Ein Gedankenexperiment: Ein Asteroid oder Komet ist auf Kollisionskurs mit der Erde. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten den Impakt, also den Einschlag eines erdnahen Objekts, abzuwenden: Die Zerstörung des Near Earth Object (NEO) oder die Umlenkung auf eine ungefährliche Bahn. Aber ist das realistisch?
Eine Zerstörung kommt nur bei NEOs mit weniger als 100 Metern Durchmesser in Frage, da deren Trümmer noch klein genug sind, um in der Erdatmosphäre weitgehend zu verglühen. Für eine Bahnänderung könnte ein Raketenantrieb verwendet werden, der Geschwindigkeit und Richtung des NEOs korrigiert. Dafür müssten allerdings viele Tausend Tonnen Treibstoff zum NEO transportiert werden, was mit heutigen technischen Möglichkeiten nicht realisierbar ist.
Alternativ könnte ein Geschoss das NEO abbremsen. Erste Erfahrungen mit dieser Strategie wurden 2005 mit der US-Raumsonde „Deep Impact“ gemacht, die einen so genannten Impaktor gezielt auf einem (harmlosen) Kometen einschlagen ließ. Ziel der Mission war allerdings nicht der Katastrophenschutz, sondern die Erforschung der Kometenstruktur.
An Ideen herrscht kein Mangel – aber an ausgereiften Lösungen
Denkbar ist auch, Nuklearsprengsätze in der Nähe, auf oder unter der Oberfläche eines NEOs zu zünden. Theoretisch kann ein nuklearer Sprengsatz einen bis zu 100.000-fach größeren Bewegungsimpuls auf das NEO übertragen als ein Raketenantrieb. Ein solches Verfahren müsste natürlich in möglichst großer Entfernung von der Erde angewendet werden. Geschoss-Einschlag oder Nuklearexplosion könnten jedoch auch dazu führen, dass das NEO zerbricht oder bei entsprechend lockerer Gesteinsstruktur den Impuls wie ein Sandsack schluckt. In beiden Fällen bliebe der Kollisionskurs weitestgehend unverändert.
Überlegt wird auch, ein Spiegelsystem in der Nähe eines NEOs zu stationieren, das Sonnenstrahlung auf die NEO-Oberfläche bündelt und so Oberflächenmaterial verdampft. Das wiederum würde Schub wie bei einem Raketenmotor erzeugen. Die Schubkraft wäre zwar gering, reichte aber bei einer Betriebsdauer von mehreren Monaten aus, um das Objekt in einigen Jahren Freiflugphase an der Erde vorbei driften zu lassen.
Bei NEOs, die kleiner als etwa ein Kilometer sind und keine globalen Auswirkungen hätten, gibt es noch eine Notlösung: Die Evakuierung des Einschlagsgebietes. Die müsste allerdings schnell verlaufen, da der exakte Einschlagsort und -zeitpunkt erst wenige Wochen vor dem Impakt ausreichend genau berechnet werden können. Allerdings müsste man dabei den Verlust an Bauwerken, Kulturgütern und Naturlandschaften in Kauf nehmen.