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Online-Plattform – aber nicht zum Chatten

Wo sind Straßen frei, wo staut es sich? Das ist schon im „Normalfall“ wichtig zu wissen – erst recht nach Katastrophen, wenn Hilfskräfte schnell zum Einsatzort kommen müssen. Bild: OpenStreetMap
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Wer sich für Computer interessiert, sollte jetzt genau aufpassen: Es geht nämlich um eine Online-Plattform. Allerdings nicht zum Chatten – sondern für die schnelle Hilfe bei Katastrophen. Also um etwas, das wirklich wichtig ist.

Das Web-Portal DELPHI hilft Einsatzkräften den Überblick zu behalten. Bild: DLR
Das Web-Portal DELPHI hilft Einsatzkräften den Überblick zu behalten. Bild: DLR
Die aktuellen Verkehrsdaten werden online zusammengefasst.  Bild: DLR
Die aktuellen Verkehrsdaten werden online zusammengefasst. Bild: DLR

Wenn es zu einem schweren Unfall, einem Erdbeben oder ähnlichen kritischen Situationen kommt, zählt jede Minute. Für die Rettungskräfte heißt es dann, schnell zu handeln und den Überblick zu behalten. Doch meistens sind gerade in solchen Momenten zwei Dinge komplizierter als im Normalfall: Erstens sind oft viele Straßen blockiert oder schwer passierbar. Und zweitens ist die Kommunikation eine echte Herausforderung, wenn viele Hilfskräfte gleichzeitig im Einsatz sind. Woher wissen sie, welche Wege zum Unfallort noch frei befahrbar sind? Gerade nach Erdbeben oder bei Überschwemmungen ist das nicht sicher. Wie kommen Notärztinnen und -ärzte sowie Feuerwehr an den Ort des Geschehens, wenn etwa ein Zug verunglückt ist? Blockieren nach einem Sturm Bäume die Zufahrt? Und wie können sich die Hilfsmannschaften untereinander abstimmen, wer zuerst wohin muss? Damit die Einsatzkräfte in solch schwierigen Momenten bei all dem Durcheinander den Überblick behalten, hat das DLR eine spezielle Online-Plattform entwickelt, auf der die Helfer in Echtzeit erkennen können, wie es „vor Ort“ aussieht.

Das Orakel von Delphi …

Hast du schon einmal vom Orakel von Delphi gehört? Dort stand in der griechischen Antike ein berühmter Tempel, in dem Voraussagen für die Zukunft gemacht wurden. Diese Vorhersagen waren deshalb so berühmt, weil sie fast immer eintrafen – nun ja, angeblich jedenfalls. In Anspielung auf diesen „magischen“ Ort haben die Forscherinnen und Forscher der Gegenwart ihr Online-Portal für die Einsatzkräfte ebenfalls „DELPHI“ genannt.

… und das Projekt „DELPHI“

Aber im Gegensatz zu damals geht es bei „DELPHI“ nicht um Vermutungen und Hellseherei, sondern um exaktes Wissen. Denn um im Notfall die Hilfe schnell an die richtige Stelle zu schicken, sind zuverlässige und präzise Informationen über die Straßenlage notwendig. Bisher nutzen die verschiedenen Helfer wie zum Beispiel Polizei, THW oder Feuerwehr eigene Systeme, um sich zu informieren. Nun besteht mit dem Online-Portal DELPHI die Möglichkeit, die vielen unterschiedlichen Daten und Infos an einer einzigen Stelle zu sammeln. Der große Vorteil: Alle beteiligten Hilfskräfte – egal ob Sanitäterinnen und Sanitäter, Feuerwehrleute oder Polizistinnen und Polizisten – sind nun auf dem gleichen Stand der Dinge.

Die Quellen für all die Informationen, die abgerufen werden können, sind sehr unterschiedlich. So werden Daten von Straßen-Sensoren mit Luftaufnahmen und sogar Satellitenbildern kombiniert. Das Besondere bei DELPHI ist: Die Daten zeigen den Hilfskräften die aktuelle Situation. Und die Rettungsdienste können sich sogar anzeigen lassen, wie sich die Verkehrssituation weiter entwickeln wird – sie können also Prognosen anfordern. Dafür müssen die Computer sehr schnell rechnen und eine große Menge an unterschiedlichen Daten verarbeiten.

Aber nicht nur im Notfall kann diese Plattform von den Fachleuten genutzt werden. Auch bei der Vorbereitung und Durchführung von Mega-Events wie großen Sportereignissen oder Open-Air-Festivals hilft das Online-Portal den Expertinnen und Experten.

Für solche Online-Plattformen gibt es noch andere Anwendungen: So wurde im EU-Projekt „SimpleFleet" ein Verfahren entwickelt, das vor allem kleineren Firmen hilft, ihre Lieferwagen möglichst zügig durch den Verkehr zu steuern. Dabei kommen die Infos zur Verkehrslage teils von den Autos selbst – denn ihre Geschwindigkeit verrät ja, ob auf einer Straße „Stop and Go" oder freie Fahrt herrscht. Das nennt man „Floating Car Data". Hinzu kommen andere Verkehrsdaten, wie man sie auch aus dem Radio kennt.