Wie weit sind die Sterne weg?
Wie Marie Curie, die in ihrer Heimat nicht studieren durfte, hatte es auch Henrietta Swan Leavitt (1868-1921) nicht leicht, sich als Frau in der Forschung durchzusetzen. Als die Astronomin mit ihrer Erforschung ferner Sterne begann, war es Frauen in den USA verboten, ein Teleskop zu benutzen. Sie konnte nur die Fotografien betrachten, die vorher durch Teleskope aufgenommen worden waren. Und davon untersuchte sie Tausende!
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Dabei machte sie eine sensationelle Entdeckung! Es ging um die Frage, wie weit die Sterne von uns entfernt sind. Das kann man leider nicht daran erkennen, ob ein Stern am Nachthimmel strahlend hell oder nur als kleines Pünktchen zu sehen ist. Vielleicht ist das kleine Pünktchen viel weiter weg als andere Sterne, in Wirklichkeit aber ein strahlend heller Riesenstern? Oder es ist uns recht nah, aber eben nur ein kleiner Stern?
Also: Wie weit ein Stern von uns entfernt ist, lässt sich nicht daran erkennen, wie hell er aussieht. Doch Henrietta Swan Leavitt entwickelte eine Methode, mit der sich der Abstand trotzdem berechnen ließ. Sie untersuchte einen Sternenhaufen, bei dem klar war, dass alle Sterne ungefähr gleich weit von uns entfernt sind. Dabei bemerkte sie, dass manche Sterne mal etwas heller und dann wieder dunkler und wieder heller wurden. Und Sterne, die ohnehin schon superhell waren, taten das in einem anderen Tempo als schwächer leuchtende Sternchen. Von da an wusste man: Immer wenn irgendwo im Weltall ein Stern im Tempo der superhellen Sterne abwechselnd hell und dunkel wird, muss es so ein großer Stern sein. Und wenn er trotzdem nur schwach am Himmel zu sehen ist, kann das nur bedeuten, dass er sehr weit weg ist. Wie groß die Entfernung ist, lässt sich dann sogar ziemlich exakt berechnen.
Genau das taten ihre männlichen Kollegen wie der berühmte Astronom Edwin Hubble. Und so stellten er und andere Astronomen dank der Methode von Henrietta Swan Leavitt fest, dass sich manche Sterne gar nicht in unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße, befinden. Sondern dass sie zu anderen Galaxien gehören, die weit von der Milchstraße entfernt sind. Bis dahin wusste man nicht einmal, dass es überhaupt solche anderen Galaxien gibt! Heute wissen wir, dass es im Universum nur so von Galaxien wimmelt – es gibt viele Milliarden davon, jede mit mehreren Millionen oder sogar vielen Milliarden Sternen!

ESO/S. Brunier