17. bis 19. Juli 1969: Auf dem Weg zum Mond

Das Kontrollzentrum in Houston überwacht den Flug rund um die Uhr. Zwischendurch herrscht allerdings immer mal Funkstille. Schließlich muss die Crew auch mal schlafen. Die Ärzte können aus der Distanz anhand der Körperdaten verfolgen, wer nach einem letzten „Good night“ wann einschläft.

Apollo 11 ist jetzt schon fast 350.000 Kilometer von der Erde entfernt, nur noch rund 50.000 Kilometer bis zum Mond. Diese Passage des Funkverkehrs klingt harmlos: Wo die Oberstufe der Saturn-Rakete wohl sei, fragt Armstrong. Dazu gibt es einen etwas mysteriösen Hintergrund: Die Crew hatte ein weißes Objekt gesichtet ... Armstrong: „Do you have any idea where the S-IVB is with respect to us?“ Die Antwort aus Houston: „Stand by.“ War das die Oberstufe, die da in der Ferne im Sonnenlicht glänzte? Wo war sie überhaupt? Um keine UFO-Theorien aufkommen zu lassen (der Funkverkehr konnte ja von anderen Stellen mitgehört werden), stellte Armstrong die Frage mit dieser „sachlich“ verklausulierten Formulierung. Ganz aufgeklärt wurde die Sache nie. Vielleicht war es wirklich die Oberstufe, die ja bis heute in einer Umlaufbahn um die Sonne kreist.

Inzwischen hat das Raumschiff den Punkt passiert, ab dem die Anziehungskraft des Mondes stärker wirkt als die der Erde. Noch acht Stunden bis zum Einschuss in die Mond-Umlaufbahn. Die Crew schläft. Houston entscheidet, eine kleine Kurskorrektur auszulassen, um die Ruhepause etwas zu verlängern. Aldrin wird irgendwann wach und wundert sich. Houston sagt ihm, dass er sich nochmal umdrehen und zwei Stunden länger schlafen kann ...

Apollo 11 rast mit 1,2 Kilometer pro Sekunde auf den Mond zu. Nur noch 20.000 Kilometer. Houston weckt die Crew. Zeit für die Vorbereitungen auf das Einschwenken in die Mond-Umlaufbahn.

Armstrong und Collins haben zuletzt 7,5 Stunden geschlafen, Aldrin wohl nur 6,5 Stunden. Im Funkverkehr mit Houston begrüßt man sich mit „Good morning“. Einige Daten werden ausgetauscht. Dann gibt's Frühstück.

Dunkler Mond mit der Sonne
Die Crew ist vom Anblick des dunklen Mondes mit der Sonne dahinter fasziniert. Collins bittet Houston um Tipps zur Kamera-Einstellung, um das Bild mit der Korona im Hintergrund aufzunehmen.
Credit:

NASA

Die Crew ist vom Anblick des dunklen Mondes mit der Sonne dahinter fasziniert. Collins bittet Houston um Tipps zur Kamera-Einstellung, um das Bild mit der Korona im Hintergrund aufzunehmen.

Im Schatten des Mondes und ohne die blendende Sonne erkennt Armstrong – so berichtet er über Funk – erstmals Sterne und Sternbilder. „The sky is full of stars!“

Houston informiert die Crew über das Echo, das Apollo 11 weltweit auslöst. Westdeutschland habe den Tag des Ausstiegs (Montag, 21. Juli) zum Apollo-Tag erklärt, in Bayern hätten sogar die Schulkinder einen Tag frei.

Dass eine russische Zeitung Armstrong als „Zar des Raumschiffs“ bezeichnet, hängt ihm noch eine Weile nach. Als Houston der Crew nach dem Aufstehen einen kleinen Auftrag gibt, fügt der Sprecher hinzu „... falls ihr dabei nicht gerade den Zar beim Zähneputzen stört.“

Für Gelächter sorgt eben die Mitteilung aus Houston, eine Astrologin habe eine erfolgreiche Mission vorausgesagt. Neil sehe zwar vieles durch die rosa Brille, sei aber clever und ein guter Kerl, Mike habe ein gutes Urteilsvermögen und Buzz wisse, wie man Probleme löst. Über Roger, der im Funkverkehr weiterhin am häufigsten genannt wird und daher wohl das wichtigste Crewmitglied sein dürfte, hat sie komischerweise nichts gesagt. ;-)

Apollo 11 ist jetzt nur noch 4.000 Kilometer vom Mond entfernt. Gleich wird das Triebwerk entgegen der Flugrichtung gezündet. Dadurch verlangsamt sich das Raumschiff und schwenkt in eine Umlaufbahn um den Mond ein. Ein heikles Manöver, zumal es auf der erdabgewandten Seite des Mondes geschieht, wo es keinen Funkkontakt mit der Erde gibt.

Houston ruft die Crew:

„Apollo 11, Apollo 11, this is Houston. Do you read? Over.“
Nichts.

Nochmal:

„Apollo 11, Apollo 11, this is Houston. Do you read? Over.“

Dann der erlösende Funkspruch:
„Houston, Apollo 11. Over.“

Das war der erste Orbit-Einschuss. Im dritten Orbit soll ein weiterer erfolgen, der aus der elliptischen Bahn eine kreisförmige Umlaufbahn macht.