Bild: Polizei Hamburg
 

Wie man Alles-hängt-mit-allem-zusammen-Probleme löst

Der Verkehr in einer Großstadt ist eine komplizierte Angelegenheit. Autos, Busse und Bahnen, dazu wie in Hamburg (Foto) auch noch Fähren und Schiffe und ein Flughafen in der Nähe: Da greift ein Verkehrssystem ins andere. Wie löst man da Probleme? Die Antwort: durch interdisziplinäre Forschung. Bild: Polizei Hamburg
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Vielleicht hast du dich auch schon mal geärgert, wenn dein Bus oder die S-Bahn Verspätung hatte. Da steht man dann an der Haltestelle oder auf dem Bahnsteig herum und grübelt, warum das so ist und warum man da so herumstehen muss – statt längst im Bus oder in der Bahn zu sitzen und sich zu freuen, dass man endlich im Bus oder in der Bahn sitzt … Wie also lassen sich Verspätungen und Verzögerungen vermeiden und verhindern? Nicht nur bei Bussen und Bahnen, sondern auch bei Autos, die allzu oft im Stau stehen. Mit diesen und vielen anderen Fragen befassen sich die Expertinnen und Experten des DLR, wenn sie über die Zukunft des Verkehrs nachdenken.

Der Verkehr – ein ziemlich kompliziertes System. Bild: Photos.com
Der Verkehr – ein ziemlich kompliziertes System. Bild: Photos.com

Der Verkehr wird insgesamt immer dichter. Viele Autofahrerinnen und Autofahrer verbringen heute schon oft mehr Zeit im Stau als beim Fahren. Man hat errechnet, dass allein auf Europas Hauptstraßen täglich Staus von insgesamt rund 7.500 Kilometer Länge entstehen! Die Schlange der Autos, die so in nur einer Woche zustande kommt, wäre umgerechnet so lang, dass sie um die ganze Erde reichen würde!

Intelligente Verkehrsführung hilft Staus und Umweltschäden zu vermeiden. Bild: BMU (H.-G. Oed)
Intelligente Verkehrsführung hilft Staus und Umweltschäden zu vermeiden. Bild: BMU (H.-G. Oed)

Nun wollen wir mit unserem Auto oder mit Bus und Bahn ja nicht gleich um die gesamte Erde fahren, sondern meist nur ganz bescheiden einige Kilometer bis zur nächsten Stadt, in die Schule oder anschließend wieder nach Hause. Doch da der Verkehr nicht weniger, sondern eher mehr wird, muss man neue Lösungen finden, damit unsere Mobilität erhalten bleibt. Wie aber kann das gelingen? Das ist eine der Fragen im Leben, auf die es nicht nur eine einzige richtige Antwort gibt. Andere Fragen dieser Art lauten: Welchen Schuh sollte ich mir morgens als erstes zubinden? Antwort: Wer von euch bindet sich heutzutage noch die Schuhe zu? Oder: Was macht mehr Spaß – Chemie- oder Physikunterricht? Antwort: Eigentlich ist beides total spannend – es kommt nur auf den Lehrer an. Aber zurück zum Thema Verkehr: Weil das eines dieser Alles-hängt-mit-allem-zusammen-Probleme ist, haben sich die Fachleute das Thema in einzelne Bereiche eingeteilt – damit man da nicht völlig den Überblick verliert.

Drei wichtige Forschungsbereiche

Die Forscherinnen und Forscher arbeiten mit leistungsstarken Computern um den Verkehr im Voraus zu berechnen und zu steuern. Bild: DLR, Markus-Steur.de
Die Forscherinnen und Forscher arbeiten mit leistungsstarken Computern um den Verkehr im Voraus zu berechnen und zu steuern. Bild: DLR, Markus-Steur.de

Einer dieser Bereiche nennt sich „Verkehrs-Management“. Dabei geht es um nichts anderes als um die bessere Organisation des Verkehrs. Und zwar nicht nur auf der Straße, sondern auch auf den Schienen und auf den Flughäfen. Die Wissenschaftler untersuchen die vorhandenen Abläufe und überlegen, wie sich diese verbessern lassen. Tragen Tempolimits auf Autobahnen dazu bei, dass alle Autos schön gleichmäßig rollen? Lieber also etwas langsamer fahren und dafür ohne dauerndes Anhalten im mühsamen „Stop-and-go-Rhythmus“? Wie kommen Passagiere in einer Stadt am schnellsten vom Hauptbahnhof zum Flughafen? Und wo und wie muss man auf einer Autobahn oder Landstraße etwas ändern, weil es dort immer wieder zu Staus oder Unfällen kommt? Das sind einige der typischen Fragen des Verkehrs-Managements.

Kompakt & wissenswert
  • Auch auf dem Land „mobil“ bleiben
    Nicht immer ist der große Stau das große Problem. Manchmal geht es genau ums Gegenteil: Was tun, wenn nur wenige Menschen in einer Region leben? Wie kann man in solchen eher dünn besiedelten Gegenden sicherstellen, dass die dort lebenden Personen auch ohne eigenes Auto „mobil“ bleiben können? Wie können dort Busse und Bahnen regelmäßig fahren, ohne dass das zu teuer wird?

Ein weiterer Forschungsbereich wird „Verkehrssystem“ genannt. Das klingt zunächst einmal sehr ähnlich wie Verkehrs-Management. Hier geht es aber eher darum, zu verstehen, wie sich der Verkehr insgesamt entwickelt. Wie verändern sich unsere Städte und das „Mobilitätsverhalten“ der Menschen, die dort wohnen? Wie kann man in der Zukunft drei Ziele unter einen Hut bringen: mobil bleiben, möglichst dabei die Umwelt schonen und auch die Sicherheit im Verkehr erhöhen?

Autos und Züge sollen fit für die Zukunft gemacht werden. Bild: DLR
Autos und Züge sollen fit für die Zukunft gemacht werden. Bild: DLR

Ein drittes wichtiges Thema, mit dem sich die Forscherinnen und Forscher im DLR beschäftigen, trägt den schönen Namen „bodengebundene Fahrzeuge“. Damit sind nicht Skateboards oder Fahrräder gemeint. Die fahren zwar auch auf dem Boden – jedenfalls meistens. Doch die Fachleute beschäftigen sich hier eher mit Autos und Zügen.

Ganz konkret arbeiten sie da an mehreren „Baustellen“: Es geht um neuartige Antriebe wie zum Beispiel Brennstoffzellen oder auch um leichte und sichere Fahrzeug-Konstruktionen. Außerdem suchen die Forscherinnen und Forscher nach Lösungen, die den Autofahrern im immer dichter werdenden Verkehr helfen, einen „kühlen Kopf“ und den Durchblick zu bewahren. Und am „Zug der Zukunft“ arbeitet man auch schon: Das ist ein Projekt, bei dem ein moderner High-Speed-Zug entwickelt wird, der noch schneller als heutige Züge unterwegs sein soll.

Ihr seht: Es gibt jede Menge spannende und wichtige Aufgaben zu lösen, wenn es um den Verkehr der Zukunft geht. Doch egal, welche Frage erforscht wird. Für die Fachleute steht fest: Die Lösungen müssen viel mehr Rücksicht auf Mensch und Umwelt nehmen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Und weil da eben alles mit allem zusammenhängt, ist es von Vorteil, wenn die verschiedenen Expertinnen und Experten unter einem Dach arbeiten – eben wie im DLR.