Instandhaltungsbetrieb
Der Instandhaltungsbetrieb in Braunschweig führt folgende Aufgaben durch:
- Wartung und Instandhaltung der DLR Luftfahrzeuge, (insbesondere Triebwerk, Zelle, Avionik und ausgewählte Komponenten)
- Unterstützung beim Einbau von Sonderausrüstungen,
- Abnahme der Ein- und Ausbauten durch freigabeberechtigtes Personal
- Betreuung der elektrischen und elektronischen Ausrüstung der DLR Luftfahrzeuge
- Instandhaltung und Betreuung der zugelassenen Prüfmittel
- technische Vorbereitung und Durchführung von Messkampagnen im In- und Ausland
Am Standort Braunschweig stehen zwei beheizbare Flugzeughallen (600 und 2400 qm), eine Flugversuchswerkstatt, ein Lager für Luftfahrzeugteile, diverse Prüf- und Kalibrierwerkzeuge für Luftfahrzeuge und alle erforderlichen Bodengeräte wie Arbeitsbühnen, Treppen, Kräne, Bodenklimageräte, Bodenhydraulikaggregate, Flugzeugschlepper und GPUs (Ground Power Units) zur Verfügung.
Der Instandhaltungsbetrieb ist ein vom Luftfahrt-Bundesamt nach nationalem Luftrecht anerkannter Part-145 Betrieb (Genehmigungsnummer LBA.145.0520) und damit berechtigt, Wartung und Reparaturen am Flugwerk, den Triebwerken und der Avionik der DLR-Forschungsflugzeuge durchzuführen. Die Part-145-Mitarbeiter erwerben im Laufe ihrer Zugehörigkeit die Typenlehrgänge für mehrere der DLR-Luftfahrzeuge. Diesem Schritt folgt die Ausbildung zum Certifying Staff bei einem anerkannten Part 147 Ausbildungsbetrieb. Dadurch ist das qualifizierte und lizenzierte DLR-Personal in der Lage, die Flugzeuge während der Flugzeugmissionen an allen Orten der Erde zu betreuen und zu unterstützen.
Das Part-145-Handbuch, das MOE (Maintenance Organisation Exposition), gibt dabei die vom LBA genehmigten Wartungsverfahren vor, die bei der Wartung und Instandhaltung der DLR Forschungsluftfahrzeuge Anwendung finden. Die Werft ist an den Standorten Braunschweig und Oberpfaffenhofen vertreten. Die Gesamtverantwortung für den Part-145 an beiden Standorten trägt der Accountable Manager (AM). Am jeweiligen Standort leitet der Operation Manager Part-145 (OM), der über eine Form 4 vom Luftfahrt Bundesamt anerkannt ist, in Zusammenarbeit mit dem Fachbetriebsleiter Instandsetzung die Werft. Der Operation Manager übernimmt die disziplinarische und finanzielle Verantwortung während der Fachbetriebsleiter Instandsetzung die fachliche Koordinierung der Mitarbeitenden übernimmt und die Einhaltung der Part-145-Verfahren überwacht.
Im Januar 2021 hat das LBA den Genehmigungsumfang des Instandhaltungsbetriebes um die Berechtigung für Inspektion/Testen, Reparatur, Modifikation oder Überholung von Komponenten erweitert und detailliert in der vom LBA genehmigten Capability-List festgehalten. Am Ende der jeweiligen Arbeit stellt der Instandhaltungsbetrieb für die Komponente ein LBA-Form-1 aus, um die verfahrenskonforme Durchführung der jeweiligen Arbeit zu dokumentieren.
Basierend auf den luftrechtlichen Rahmenbedingungen wird der Technikbetrieb mit Part-145 und Part-M regelmäßig vom Luftfahrt-Bundesamt auditiert. Insgesamt umfasst der Technik Betrieb folgende Schwerpunkte:
Die Bordtechniker sind zusammen mit den Piloten Teil der Flugzeugbesatzung. Während des Fluges ist der Techniker für die Sicherheit in der Kabine und Betreuung der mitfliegenden Wissenschaftler zuständig und unterstützt so die Piloten während des Flugbetriebs. Weiterhin führt er vor dem Flug die Vorflugkontrolle durch und prüft damit den technisch einsatzklaren Status des Luftfahrzeugs.
Auf Kampagnen betreut der Techniker ebenfalls die Wissenschaftler bei Ein- und Ausbauten von wissenschaftlichem Gerät sowie bei der Stromversorgung des Luftfahrzeugs, um den Nutzern notwendige Arbeiten vor und nach dem Forschungsflug zu ermöglichen. Da viele Flüge Vorlaufzeiten zur Vorbereitung der wissenschaftlichen Instrumentierung benötigen, sind die Dienstzeiten teilweise so lang, dass in Schichten gearbeitet werden muss.
Reparatur- und Wartungsarbeiten an den DLR-Flugzeugen werden von den hoch- qualifizierten Technikern in der Werft selbst ausgeführt. Fremdvergabe erfolgt i.d.R. nur, wenn dies durch den engen Zeitplan des Forschungsflugbetriebs notwendig wird oder teures Sonderwerkzeug oder Prüfstände benötigt werden. Um große Wartungsereignisse für HALO und ISTAR zeiteffizient durchführen zu können, werden diese an externe Wartungsbetriebe bzw. den Hersteller vergeben.
