Pflanzen nehmen ganz offensichtlich Schwerkraft wahr. Und sie reagieren darauf, indem sie in ganz bestimmte Richtungen wachsen: Die Wurzeln entwickeln sich bekanntlich nach unten zum Erdmittelpunkt hin, der Rest wächst nach oben. Doch woher wissen Pflanzen überhaupt, wo oben und unten ist? Inzwischen hat man festgestellt: Die Wurzeln sind mit Zellen ausgestattet, die die Schwerkraft erkennen. Man nennt sie Statholiten. Wie verhalten sich diese Statholiten, wenn der Schwerkraft-Einfluss nachlässt oder ganz aufhört? Und wie genau funktionieren sie? Fragen, die nur im Weltraum-Labor untersucht werden können.
Die Ergebnisse dieser Versuche dienen der Züchtung neuer Pflanzensorten mit besseren Wachstums-Eigenschaften, könnten aber auch zur Entwicklung neuer Düngemittel führen. Darüber hinaus erbringen die Experimente im Orbit auch neue Erkenntnisse über den Anbau landwirtschaftlicher Kulturen im Weltraum, beispielsweise bei Langzeit-Missionen zu anderen Planeten. Denn da wird man schnell nachwachsende Pflanzen mit auf die Reise nehmen müssen – und möchte eben sicher stellen, dass die Pflanzen den Flug etwa zum Mars und zurück auch gut überstehen.
Das Experiment WAICO geht – im europäischen ISS-Labor Columbus – all diesen Fragen nach. Es funktioniert wie ein kleines Gewächshaus. Darin wachsen Pflanzen unter ständiger Beobachtung: Verschiedene Kameras senden Live-Bilder zum Columbus-Kontrollzentrum nach Oberpfaffenhofen, von wo aus sie an die einzelnen Versuchsleiterinnen und -leiter weiterverteilt werden. Die Forscherinnen und Forscher auf der Erde können dabei sogar per Fernsteuerung in den Verlauf der Experimente eingreifen.