Es war die wohl größte Raumfahrt-Veranstaltung für junge Leute, die es jemals gab: 15.000 Schülerinnen und Schüler verfolgten am 7. Juni im Erfurter Steigerwaldstadion die DLR_Raumfahrt_Show – und am Abend kamen zu einer zweiten Aufführung nochmal Tausende Zuschauer hinzu.
Strahlender Sonnenschein ließ die Schulveranstaltung am Vormittag zu einem großen Fest werden – und die Kinder gingen von Beginn an begeistert mit. Lautstark zählten die Schülerinnen und Schüler den Countdown mit, lauschten dann aufmerksam den Erklärungen der Moderierenden und betrachteten gebannt auf Großbildschirmen die Originalaufnahmen der Apollo-Missionen. Denn das war eines der großen Themen der Präsentation: Aus Anlass des 50jährigen Jubiläums der ersten Mondlandung nahm das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) das Publikum mit auf eine „Gedankenreise zum Mond“.
Immer wieder wurden die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer dabei selbst zum Mitmachen animiert. Wie der Mond zu seinen dunklen Flecken kam, die man auch als das Gesicht vom „Mann im Mond“ bezeichnet? Junge Sportlerinnen und Sportler demonstrierten es mit Fußbällen: Auf einer kreisrunden „Mond-Scheibe“ hinterließen die Treffer – ganz ähnlich wie Meteoriten auf unserem kosmischen Nachbarn – dunkle Abdrücke. Wie man dank der Apollo-Missionen mithilfe von Seismometern Mondbeben messen kann? Das ganze Publikum ließ unter ohrenbetäubendem „Wumm“ und „Ola“ eine Welle durch die Tribünenränge wandern, bis sie mit einem lauten „Ping“ an den gegenüberliegenden Sitzreihen am „Messgerät“ ankam. Und um Größenverhältnisse und Abstand zwischen Erde und Mond zu verdeutlichen, rollten mehrere Kinder eine aufblasbare „Mond-Kugel“ über das Spielfeld, bis sie in der richtigen Entfernung zu einem großen Erde-Ballon war.
Doch der Ausflug zum Mond war nur der Auftakt dieses ganz besonderen Raumfahrt-Events. Denn mit Ulf Merbold und Alexander Gerst waren zwei Rekord-Astronauten live in Erfurt dabei. Zunächst berichtete Merbold, der mit drei Raumflügen häufiger als jeder andere Deutsche im All war, von seinen Missionen: vom Start mit dem mächtigen Space Shuttle, von der verrückten Welt der Schwerelosigkeit und der nicht immer ganz „weichen“ Landung mit einer Sojus-Kapsel.
Und dann kam „Astro_Alex“ unter lautem Jubel auf die Bühne. Mit eindrucksvollen Videos und Fotos ließ der deutsche ESA-Astronaut die Zuschauer an seinen Erlebnissen auf der Internationalen Raumstation teilhaben. Zwei Mal war Gerst auf der ISS, zusammen fast ein ganzes Jahr! Bei seinem zweiten Aufenthalt hatte er neben zahlreichen wissenschaftlichen Experimenten auch ein symbolisches Objekt mit an Bord: eine Zeitkapsel.
Unter anderem enthält sie – auf einem speziellen Datenträger gespeichert – die Wünsche von 8000 Schülerinnen und Schülern für die Zukunft. Die Beiträge hatten die Jugendlichen im Rahmen einer großen Schulaktion des DLR eingesandt. Erst im Jahr 2068 darf die Kapsel, die auch noch weitere „Mini-Objekte“ und Grußbotschaften an die Welt von morgen enthält, wieder geöffnet werden. Bis dahin wird sie im Haus der Geschichte (Bonn) ausgestellt und aufbewahrt. In Erfurt übergab Gerst die Zeitkapsel in Anwesenheit von Bundesministerin Franziska Giffey an den Vizepräsidenten des Museums, Prof. Harald Biermann.
