Es ist eine der spannendsten und aufregendsten Raumfahrt-Missionen aller Zeiten! Und jetzt ist sie am Ziel! Am 14. Juli 2015 fliegt die NASA-Sonde New Horizons nach rund 10-jähriger Reise durchs Sonnensystem ganz knapp an Pluto vorbei: 5 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt, gerade mal 12.000 Kilometer über die Pluto-Oberfläche hinweg! Es ist das erste Mal, dass Pluto „Besuch“ bekommt und aus der Nähe beobachtet wird!
Bis vor einigen Wochen zeigten die besten Bilder, die es überhaupt von Pluto gibt, gerade mal eine winzige Kugel – fast ohne irgendwelche Einzelheiten. Ist er von Eis überzogen oder hat er eine steinige Oberfläche? Gibt es dort Krater? Und wie ist sein Mond Charon beschaffen? Selbst mit den stärksten Teleskopen der Welt konnte man all diese Fragen nicht beantworten: Pluto, rund 5 Milliarden Kilometer weit von uns entfernt, war immer nur ein kleiner Lichtpunkt. Doch das ändert sich in diesen Tagen: Schon seit einiger Zeit funkt die Sonde New Horizons immer wieder mal Aufnahmen vom Anflug an Pluto zur Erde.
Mit jedem Tag wurden die Bilder besser, waren mehr und mehr Details zu sehen. Denn immerhin rast die Sonde mit rund 50.000 Kilometern pro Stunde auf Pluto zu – über 1 Million Kilometer am Tag! Erst erkannte man nur ganz unscharf helle und dunkle Bereiche. Dann wurden die dunklen Flecken immer genauer sichtbar – vor allem unterhalb des Äquators sind mehrere etwa 500 Kilometer große dunkle Regionen zu erkennen. Auch eine runde Struktur – vielleicht der Krater von einem riesigen Einschlag – zeichnet sich da ab. Auf der anderen Seite der Pluto-Halbkugel sieht man ebenfalls helle und dunkle Regionen – und die hellen Gebiete formen fast so etwas wie ein „Herz“. Diesen Teil der Pluto-Oberfläche nimmt die Sonde am 14. Juli aus etwa 12.000 Kilometern Distanz ganz genau unter die „Lupe“. Dann wird man noch viel mehr Einzelheiten erkennen. Hier eine Zusammenstellung der jüngsten Bilder aus den letzten Tagen und Stunden.
Wenn ihr die aufregenden Momente des Vorbeiflugs an Pluto miterleben wollt: Hier die NASA-Seite zu dieser faszinierenden Mission! Achtet auch in den Tagen danach auf neu veröffentlichte Bilder! Denn es dauert einige Zeit, bis die Daten zur Erde gefunkt und ausgewertet sind. Schließlich ist Pluto sehr weit von uns weg (30 Mal weiter als die Sonne). Daher brauchen Signale, obwohl sie mit Lichtgeschwindigkeit durchs All gefunkt werden, etwa 4 Stunden und 30 Minuten, bis sie bei uns eintreffen – und dann müssen sie ja noch zu Bildern verarbeitet und von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begutachtet werden. Übrigens wird die Sonde nicht in eine Umlaufbahn um Pluto einschwenken können: Dafür ist sie einfach zu schnell – und um „abbremsen“ zu können, hat sie zum einen nicht genug Treibstoff an Bord, und zum anderen ist die Schwerkraft von Pluto (und Charon) zu gering, als dass sie die Sonde „einfangen“ helfen könnte. Also wird New Horizons anschließend weiter ins All hinausfliegen: In der „Kuipergürtel“ genannten Region, in der Pluto die Sonne umkreist, befinden sich viele andere kleine Himmelskörper. Die NASA hat bereits einige Kandidaten ausfindig gemacht, die auf dem Weg von New Horizons liegen und entscheidet im Dezember, welchen sie ansteuern will. Die Entdeckungsreise geht weiter!
