Mist! Kaum ist man mit dem Wagen auf der Autobahn drauf, schon steht man im Stau! Oft gerade dann, wenn man es besonders eilig hat. Tja, wenn zu viele Menschen gleichzeitig schnell vorankommen wollen, schafft es am Ende keiner. Das nennt man paradox – oder auch: dumm gelaufen … Und dieses Problem verschärft sich: Denn immer mehr Autos sind auf unseren Straßen unterwegs. Damit unser Wunsch nach „Mobilität“ – also Fortbewegung – nicht im Stillstand endet, machen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die Verkehrssysteme der Zukunft Gedanken.
„Und hier die aktuellen Verkehrsmeldungen: Stau und zähfließender Verkehr auf folgenden Autobahnen ...“. Meist folgt im Autoradio dann eine lange Liste. Sieben Kilometer Stau hier, fünf Kilometer dort. Solche Staumeldungen werden immer mehr und immer länger – wie eben die Staus selbst. Nicht nur auf Autobahnen: Wer in einer Großstadt lebt, weiß, was da an einem Freitag-Nachmittag auf den Straßen abgeht – oder eben nicht mehr geht: Schlangen von Autos quälen sich dann im Schritt-Tempo voran. Das belastet Mensch und Umwelt. Aber: Ohne Verkehr kann unsere moderne Gesellschaft nicht mehr funktionieren. Es kommt also darauf an, ihn möglichst reibungslos zu gestalten.
Verkehr gestalten?
Wie aber kann man Verkehr „gestalten“? Nun ja: Genau das untersucht man in der Verkehrsforschung. Da gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, neue Straßen zu bauen. Oft keine wirklich gute Idee – denn das „verbraucht“ Landschaft. Neue Umgehungsstraßen, zusätzliche Autobahnen – Wiesen und Wälder werden so „zerschnitten“, Lebensräume von Tieren zerstört. Oft protestieren Anwohner – und oft wohl auch zu Recht.
Also muss man sich andere Lösungen einfallen lassen – etwa um den Verkehr auf den schon vorhandenen Straßen flüssiger fließen zu lassen. Damit es in der Stadt weniger Staus gibt, werden in letzter Zeit immer häufiger Kreisel errichtet – vielleicht ja auch bei euch. Da fahren die Autos dann im Kreisverkehr oft zügiger als an einer normalen Kreuzung.
Doch der Straßenverkehr ist ein kompliziertes System: Wenn man beispielsweise an einer Kreuzung eine Ampel einrichtet oder die Schaltung der vorhandenen Ampelanlage ändert, indem etwa die „Grün-Phase“ verlängert wird, hilft das vielleicht an dieser Stelle. Doch ein paar Straßen weiter entsteht dadurch möglicherweise ein neuer Stau. Übrigens: In einem unserer Schülerlabore – genauer im DLR_School_Lab Berlin – können Schulklassen das selbst ausprobieren: und zwar mit Hilfe einer Computersimulation. Denn auch die Forscherinnen und Forscher stellen natürlich nicht einfach mal an den echten Straßenkreuzungen probeweise Ampeln auf, sondern testen das erst einmal in der „virtuellen Welt“.
Und wenn wir eben schon vom Verkehr als „System“ gesprochen haben: In der Verkehrsforschung geht es nicht nur um einen Kreisverkehr hier und eine Ampel dort. Es geht auch um das gesamte System: um den Transport von Menschen und Waren auf allen möglichen Verkehrswegen – vom Fuß- und Fahrradweg über Straßen und Schienen bis zu Schiffen auf den Flüssen und Flugzeugen in der Luft. Als ob man sich unser Land von oben anschaut und überlegt, was am besten wie fortbewegt werden sollte. Müssten da zum Beispiel mehr S-Bahnen fahren? Und – kurz mal von der Großstadt aufs Land: Wie kann man den Menschen, die in kleinen Orten und Dörfern wohnen, eine gute Verkehrsanbindung ermöglichen? Gerade wenn man als Jugendlicher bzw. Jugendliche noch keinen Führerschein hat, ist man oft auf Busse und Bahnen angewiesen, um in die Stadt, zur Schule oder zum Ausbildungsplatz zu kommen.
Ganz schön viele „W-Fragen“ …
Wer das Verkehrssystem verbessern will, muss es erst einmal verstehen. Vor allem muss man wissen, wer wann und wie von wo nach wo will. Ganz schön viele „W-Fragen“, was?
Deshalb wird in der Verkehrsforschung erst einmal genau hingeguckt, wie die gegenwärtige Situation ist. Zum Beispiel welches Verkehrsmittel die Menschen am häufigsten nutzen oder welche Strecken sie wann zurücklegen. Die Ergebnisse solcher Verkehrszählungen, Umfragen und Studien geben den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Hinweise darauf, was konkret verbessert werden muss. Bleibt dann immer noch die Frage, wie man die Menschen dann auch dazu bewegen kann, künftig vom ach so bequemen Auto – dem sogenannten Individualverkehr – auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen? Ihr merkt schon: Das hat mit Mathematik und Statistik zu tun, aber auch mit Psychologie.
Aber es geht nicht nur darum, die Verkehrswege – die sogenannte „Infrastruktur“ – zu verbessern. Auch die Fahrzeuge, die auf Straßen und Schienen fahren, müssen „sauberer“ und leiser werden. Auch daran arbeiten Fachleute des DLR sehr intensiv. Das betrifft dann aber nicht die Verkehrsforschung, sondern die Fahrzeugtechnik von morgen. Damit beschäftigen sich vor allem Ingenieurinnen und Ingenieure. Der Vorteil einer großen Forschungseinrichtung wie dem DLR: Da sitzen alle Expertinnen und Experten für diese vielen verschiedenen Fragen unter einem Dach …