Und es gab noch mehr Highlights: Zu einer weiteren Schulaktion riefen Michaela Döllinger und Markus Pössel auf. Die Astronomin aus Thüringen hatte kürzlich einen sogenannten Exoplaneten entdeckt – also einen Planeten, der um einen anderen Stern kreist. Für diesen Planeten sucht die Internationale Astronomische Union (IAU) nun einen Namen. Markus Pössel vom Haus der Astronomie (Heidelberg) ermunterte die anwesenden Schulklassen, ihre Namensvorschläge einzureichen. Aber auch Schulen aus ganz Deutschland können sich an der Aktion beteiligen – und wer am Ende „Namensgeber“ wird, soll im Herbst von einer Fachjury verkündet werden. Thüringens Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, Wolfgang Tiefensee, präsentierte zusammen mit Zeiss-Vorstandsmitglied Justus Wehmer einen Nachbau jener Kameras, die bei den Apollo-Missionen zum Einsatz kamen. Und einer der zwölf Astronauten, die den Mond betreten haben, meldete sich mit einer Video-Botschaft: Charlie Duke, der zehnte Mensch auf dem Mond, grüßte die Schülerinnen und Schüler und lobte ihr Interesse an Raumfahrt und Wissenschaft. „Have fun in Erfurt!“ rief er – und den hatten die Kinder ganz offensichtlich. Zum großen Finale verwandelte die Berliner Band Yuri & Neil – allesamt wie der Name schon verrät ebenfalls große Raumfahrt-Fans – das Erfurter Stadion in eine große „Space Party“.
Durch das Programm führte ein munter aufgelegtes Moderations-Team. Dazu gehörte Tobias Bohnhardt vom DLR Berlin, der zwischendurch als Känguru verkleidet erklärte, warum Astronautinnen und Astronauten auf dem Mond höher springen können als auf der Erde. Zusammen mit ihm auf der Bühne war Dirk Stiefs, Leiter des DLR-Schülerlabors in Bremen und zeitweise mit Pappmaché-Erdkugel ausgestattet. Das Trio komplettierte Nadine Hadad, die schon im letzten Jahr Moderatorin der DLR_Raumfahrt_Show war und in Erfurt im stilechten Apollo-Raumanzug auftrat.
Wegen des enormen Interesses wurde am Abend desselben Tages eine zweite Aufführung der DLR_Raumfahrt_Show für die allgemeine Öffentlichkeit angesetzt – wieder mit Alexander Gerst und Ulf Merbold auf der Bühne und wieder vor vielen tausend Zuschauern. Auch viele Schulklassen hatten sich für diesen zweiten Event angemeldet, da die 15.000 Plätze am Vormittag schon vier Tage nach der Ankündigung ausgebucht waren.
Die DLR_Raumfahrt_Show ist eine Aktion im Rahmen der Nachwuchsförderung des DLR. Sie will insbesondere jüngere Schülerinnen und Schüler über die „Faszination Raumfahrt“ für Forschung und Technik begeistern. Das Programm wird maßgeblich von den Schülerlaboren des DLR, den DLR_School_Labs, ausgestaltet, die eigens dafür zahlreiche Bühnenexperimente entwickelt haben. Veranstalter der beiden Events in Erfurt, die in Kooperation mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA stattfanden, war der „Förderverein Spiel- und Freizeitplätze der Generationen in Erfurt“. Dieser Verein, der sich unter Leitung von Winfried Wehrstedt auch der Nachwuchsförderung im MINT-Bereich widmet, hat die Erfurter Veranstaltungen mit seinem großen Engagement überhaupt erst ermöglicht. Nach dem Auftakt in Erfurt wird es weitere Aufführungen in verschiedenen Städten geben. Die diesjährige Tour erfolgt mit freundlicher Unterstützung des Science Centers „experimenta“ (Heilbronn), des Heinz Nixdorf MuseumsForum (Paderborn) und der Klaus Tschira Stiftung. Wie im Vorjahr wird die Aktion vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Alle weiteren Tour-Daten der DLR_Raumfahrt_Show und auch viele Informationen zum Thema Mond (einschließlich Unterrichtsmaterial für Schulen) finden sich hier.