Weltraumspaziergänge: kein reines Vergnügen

Spektakulär und anstrengend: Spacewalks
Hier „wuchtet“ Alexander Gerst mit einer Hand ein 400 Kilo schweres Gerät an den richtigen Platz. Doch auch wenn es leicht und unbeschwert aussieht: Spacewalks dauern meist bis zu sechs Stunden und in den sperrigen Raumanzügen ist das extrem anstrengend – und das bei höchster Konzentration, damit bloß nichts schiefgeht.
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NASA

Weltraumspaziergänge sind kein Spaziergang. Das heißt: Sie dienen nicht dem Vergnügen der Astronautinnen und Astronauten, sondern sind harte Arbeit unter extremen Bedingungen. Anders gesagt: Sie sind verdammt anstrengend.

Thomas Reiter
Das Foto zeigt Thomas Reiter beim Ausstieg aus der ISS. Der deutsche Astronaut verbrachte ein halbes Jahr auf der Raumstation, nachdem er früher schon einmal – ebenfalls rund sechs Monate – auf der russischen Mir-Station war.
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NASA, ESA

Wenn Astronautinnen und Astronauten aus der Internationalen Raumstation ISS in den Weltraum aussteigen, geschieht das, um Dinge zu reparieren oder zum Beispiel um Geräte zu montieren. Mal muss etwas an den Sonnensegeln, die die ISS mit Strom versorgen, erneuert werden, mal wird ein zusätzliches Instrument angebracht. Dann verlassen immer zwei Astronautinnen bzw. Astronauten zusammen als Team die Station und führen die entsprechenden Arbeiten durch. Das dauert meist mehrere Stunden. Der Raumanzug mit Helm und Handschuhen schützt sie im luftleeren Raum, dem Vakuum des Weltalls. Er versorgt sie außerdem mit Atemluft – ähnlich wie beim Tauchen unter Wasser. Und er verfügt über eine Mini-Klimaanlage, die die Temperatur reguliert. Mit 16 einzelnen Schichten, die teilweise aus demselben Material wie schusssichere Westen bestehen, kann er sogar Mikrometeoriten abhalten, also zum Beispiel kleine Teile Weltraumschrott. Der Anzug wiegt zwar in Schwerelosigkeit nichts, aber man spürt ihn natürlich trotzdem und er schränkt die Bewegungsfreiheit deutlich ein. Und mit den dicken Handschuhen ist es auch nicht gerade einfach, eine klemmende Schraube zu lösen oder andere technische Arbeiten auszuführen.

Das Risiko meistern …

Außenbordeinsätze zählen zu den gefährlichsten Tätigkeiten in der Raumfahrt. Daher werden sie sehr gründlich vorbereitet und es wird alles für die Sicherheit der Crew getan. Lange vor dem Start trainieren Astronautinnen und Astronauten jeden Handgriff, den sie später durchführen müssen. Das geschieht vor allem in großen Tauchbecken, denn unter Wasser schwebt man beinahe so wie im All – sodass das Training recht realistisch ist. Beim Einsatz im Weltraum selbst verhindern Sicherheitsleinen, die an der Außenwand der Station befestigt sind, dass man versehentlich davon schwebt. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass doch mal jemand davon schwebt, hat der Rucksack kleine Düsenantriebe, mit deren Hilfe man zurückkommen könnte. Und vom Kontrollzentrum aus überwachen die Ärztinnen und Ärzte permanent den Gesundheitszustand der „Spacewalker“: Puls, Körpertemperatur, Atemfrequenz – all diese wichtigen Körperfunktionen werden live zum Boden übermittelt.

Phantastische Erlebnisse

Aber die Spacewalks sind natürlich nicht nur anstrengend und risikoreich – sie sind zugleich auch phantastische Erlebnisse: „Du siehst die Erde, den Mond und überall Sterne! Und du spürst: Du bist mitten im Universum …“, schwärmte mal ein Astronaut nach seinem Spacewalk. Dabei berichtet jeder Astronaut bzw. jede Astronautin über etwas anderes: Mal ist es die Tatsache, dass man außerhalb der Atmosphäre viel mehr Sterne sieht als üblich: Tausende auf einen Blick! Mal ist es der Moment, in dem man die Luke öffnet und nach unten schaut: mehr als 400 Kilometer über der Erde! Oder auch der faszinierende Anblick, den Erde und Mond zusammen bieten: zwei Himmelskörper, die man ganz plastisch im Schwarz des Alls beobachtet.

Viele spannende Fotos von Spacewalks gibt es unten per Klick.