Institut für Fahrzeugkonzepte
Das Institut für Fahrzeugkonzepte erforscht innovative Fahrzeugkonzepte für künftige Fahrzeuggenerationen auf Straße und Schiene am DLR-Standort Stuttgart.
Laufzeit: Januar 2022 bis Dezember 2025
Die globalen Herausforderungen des Verkehrs in Bezug auf den Klimawandel, Sicherung der Mobilität und Bewältigung des Übergangs zu einem nachhaltigen Verkehrssystem sind komplex. Das Projekt ProCo stellt einen ganzheitlichen und integrierten Ansatz dar, der darauf abzielt, einen klimafreundlichen, ressourceneffizienten und nachhaltigen Schienenverkehr zu ermöglichen.
Das Projekt ProCo Propulsion and Coupling gründet sich auf die vier Eckpfeiler Energie, Effizienz, Ökonomie und Ökologie.
Der Ersatz von Dieselzügen aus ökologischen Gründen und die Wiederinbetriebnahmen stillgelegter Strecken haben die Frage aufgeworfen, welches Hybrid-Antriebskonzept für jede einzelne nicht elektrifizierte Bahnstrecke am besten geeignet ist. Batterie- und/oder Wasserstoffzüge ermöglichen den Übergang zu umweltfreundlichen Energieträgern. Energiespeicher sind der Schlüssel für Zugkonzepte mit Hybridantrieben. Neue intelligente Lösungen für hybride Energieversorgungskonzepte sind zu untersuchen, um die Gesamtleistung von der Wiege bis zur Bahre zu optimieren. Ziel ist dabei die Entwicklung und Demonstration eines skalierbaren, modularen Systembaukastens für hybride Antriebssysteme mit standardisierten Schnittstellen.
Fortschrittliche Technologien wie die verlustarme Traktion müssen untersucht und auf die Anforderungen der Bahnanwendung angewendet werden, wobei die Züge der NGT-Familie als Leitkonzepte und Demonstratoren dienen. Begleitet von einem umfangreichen Investitionsvorhaben wird das Einzelrad-Einzelfahrwerk in voller Größe gebaut und sowohl auf einem Rollprüfstand als auch auf Gleisanlagen getestet, um den technologischen Reifegrad der implementierten Technologien voranzutreiben und zu demonstrieren.
Für Bahnbetreiber ist es essentiell, einen wirtschaftlichen Betrieb zu realisieren. Potenziale zur Senkung der Lebenszykluskosten im System Schiene liegen in der Optimierung und Automatisierung betrieblicher Abläufe, z.B. durch die virtuelle Kupplung, in der Reduzierung des Energiebedarfs und in der Reduzierung von Verschleiß und damit verbundenen Wartungskosten. Für den wirtschaftlichen Einsatz bedarfsgerechter zukünftiger Schienenfahrzeugantriebe ist die systematische und zielgerichtete Gestaltung ihres technischen Designs und der entsprechenden Technologien notwendig. Um dies zu ermöglichen, ist der intelligente Einsatz von Methoden & Werkzeugen zur Ermittlung der LCC und deren Entwicklung unabdingbar.
Die Reduzierung von Emissionen und die Verringerung des CO2-Fußabdrucks im Mobilitätssektor und insbesondere im Schienenverkehr ist eine anspruchsvolle Aufgabe und spielt für die Erhöhung der Akzeptanz neuer Technologien in der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Durch die integrierte Betrachtung von Energieversorgungs- und Antriebskomponenten und Fahrweisen / Fahrmanövern werden die Umweltbelastungen konsequent vermindert. Weiterhin wird die Ablösung der Dieseltraktion vorangetrieben, wodurch ein wichtiger Stellhebel zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks vorangetrieben wird. Ziel ist die Entwicklung und Optimierung von Betriebsstrategien und geeigneten Tools zur Verminderung von Energiebedarf und Emissionen.
Das Projekt ProCo umfasst und entwickelt im Wesentlichen fahrzeugseitige Technologien. Inhaltliche Schwerpunkte sind dabei:
Das NGT Einzelrad-Einzelfahrwerk ist ein neuartiges Leichtbaufahrwerk mit mechatronischer Spurführung und radnahem Direktantrieb, das für den Einsatz im NGT Mittelwagen insbesondere bzgl. Bauraum optimiert wurde. Ziele der Arbeiten an dem NGT-Fahrwerk sind:
Das angestrebte Ergebnis des TP1000 ist das weltweit erste mechatronische Leichtbau-Einzelradfahrwerk mit radnahem Direktantrieb in TRL 6.
