Am 26. Dezember 2004 ereignete sich auf dem Grund des Indischen Ozeans ein Seebeben. Das ist in dieser Region der Erde nicht ungewöhnlich. Doch diesmal waren die Erschütterungen so gewaltig, dass sie eine riesige Flutwelle auslösten: einen Tsunami. Schon wenig später traf die „Monster-Welle“ auf die nahegelegene Küste der indonesischen Insel Sumatra – und in den nächsten Stunden überschwemmte sie auch die Strände vieler anderer Länder: von Thailand bis Indien und sogar bis ans ferne afrikanische Festland. Über 200.000 Menschen starben bei dieser Naturkatastrophe. In Indonesien, das von diesem Tsunami am schwersten betroffen worden war, hat man inzwischen ein Frühwarnsystem errichtet – mit Unterstützung des DLR und anderer Einrichtungen wie dem GeoForschungsZentrum aus Potsdam.
Die Warnung vor einem Tsunami gleicht einem Rennen gegen die Uhr: Es geht um Minuten, die über Leben oder Tod entscheiden können. Das gilt besonders für Indonesien: Dort liegt die Zone, in der es immer wieder zu schweren Seebeben und daher auch zu Tsunamis kommen kann, praktisch direkt vor der Küste.
Wenn da eine der gefürchteten Riesen-Wellen entsteht, kann sie schon 20 bis 30 Minuten später auf Land treffen. Denn ein Tsunami breitet sich rasant aus: mit der Geschwindigkeit, mit der ein Flugzeug fliegt – nämlich mit mehreren hundert Kilometern pro Stunde!
„Schlaue Software“ berechnet Ernstfälle vor
Das alles wurde beim Aufbau des neuen Tsunami-Frühwarnsystems berücksichtigt, in dem Satelliten eine große Rolle spielen. Zunächst erfassen dabei verschiedene Mess-Instrumente die Situation im Meer selbst: Das sind zum Beispiel am Meeresboden angebrachte Sensoren, die unter Wasser den Druck registrieren, an dem man ein Seebeben sofort erkennen kann.
Diese Drucksensoren sind mit Bojen verbunden, die ihre genaue Position über Navigationssatelliten bestimmen. Die Bojen – und auch Pegel-Messstationen am Ufer – übermitteln ihre Daten per Kommunikationssatellit in ein Warnzentrum an Land. Dort werden die einlaufenden Informationen von Computern analysiert.
Das Besondere daran ist: Im Ernstfall können diese Computer natürlich nicht erst noch umständliche Berechnungen anstellen. Vielmehr muss die Auswertung blitzschnell gehen! Dafür sorgt eine Software, die schon im Voraus viele verschiedene Gefahrenlagen gewissermaßen „auf Vorrat“ berechnet hat. Wenn dann plötzlich kritische Werte gemeldet werden, vergleicht das System sie nur noch mit den vorberechneten Modellen und kann dann sehr schnell die genaue Gefahrenlage anzeigen: So weiß man sofort, welche Gebiete bedroht sind und wie hoch die Wellen sein werden. Die Expertinnen und Experten im Warnzentrum lösen dann sofort Alarm aus und Katastrophenschutzbehören und Einsatzkräfte beginnen mit der Evakuierung der Bevölkerung, die auch über die Medien oder Lautsprecher-Durchsagen gewarnt wird. Doch trotz aller Vorsorge geht von starken Tsunami-Wellen natürlich eine sehr große Gefahr aus – wie die Tsunami-Katastrophe in Japan vom 11. März 2011 gezeigt hat.