Der Airbus A380 ist ein Flugzeug der Superlative. Es ist das größte zivile Verkehrsflugzeug der Welt und kann auf seinen zwei Passagierdecks bis zu 850 Fluggäste transportieren. Auch die Außenmaße sind beeindruckend: Spannweite 79,80 Meter, Länge 72,70 Meter, Höhe 24,10 Meter. Die vier Triebwerke sind rund 32.000 PS stark – und zwar jedes einzelne für sich und nicht etwa alle zusammen! Sie beschleunigen den Jet fast bis auf Schallgeschwindigkeit. Gebaut wird der „Megaliner“ von Airbus, dem größten europäischen Flugzeug-Hersteller.
Die ersten Planungen für den Riesen-Flieger begannen vor über 20 Jahren. Dabei setzte man sich sehr ehrgeizige Ziele: Vor allem sollte das Flugzeug im Vergleich zu anderen Maschinen besonders preiswert fliegen – also für die Fluggesellschaften möglichst geringe Betriebskosten verursachen. Das klingt vielleicht nicht richtig spannend – ist es aber: Denn damit hängt schließlich auch der Preis zusammen, den ihr als Passagiere beim nächsten Flug in den Urlaub bezahlen müsst! Und außerdem sollte der A380 deutlich leiser sein als bisherige Flugzeuge.
„Sandwich mit Fliegengewicht”
Wie ließen sich diese Vorgaben erfüllen? Zunächst einmal musste man das Flugzeug so spritsparend, also so leicht wie möglich machen. Denn jedes Kilo, das man beim Bau einsparen kann, muss nicht in die Luft gehoben und durch die Luft bewegt werden – und umso weniger Treibstoff verbraucht ein Flugzeug.
Wie aber sollte man ein so großes Flugzeug möglichst leicht machen? Das gelang nur, weil man super-leichte Materialien einsetzte – und das in einer besonderen Bauweise. Deswegen wurden zum Beispiel faserverstärkte Kunststoffe in einer sogenannten „Sandwich-Konstruktion“ verwendet. Sandwich-Konstruktion? Ja: Diese Bauweisen bestehen in der Regel aus zwei dünnen, festen „Deckschichten“ und einem leichten „Kernwerkstoff“, ähneln also in ihrem Aufbau zwei Toastscheiben mit etwas Käse dazwischen. Oder Schinken – ganz wie ihr wollt. Diese Schichtbauweise mit verschiedenen Materialien kann bei einem Flugzeug die Kräfte und Lasten gut verteilen, hat also eine hohe Belastbarkeit – und trägt so zur Reduktion des Gewichts bei, was eben Flugbenzin spart.
Auch beim Thema Lärm – der sogenannten Aeroakustik – sind die Ingenieurinnen und Ingenieure neue Wege gegangen: Es wurden neue, leisere Triebwerke eingesetzt, die im Inneren der Triebwerksverkleidung zusätzlich gedämmt sind. So erzeugt der A380 einen „Lärmteppich“, der erheblich kleiner ist als bei allen vergleichbaren Flugzeugen. Du fragst dich jetzt, was ein „Lärmteppich“ ist? Dabei handelt es sich – ganz vereinfacht gesagt – um das Gebiet auf dem Boden, wo man den Lärm des Flugzeugs bei Starts und Landungen hört.
Ein gigantisches Puzzle
Eine besondere Herausforderung bei der Konstruktion des A380 sind die Millionen von Einzelteilen, aus denen der fliegende Riese besteht. Denn sie werden an vielen verschiedenen Standorten in ganz Europa hergestellt. So kommen zum Beispiel die Flügel aus England, das Cockpit aus Frankreich, das Höhenleitwerk aus Spanien und Teile des Rumpfes aus Deutschland. Um dieses gigantische Puzzle anschließend zusammenzusetzen, müssen alle Teile extrem präzise gearbeitet werden und es darf zum Schluss natürlich auch nicht ein einziges Puzzleteilchen fehlen – und das eben bei Millionen von Einzelteilen insgesamt! Die einzelnen Teile – Komponenten genannt – werden zum Airbus-Werk im französischen Toulouse transportiert und dort zusammengefügt.
Langer Weg bis zum Einsatz über den Wolken
Am 27. April 2005 war es endlich so weit: Der neue Superflieger A380 startete in Toulouse zu seinem Erstflug. Er dauerte vier Stunden und verlief erfolgreich. Bis zur Auslieferung der ersten Maschine an eine Fluggesellschaft mussten danach noch viele weitere Tests absolviert werden. Unter anderem führte das DLR auf dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen die wichtigen Wirbelschleppen-Messungen durch, ohne die kein modernes Flugzeug zugelassen wird. Bei solchen Wirbelschleppen-Tests geht es – richtig: um Wirbelschleppen. Das sind die Luftwirbel, die große Flugzeuge zum Beispiel beim Start direkt hinter sich erzeugen. Das nachfolgende Flugzeug, das dann anschließend startet, muss da schon einen ziemlichen Abstand lassen – eben bis sich die Wirbel wieder beruhigt haben. Und gerade bei einem „Riesen“ wie dem A380 ist das alles logischerweise von ganz besonderer Bedeutung.
Im Oktober 2007 schließlich übernahm die asiatische Fluggesellschaft Singapore Airlines den ersten A380 – ein langer Weg also von der Idee bis zum Einsatz über den Wolken. Weltweit wurden inzwischen über 300 Maschinen dieses Typs bestellt. Auch wenn die Produktion im Jahr 2021 auslaufen soll: der „XXL-Flieger“ bleibt ein bemerkenswertes Stück Luftfahrt-Geschichte.