Die Qualifikation als Certifying Staff hat die Mehrzahl der DLR-Techniker, die in die Kategorien Flugwerk/Triebwerk und Avionik unterteilt werden. Diese Certifying Staff‘s prüfen von die anderem technischen Personal durchgeführte Wartungs- und Reparaturarbeiten und bestätigen die ordnungsgemäße Durchführung. Nach durchgeführter Wartung werden die vom Certifying Staff erstellten und von ihm unterzeichneten Dokumente an den Part-M zur weiteren Bearbeitung weitergereicht. Diese Übergabe stellt den Abschluss der Arbeiten am Luftfahrzeug und den sog. Release to Service dar.
Der Certifying Staff-Avionik betreut außerdem die wissenschaftlichen Nutzer in allen Fragen zum Thema „Elektromagnetische Verträglichkeit“ – EMV. Unter anderem werden die Nutzer beraten, welchen Umfang der benötigte EMV-Test gemäß DO160 (EMV-Test für Luftfahrt, Militär und Raumfahrt) haben muss. Nach dem Einbau und vor dem ersten Flug führt ein Certifying Staff-Avionik in Zusammenarbeit mit einem Piloten den EMV-Test am Luftfahrzeug durch und prüft die Unbedenklichkeit des Betriebs der wissenschaftlichen Komponenten im Flug sowie beim Betrieb des Luftfahrzeugs am Boden.
Die Certifying Staff‘s sind aber auch die letzte Instanz bei einem wissenschaftlichen Einbau. Sie prüfen und bestätigen den korrekten Einbau gemäß den Zulassungspapieren und achten auf die sichere Installation, z.B. ob der Zugang zu den Notausstiegen frei ist und die Notfallausrüstung (Erste-Hilfe-Kasten, Feuerlöscher) erreichbar ist.
Jeder Certifying Staff ist automatisch auch anerkannter Bauprüfer des Entwicklungsbetriebs. In dieser Funktion prüfen sie die im DLR hergestellte oder von externen Kunden zugelieferte Versuchsausrüstung. Eine Bauprüfung wird immer nötig, wenn diese Ausrüstung in einem Forschungsflugzeug betrieben werden soll. Diese Geräte bzw. Bauteile werden ebenfalls gegen die Zulassungsdokumente geprüft – z.B. ob das korrekte Material verwendet wurde, die Maßhaltigkeit gegeben ist bis hin zur korrekten Verdrahtung von elektrischen Bauteilen.
Um die Reparaturen und Wartungen der DLR-Flugzeuge entsprechend den Herstellervorgaben durchzuführen, müssen für jedes Muster die entsprechenden Wartungsunterlagen bereitgehalten werden. Diese Unterlagen werden vom Inhaber der Musterzulassung (Type Certificate Holder) auf elektronischem Wege zur Verfügung gestellt. Es gibt immer ein Abonnement (Subscription-Service), da nur mit aktuellen Unterlagen an den Luftfahrzeugen gearbeitet werden darf. Hierzu zählen z.B. das Aircraft Maintenance Manual (AMM), Structural Repair Manual (SRM), Wiring Diagram Manual (WDM) und viele mehr.
Für Luftfahrtteile gelten spezielle Anforderungen an die Lagerung. Um diesem Umstand gerecht zu werden, wurde eine neue Lagerverwaltung in das Software-tool F.B.I. (Flug betriebsinformations-System) integriert. Mit Hilfe dieses Tools können z.B. Lagerzeiten (Shelf Life) oder Lagerort überwacht werden. Ebenso die Information, wo ein bestimmtes Teil an welchem Luftfahrzeug verwendet wurde und die Betriebszeiten dieses Teils. Neben der Lagerung von Luftfahrtteilen werden hier auch Hilfs- und Verbrauchsgüter, Spezial- und Sonderwerkzeuge sowie Geräte die für die Durchführung von weltweiten Kampagnen notwendig sind, vorgehalten (z.B. Stromerzeuger). Unterstützt wird die Lagerverwaltung durch einen Luftfahrzeug-Mechaniker pro Standort, der für die eingelagerten Rettungs- und Sicherheitsmittel verantwortlich ist.
Die DLR CAMO hat das Privileg, die Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit der auf der Genehmigungsurkunde gelisteten Flugzeugmuster zu führen. Zu ihren zentralen Aufgaben gehört unter anderem die Entwicklung von Instandhaltungsprogrammen in Übereinstimmung mit behördlichen Anweisungen und den Vorgaben der Hersteller. Hierauf basierend veranlasst und koordiniert sie notwendige Instandhaltungsaufgaben, Modifikationen und Reparaturen sowie darüber hinaus Ein- und Ausbauten von Forschungsanbauten und -ausrüstung im Rahmen von Forschungskampagnen. Weiterhin ist sie für die Durchführung der technischen Nachprüfung sowie für das Führen der technischen Lebenslaufakten verantwortlich.
Das Handbuch der Organisation (CAME) gibt dabei die vom LBA genehmigten Verfahren vor, die zur Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit der DLR Forschungsluftfahrzeuge Anwendung finden. Durch ihre Aufgaben ist die DLR CAMO das zentrale Bindeglied zwischen dem DLR Forschungsflugbetrieb, dem DLR Entwicklungsbetrieb und dem DLR internen, wie auch externen Instandhaltungsbetrieben.