Stirnband mit Sensor

Wenn Astronautinnen und Astronauten nach dem Start und Aufstieg ins All in der Schwerelosigkeit angekommen sind, verlagern sich ihre Körperflüssigkeiten – wie Blut und Gewebeflüssigkeiten – teilweise von der unteren in die obere Körperhälfte. Denn es fehlt ja nun plötzlich die Schwerkraft, die auf der Erde alles nach unten zieht.

Handschuhbox und Stirnband-Sensor
Alexander Gerst bei einem Experiment an der Handschuhbox. Gleichzeitig trägt er einen Sensor an der Stirn.
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NASA/ESA

Auf der Erde ist das Blut in unserem Körper gleichmäßig verteilt. Die Schwerkraft zieht es zwar nach unten zu den Beinen und Füßen hin, aber das Herz pumpt es ja nach oben bis in den Kopf. In Schwerelosigkeit ändert sich da etwas: Jetzt fehlt die Schwerkraft, die alles nach unten zieht, aber das Herz pumpt weiter nach oben. Dadurch befindet sich im Oberkörper und Kopf mehr Flüssigkeit als üblich. Dadurch schwellen auch die Schleimhäute in Mund und Nase an und das fühlt sich wie bei einem Schnupfen an.

Doch das ist nur eine von vielen Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf unseren Organismus. Auch viele andere Abläufe im Körper ändern sich. Um all diese Veränderungen mit Blick auf die Gesundheit der Astronautinnen und Astronauten genau zu beobachten, ist die Messung der sogenannten „Körperkerntemperatur“ wichtig. Denn auch der „Wärmehaushalt“ des Menschen wird durch die Schwerelosigkeit beeinflusst. Ein einfaches Thermometer, wie wir es vom Fiebermessen her kennen, genügt da jedoch nicht. Denn es geht vor allem um die genaue Temperatur der lebenswichtigen inneren Organe. In Kliniken und Arztpraxen wird sie bisher mit einer Sonde im Körperinneren gemessen. Dieses Verfahren kann jedoch bei Astronautinnen und Astronauten nicht angewendet werden. Deshalb hat eine große deutsche Klinik – nämlich die Charité Berlin – zusammen mit dem DLR und den Draegerwerken Lübeck schon vor einigen Jahren ein einfacheres Verfahren entwickelt: Dabei erfasst ein Sensor den Wärmefluss am Kopf und auf der Brust. Der Sensor wird also ganz einfach außen am Körper angebracht – etwa mit einer Art „Stirnband“. Die Messwerte erlauben dann exakte Rückschlüsse auf die Temperatur im Inneren des Körpers.

Sensoren
Vor seinem Einsatz auf der Internationalen Raumstation ISS wurde der neue Sensor getestet.

Zusammen mit Daten zum Herz-Kreislaufsystem können Ärztinnen und Ärzte so auch den Erschöpfungszustand einer Astronautin oder eines Astronauten beurteilen – das ist zum Beispiel wichtig, wenn man anstrengende Außenbordarbeiten im freien Weltraum durchführen muss und dabei bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit geht. Aber das Verfahren kann auch auf der Erde angewendet werden: etwa bei Feuerwehreinsätzen, bei Operationen oder der Überwachung von Säuglingen im Brutkasten.