Kann man Asteroiden-Einschläge vorhersagen?

Lassen sich Kollisionen vorhersagen?
Vor einigen Jahren hat die NASA-Sonde DART einen Asteroiden aus der Bahn geschubst. Und die europäische Sonde Hera (hier eine Illustration) ist 2024 dorthin gestartet, um die Folgen genauer zu betrachten.
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Fotomontage aus NASA-Bildern

Erdnahe Objekte können unserem Planeten gefährlich werden. Die sogenannten NEOs (Near Earth Objects) sind Asteroiden oder Kometen. Kreuzen diese Mini-Himmelskörper bei ihrem Umlauf um die Sonne die Erdbahn, so kann es zur Kollision, dem „Impakt“, kommen. Aber lassen sich solche Einschläge vorhersagen?

Der Asteroid Gaspra
Asteroiden sind Brocken aus Gestein oder Metall. Dieser hier ist weit von der Erde entfernt.
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Staubteilchen dringen häufig in die Atmosphäre ein und lösen dabei nur ein harmloses Leuchten aus, das man Meteorerscheinung nennt. Seltenere große Körper hinterlassen Krater auf der Erdoberfläche oder verursachen Flutwellen beim Einschlag im Meer. NEOs ab etwa einem Kilometer Durchmesser können unabhängig vom Einschlagsort weltweite Auswirkungen haben. Das Artensterben vor 65 Millionen Jahren, dem auch die Dinosaurier zum Opfer fielen, wurde höchstwahrscheinlich durch den Impakt eines zehn Kilometer großen Asteroiden ausgelöst. Er riss einen 180 Kilometer großen Krater in die Halbinsel Yukatan am Golf von Mexiko.

Den letzten größeren Einschlag gab es 1908 in Sibirien, in der Nähe des Flusses „Steinige Tunguska“. Ein etwa 30 bis 50 Meter großer Steinasteroid drang mit etwa 15 Kilometern pro Sekunde in die Atmosphäre ein und gab einige Kilometer über dem Boden seine Bewegungsenergie explosionsartig ab. Er zerstörte ein Waldgebiet von über 2.200 Quadratkilometern Größe – das ist die doppelte Fläche Berlins.

Noch sind keine umfassenden Vorhersagen möglich

Wahrscheinlich gibt es über eine Million NEOs, die größer als 30 Meter sind; davon sind wiederum über Hunderttausend größer als 100 Meter und ungefähr Tausend haben eine Größe von mindestens einem Kilometer.

Ein vages Gefühl für die Einschlagswahrscheinlichkeit geben gemittelte Zeitabstände zwischen den Impakten zweier gleich großer NEOs: 30 Meter-NEOs treffen die Erde etwa alle 1.000 Jahre, 1 Kilometer-NEOs etwa alle 300.000 Jahre. Allerdings kann es jederzeit zu einem weiteren Impakt kommen, was man nur durch die Vorausberechung der Bahnen der bekannten Asteroiden untersuchen kann. Von den mehr als 100 Meter großen NEOs kennt man bislang weniger als drei Prozent.

Die erste sichere Vorhersage eines Impakts gelang am 6. Oktober 2008, als der Asteroid 2008 TC3 entdeckt wurde. Man berechnete, dass er schon 21 Stunden später die Erde treffen würde. Glücklicherweise hatte er nur drei Meter Durchmesser und richtete keinen Schaden an – inzwischen wurden einige Gesteinsreste des Asteroiden gefunden. Was man tun kann, wenn ein größerer Asteroid auf die Erde zusteuert, wird im Projekt NEOShield untersucht.

Die gute Nachricht: Zurzeit kennen wir keinen Asteroiden, der sich auf Crash-Kurs mit der Erde befindet. Aber was tun, wenn ein größerer Brocken doch eines Tages im Anflug auf unseren Planeten sein sollte? Dazu hat die NASA-Raumsonde DART vor einigen Jahren einen spektakulären Test gemacht: Sie rammte absichtlich einen kleinen Asteroiden, der im „Doppelpack“ um einen etwas größeren Brocken kreist. Und der „Schubser“ zeigte Wirkung: Er veränderte den Kurs des Mini-Himmelskörpers – alles übrigens im sicheren Abstand etwa 10 Millionen Kilometern von der Erde entfernt. Im Jahr 2024 startete die ESA-Raumsonde Hera, um sich die Folgen noch einmal aus der Nähe anzusehen. Denn je mehr wir darüber wissen, umso besser, falls es mal zum Ernstfall kommen sollte.