Das Teilprojekt 2000 Virtually Coupled Train Sets (VCTS) führt Arbeiten aus NGT BIT und aus dem Shift2Rail Projekt X2RAIL-3 zur Entwicklung und Demonstration einer virtuellen Kupplung von Schienenfahrzeugen fort. Im Zuge der europäischen Shift2Rail-Initiative hat das DLR bereits wichtige Arbeiten zur VCTS Konzeptentwicklung sowie Analysen zur Machbarkeit und Leistungsfähigkeit durchgeführt. Damit ist es nicht nur im nationalen, sondern auch im europäischen Kontext sehr gut aufgestellt. Automatisierung und Digitalisierung sind wichtige Schlüsselfaktoren, um die Bahn effizienter und reaktionsschneller auf die stark steigenden Anforderungen zu machen. Um flexibler agieren zu können, sollen einzelne Züge während der Fahrt eine virtuelle Kupplung realisieren können. Der Streckendurchsatz wird deutlich erhöht, wenn mehrgliedrige Züge virtuell zusammengeführt und wieder getrennt werden. Die Systemleistung muss ganzheitlich untersucht werden, da sowohl Zug-zu-Zug als auch Zug-zu-Infrastruktur Interferenzen und Interaktionen in den Funktionsbereichen Kommunikation, Elektronik/ Elektrik, Mechanik, Aerodynamik und Zugsteuerung auftreten. Die erwartete Hauptergebnis des TP2000 ist, die Realisierung einer VCTS-Demonstration bis 2027 vorzubereiten.
Ein weiterer wichtiger Teilaspekt ist die genaue und zuverlässige Eigenortung der Fahrzeuge, die mit Hilfe von Magnetfeldsensoren auch für die Anwendung auf Strecken mit Tunneln entwickelt wird. Erste Zwischenergebnisse hinsichtlich Genauigkeit, Verfügbarkeit und möglicher Störeinflüsse, liefert dazu die Analyse von Daten einer umfangreichen Messkampagne mit dem advanced TrainLab der DB:
Im Teilprojekt 3000 Fuel Cell and Hybrid Power Pack (FCHPP) wird ein modularer und skalierbarer Systembaukasten für alternative Schienenfahrzeugantriebe entwickelt und demonstriert. Ziel des FCHPP Konzepts ist, die Dekarbonisierung der Bahn zu unterstützen, indem Alternativen zu den heute eingesetzten Dieselantrieben angeboten werden. FCHPP stellt mit Basisbausteinen anforderungsgerechte Energieversorgungssysteme und -architekturen für Schienenfahrzeuge bereit, dabei kommen skalierbare Teilsysteme als Module mit definierten Schnittstellen zum Einsatz. Ziel des ProCo TP 3000 (FCHPP) ist es, eine Systematik zur Auslegung eines anforderungsgerechten modularen und skalierbaren BZ- und Batterie-Hybridpowerpack (FCHPP) zu entwickeln. Die Arbeiten im Rahmen des Projekts erstrecken sich von Methoden über das Konzept und Technologien bis zur Auslegung und Demonstration sowie der anschließenden Energieverteilungs- und Kostenoptimierung (LCC))
Aktuell sind für Rangier- und Last-Mile-Fahrten entweder Rangierloks oder kapitalintensive Dual-Mode-Lokomotiven notwendig. Dies bedingt, insbesondere im Einzelwagenladungsverkehr (EWL), aufwendige logistische Abläufe mit vielen Fahrten von bemannten Lokomotiven und folglich hohen Kraftstoffkosten, hohen Emissionen, einem hohen Zeitaufwand sowie einer geringen Produktivität von Material und Personal. Um Abläufe im SGV zu flexibilisieren und zu rationalisieren ist das Ziel von TP4000 die Entwicklung angetriebener Drehgestelle, womit existierende Güterwagen mit einer autarken Fahrfähigkeit aufgewertet werden können. Je nach Anforderungsprofil und der Abwägung zwischen Kosten und Nutzen bezüglich Akkukapazität, Antriebsleistung und Nutzlast können weitere Strecken bewältigt werden und somit ggf. die „Letzte Meile“ zum Ziel autark gefahren werden bzw. mehrere Wagen von einem ausgestatteten Wagen mitverfahren werden. Das Ziel ist die konzeptionelle Auslegung einer neuen Art von vollintegriertem, angetriebenem Güterwagendrehgestell in Leichtbauweise. Es handelt sich bei diesem Drehgestell um eine plug-and-play Lösung, die die gesamte Hardware für den autarken Fahrbetrieb eines Güterwagens beinhaltet, dazu zählen die Antriebseinheit, der Energiespeicher und die Recheneinheiten.
Über die Grenzen des Projekts ProCo hinaus erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit weiteren Projekten in den Programmthemen Schienenverkehr (InTra, TraCo und RoSto), Verkehrssystem (Vmo4Orte) und Straßenverkehr (FFAE). Auf europäischer Ebene ist das Projekt ProCo eng mit dem Europe's Next Rail Joint Undertaking und dem Projekt von der Clean Hydrogen Partnership geförderten Projekt FCH2RAIL verknüpft.