Wir werden uns in 100 Jahren mit Raketenschuhen fortbewegen und aus Weltraumschrott im Recycling-Verfahren neue Planeten formen. Weltraum-Fahrstühle werden die altmodischen Shuttles und Raketen ablösen – und damit geht’s dann ganz flott auf Klassenfahrt zum Mond. Diese und viele andere Visionen zur Raumfahrt haben sich Schülerinnen und Schüler ausgedacht, die am großen Kreativwettbewerb von DLR, ESA und Stiftung Lesen teilgenommen haben.
Wie sieht die Raumfahrt in 100 Jahren aus? Der Wettbewerb lud Kinder und Jugendliche ab der 5. Klasse zu einer gedanklichen Zeitreise ins Jahr 2114 ein. Aus ganz Deutschland beteiligten sich Schulen in Form von Aufsätzen, Weltraum-Comics, gemalten Bildern und Videos – oftmals sehr einfallsreich und gut überlegt. Am Ende machten sechs Schulklassen das Rennen: Sie dürfen im kommenden Jahr jeweils drei Mitschüler zu einem persönlichen Treffen mit dem deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst entsenden.
Computer-Helme, Magnet-Halsketten und Blumen-Raumschiffe
Die Klasse 5 c aus dem Gymnasium Hückelhoven ist sich sicher: In 100 Jahren wird das Lernen kinderleicht sein! Einfach einen Computer-Helm aufsetzen – und schon wird das Wissen aus dem Rechner übertragen. Auch Bonbons, die das Wissen der Menschheit gespeichert haben, gehören zu den originellen Ideen der Fünftklässler. Und wer die geringe Anziehungskraft auf dem Mars lieber den größeren irdischen Werten anpassen will, sollte – wie man es von Hip-Hop-Musikern kennt – am besten spezielle Halsketten tragen: Sie werden vorher magnetisiert, sodass der eisenhaltige Marsboden die Astronauten stärker anzieht und man nie die Bodenhaftung verliert. Viele solcher Ideen hatten die Kinder in einem 14-tägigen Projekt erarbeitet – einschließlich einer besonderen Blume, die als Raumschiff dient. Die Jury war von so viel Phantasie begeistert!
Mit dem Weltraum-Fahrstuhl auf Klassenfahrt
Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Hardt aus Mönchengladbach bastelten Raumschiffe aus Glas sowie einen kleinen Weltraum-Fahrstuhl, der – quer durchs Klassenzimmer – zwei „Planeten“ miteinander verbindet. Auch für das Problem mit dem Weltraumschrott haben sie sich eine Lösung überlegt: Er wird künftig von einem Staubsauger-Satelliten eingefangen und dann zu einem neuen Planeten geformt. Gleich mehrere Videos fertigten die Kinder in Eigenregie an – großartig!
Radio-Interview mit Alexander Gerst – im Jahre 2114!
Alexander Gerst wird ab dem Jahr 2034 nicht mehr altern! Das hat sich jedenfalls der 11-Jährige Julio vom Progymnasium Alpirsbach überlegt – und zwar mit einer wirklich pfiffigen Begründung: Weil in 20 Jahren Raumschiffe entwickelt werden, die mit Lichtgeschwindigkeit fliegen, bleibt – ganz der Logik von Albert Einstein folgend – an Bord die Zeit stehen! So kann Gerst problemlos im Jahr 2114 ein Radio-Interview geben, das Julio samt Fragen und Antworten auch schon ausgearbeitet hat. Auch dieser äußerst einfallsreiche und witzige Beitrag wurde ausgezeichnet.
Außergewöhnliches Projekt der ganzen Schule
Die Christoph-Graupner-Schule in Darmstadt – eine Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung – beteiligte sich mit ihrem Spielfilm-Projekt am Wettbewerb. In „4 gegen Käptn Krikmok“ geht es um Raumstationen und fremde Planeten – und um einen Bösewicht, der die Macht im Weltall übernehmen will. Dieses außergewöhnliche Projekt gehört ebenfalls zu den Gewinnern des Wettbewerbs.
Mode für Weltraum-Touristen
Gut dass die Mädchen der Geschwister-Scholl-Schule in Bad Blankenburg die Idee mit der Weltraum-Mode hatten! Und noch besser, dass sie die Jungs davon überzeugen konnten! Denn damit sind die Jugendlichen ebenfalls auf einem Siegerplatz gelandet. Ihre Überlegung: In 100 Jahren wird es viele Weltraum-Touristen geben, die natürlich auch eine entsprechende Kleidung tragen müssen – allein schon wegen der kosmischen Strahlung. Also wurde in der Klasse mit viel Mühe eine ganze Kollektion mit Jeans und T-Shirts, Jacken und Kappen entworfen und bemalt: alles im neuen „Galaxy-Look“ und wirklich cool!
Der „Schwarzlochgenerator“
Einige 11-jährige Schülerinnen und Schüler vom Amos-Comenius-Gymnasium in Bonn haben offenbar schon ein Astrophysik-Studium absolviert. Ihre Überlegungen zum Urknall sorgten jedenfalls bei den Raumfahrt-Experten von DLR und ESA für Verblüffung. Außerdem dachten sie über ein Verfahren nach, mit dem Raumschiffe künftig weiter in die Tiefen des Weltraums fliegen können: Dazu muss mehr Treibstoff in die Tanks passen, der deshalb komprimiert – also zusammendrückt – wird. Wie das gehen soll? Mit Hilfe von Schwarzen Löchern, die bekanntlich Materie auf engstem Raum verdichten! Natürlich muss der Treibstoff anschließend wieder mit einem „Schwarzlochgenerator“ normalisiert werden, bevor er in die Triebwerke geleitet wird. „Faszinierend“, würde Mr. Spock sagen!
Es gab noch viele weitere tolle Ideen: Zeichnungen von Mondkolonien, Portraits von Außerirdischen und selbst gesprochene Nachrichtensendungen aus dem Jahr 2114 – auch viele Beiträge, die nicht auf dem „Siegertreppchen“ landeten, waren richtig gut! DLR, ESA und Stiftung Lesen bedanken sich bei allen Schülerinnen und Schülern, die am Wettbewerb „Abenteuer Weltraum“ mitgemacht haben! Alle Teilnehmer erhalten dafür ein „Überraschungs-Paket Raumfahrt“ mit Leuchtkulis und vielen anderen Dingen! Und 18 Gewinnerinnen und Gewinner dürfen sich auf die Begegnung mit einem „Außerirdischen“ freuen: Denn Alexander Gerst ist ja im Moment noch im Weltraum. Nach seiner Rückkehr wird er sich dann mit den raumfahrt-begeisterten Kindern und Jugendlichen über seine Erlebnisse und über ihre Ideen unterhalten.