Hier noch einige interessante Fakten zu Pluto:
Wie Pluto entdeckt wurde
Pluto wurde 1930 von dem amerikanischen Astronomen Clyde Tombaugh entdeckt. Er hatte als Amateur-Astronom mit selbstgebauten Teleskopen begonnen und wurde schließlich vom berühmten Lowell-Observatorium in Arizona angestellt. Dass er Pluto entdeckte, war (k)ein Zufall: Man hatte zuvor die Bahnen der äußeren Planeten Uranus und Neptun genau vermessen und kleine Abweichungen bemerkt. Irgendein anderer Himmelskörper musste da mit seiner Schwerkraft an den Planeten „ziehen“ und sie vom vorausberechneten Kurs abbringen. Und so wurde immer wieder nach diesem Himmelskörper gesucht, bis ihn Clyde Tombaugh schließlich ungefähr dort entdeckte, wo ihn der Namensgeber des Observatoriums, Percival Lowell, vermutete. Später stellte sich allerdings heraus, dass die Bahnstörung von Neptun gar nicht vom Pluto herrührt – also doch ein kleiner Zufall.
Gaaanz weit weg!
Pluto benötigt 247 Erden-Jahre, um einmal die Sonne zu umkreisen. Am sonnennächsten Punkt ist er „nur“ 30 Mal so weit wie die Erde von der Sonne entfernt, am sonnenfernsten Punkt rund 50 Mal weiter als unser Planet – fast 7,4 Milliarden Kilometer. Manchmal ist daher Neptun ein paar Jahre lang weiter von der Sonne weg als Pluto. Meistens aber ist Pluto der Außenseiter weit jenseits der Planetenbahnen – gaaanz weit von der Sonne entfernt!
Planet der Herzen ;-)
Seit seiner Entdeckung galt Pluto als der neunte Planet des Sonnensystems. Dann passierte etwas „Ungeheuerliches“: Im Jahre 2006 wurde ihm der Titel „Planet“ aberkannt. Pluto gilt seitdem nur noch als „Zwergplanet“. Was war passiert? Natürlich war Pluto nicht zum „Zwerg“ geschrumpft! Aber man hatte dort draußen jenseits der Planetenbahnen andere Himmelskörper entdeckt, die ungefähr so groß wie Pluto sind. Und man grübelte: Wenn der kleine Pluto ein Planet ist, müssten diese Himmelskörper ja jetzt auch alle Planeten sein. Hätte unser Sonnensystem dann plötzlich 10 oder 13 oder noch mehr Planeten? Die Internationale Astronomische Union (ein Zusammenschluss von Astronomen aus aller Welt) entschied sich für den umgekehrten Weg: Statt immer mehr Himmelskörper zu Planeten zu erklären, nannte sie die neu entdeckten Objekte „Zwergplaneten“ und stufte daher auch Pluto zum Zwergplaneten zurück. Viele Menschen – und auch Fachleute – waren damit nicht einverstanden: Für sie bleibt Pluto – mindestens – ein „Planet der Herzen“ ;-)
Plutos Monde – und ein komischer Effekt
Bisher kennt man fünf Monde, die Pluto umkreisen. Die meisten sind winzig, aber Charon – der größte Pluto-Mond – ist mit 1.200 Kilometer Durchmesser im Verhältnis zu Pluto (2.300 Kilometer) riesig! Das hat zur Folge, dass nicht nur Pluto seinen Mond Charon anzieht, sondern umgekehrt auch Charon mit seiner Anziehungskraft an Pluto „zerrt“. Daher drehen sich beide Himmelskörper um ein gemeinsames Schwerkraftzentrum. So ähnlich ist das zwar auch bei der Erde und unserem Mond der Fall; aber weil die Erde viel mehr Masse hat als der Mond (rund 80 Mal mehr), ist der Punkt, um den das Erde-/Mond-System kreist, ganz nah an der Erde – um genauer zu sein: Er liegt sogar innerhalb der Erdkugel selbst; allerdings eben nicht genau am Erdmittelpunkt, sondern zum Mond hin verschoben (rund 1.700 Kilometer unter der Erdoberfläche – immer in Richtung Mond „wandernd“). Bei Pluto und Charon ist das anders: Da liegt das Schwerezentrum außerhalb von Pluto. Und noch etwas ist dort anders: Pluto und Charon zeigen sich immer nur dieselbe Seite. Bei Erde und Mond ist das etwas anders: Der Mond zeigt uns – wie Charon einem Betrachter auf Pluto – immer dieselbe Halbkugel. Denn er dreht sich genau einmal um sich selbst, während er einmal die Erde umkreist. Aber die Erde dreht sich bekanntlich in 24 Stunden einmal um sich selbst, rotiert also viel schneller. Charon und Pluto haben sich dagegen beide in dieser sogenannten „gebundenen Rotation“ eingefangen: wie zwei Eistänzer, die sich bei einer Pirouette gegenseitig an den Armen halten und dabei anschauen.