende Lösungen für die erfolgreiche Transformation der Mobilität zur Verfügung zu stellen.

Wir sind gut vernetzt und pflegen bewährte internationale Kooperationen mit vergleichbaren Institutionen, wie etwa der Université Gustave Eiffel in Frankreich, dem National Research Council (NRC) in Kanada oder dem Railway Technical Research Institute (RTRI) in Japan. Auch gemeinsam genutzte Forschungsinfrastrukturen und der intensive Austausch mit dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), der Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen (BASt) oder der Autobahn GmbH des Bundes sowie mit Hochschulen, Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen befördern die ganzheitliche Forschung für die Mobilität der Zukunft. Mit Wirtschaft und Industrie arbeiten wir eng zusammen um den Transfer von Forschungsergebnissen zu stärken. Beispiele sind gemeinsame Initiativen und Verbundvorhaben mit den Fahrzeugherstellern und Zulieferern für den Straßen- Schienen- und Schiffsverkehr. Besonders wichtig ist uns der Dialog mit den Nutzerinnen und Nutzern unserer Forschungsergebnisse in den Kommunen sowie Ministerien in Bund, Land und der EU für den gezielten Austausch von Wissen mit den Entscheidungsträgern.

Aktuell umfasst unser Verkehrsforschungsprogramm diese übergeordneten Themen:

Digitale Tools für das Change Monitoring

Mobilität mit dem Smartphone messen

Die Transformation der Mobilität ist ein Veränderungsprozess, der mit Hilfe digitaler Tools gestaltet wird. So können die Auswirkungen von Maßnahmen beobachtet, prognostiziert, bewertet und somit auch beeinflusst werden. Ohne dieses Wissen über den Verlauf des Veränderungsprozesses wird er schwer zu steuern und damit potenziell fehleranfällig. Wir nutzen daher diese Tools und bilden den Transformationsprozess in seiner Entwicklung digital ab. Darauf aufbauend stellen wir Methoden der künstlichen Intelligenz zur Verfügung, mit denen Impulse für benötigte Instrumente und technologische Lösungen für die Verkehrsträger Straße, Schiene und Wasserstraße sowie für den intermodalen Verkehr und die Kopplung der Sektoren Energie und Verkehr abgeleitet werden können.

Intelligenter und sicherer Straßenverkehr

Mit dem Testfeld Niedersachsen entsteht eine einzigartige Forschungsinfrastruktur zur Entwicklung und Erprobung automatisierter und vernetzter Fahrzeuge.

Die Straße ist in Deutschland der wichtigste Verkehrsträger. Gleichzeitig ist der Straßenverkehr für einen Großteil der Verkehrsemissionen verantwortlich. Eine wichtige Maßnahme besteht darin, der Automobil- und Mobilitätsindustrie Spitzentechnologien und -methoden zur Verfügung zu stellen, die den Energie-und Ressourcenverbrauch sowie die Emissionen pro Fahrzeug ganzheitlich deutlich reduzieren und gleichzeitig die Verkehrssicherheit mit Hilfe von verteilten und selbstlernenden Fahrzeug- und Infrastrukturkomponenten erhöhen können.

Zuverlässiger und flexibler Schienenverkehr

Im Projekt „Next Generation Train“ – hier eine Illustration – wird in enger Teamarbeit untersucht, wie die Züge der Zukunft aussehen können.

Die Umsetzung neuer Fahrzeugkonzepte erfordert ein Umdenken bei Antrieben, Leichtbau und Betrieb von Schienenfahrzeugen und Infrastrukturkomponenten über deren gesamte Lebensdauer. Diese Umsetzung wird erschwert durch zeitweise Einschränkungen im Bahnbetrieb, der durch den zunehmenden Fachkräftemangel, Überlastungserscheinungen oder Mängel bei der Instandhaltung entstehen. Wir treiben daher die Themen des automatisierten Fahrens auf der Schiene sowie des resilienten und digitalisierten Bahnbetriebs und der ganzheitlichen Gestaltung von neuen Komponenten und Systemen für die Schiene voran. Der Schienenverkehr ist zudem vergleichsweise emissionsarm und energieeffizient, so dass eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene die Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehr unterstützen würde.

Hochautomatisierter und effizienter Schiffsverkehr

Mithilfe von digitalen Zwillingen werden neuartige holistische Analysen der maritimen Energiesysteme ermöglicht.

Die Wasserwege zählen zu den wichtigsten Verkehrsträgern für den globalen und interkontinentalen Welthandel. Häfen sind pulsierende Umschlagpunkte für intermodale Transportketten. Die nationalen Wasserstraßen verfügen als einziger Verkehrsträger überhaupt über ausreichende Kapazitäten zur nachhaltigen Entlastung anderer Verkehrsträger. Die Verkehrsverlagerung hin zur Schifffahrt kann allerdings nur dann gelingen, wenn Mobilität und Transport über das Wasser zuverlässig umgesetzt werden können. Wir konzentrieren uns dabei auf Themen wie die digitale Wasserstraße oder ein intelligentes Verkehrsmanagement mit assistiertem und automatisiertem Fahren.

Intermodaler Verkehr

Digitale Tools für den intermodalen Verkehr

Ein Großteil des Verkehrs ist intermodal: Menschen und Güter benötigen zur Erreichung ihrer Zielorte häufig mehr als einen Verkehrsträger. Die Vorteile des intermodalen Verkehrs liegen auf der Hand: Die Emissionen sinken, wenn mehr Personen oder Güter in einem Fahrzeug statt in mehreren Fahrzeugen transportiert werden. Ein Nachteil des intermodalen Verkehrs ist, dass Brüche in den Reise- und Transportketten entstehen, die deren Attraktivität und die Nutzungsbereitschaft reduzieren. Wir stellen aus diesem Grund zum Beispiel Methoden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zur Verfügung, so dass Fahrzeugkonzepte anforderungsgerecht entwickelt und Serviceangebote nachfrageorientiert angeboten werden.

Kontakt

Prof. Dr. Meike Jipp

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Bereichsvorstand Energie und Verkehr
Markgrafenstraße 37, 10117 Berlin