Der Kepler-Krater auf dem Mond, aufgenommen von den Astronauten der Mission Apollo 12. Bild: NASA
 

Kleine Kraterkunde

Der Kepler-Krater auf dem Mond, aufgenommen von den Astronauten der Mission Apollo 12. Bild: NASA
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Krater ist nicht gleich Krater. Es gibt auf der Erde Krater, die von Vulkanen stammen, andere sind durch Einschläge von Meteoriten entstanden. Manche Einschläge waren so heftig, dass sie Material weit in die Höhe sprengten, das dann wieder auf die Oberfläche fiel und einen zusätzlichen Krater erzeugte. In manchen Kratern finden sich kleinere Krater – gewissermaßen Krater im Krater. In anderen entdeckt man seltsame Berge. Und dann gibt es Krater, die gar keine Krater mehr sind, sondern glatte Ebenen. Klingt verwirrend – ist es aber nicht. Wir erklären dir hier das Wichtigste zum Thema Krater.

Wie in dieser künstlerischen Darstellung der NASA kann man sich den Einschlag eines anderen Himmelskörper auf der jungen Erde vorstellen. Aus den Trümmern entstand nach heutiger Theorie der Mond. Bild: NASA/JPL-Caltech
Wie in dieser künstlerischen Darstellung der NASA kann man sich den Einschlag eines anderen Himmelskörper auf der jungen Erde vorstellen. Aus den Trümmern entstand nach heutiger Theorie der Mond. Bild: NASA/JPL-Caltech

Der Mond selbst ist nach heutiger Theorie das Ergebnis einen gewaltigen Impakts: Ein anderer Himmelskörper stieß mit der jungen Erde zusammen, schleuderte Unmengen an Material aus unserem Planeten – und aus den Trümmern, die sich gegenseitig anzogen und verklumpten, formte sich allmählich der Mond. Als sich der Mond vor etwa 4,5 Milliarden Jahren gebildet hatte, war er anfangs eine glühend heiße Kugel, die allmählich abkühlte. Zu dieser Zeit war unser Sonnensystem noch recht jung (es ist wohl vor etwa 4,6 Milliarden Jahren entstanden). Die Bahnen der Himmelskörper waren noch nicht so geordnet wie heute: Immer wieder kam es zu kosmischen Zusammenstößen. Dabei wurden unzählige Bruchstücke erzeugt, die ziemlich wild durch die Gegend sausten. Der Mond – und auch die Erde – war einem regelrechten „Bombardement“ ausgesetzt. Die besonders schweren Brocken rissen dabei so tiefe Krater in die Mondoberfläche, dass flüssige Lava durch die Vertiefungen nach oben kam. Sie füllte die Krater auf, kühlte ab, wurde fest und bildete glatte dunkle Flächen. Diese Ebenen kannst du noch heute mit bloßen Augen sehen, ganz ohne Fernrohr: Es sind die dunklen Flecken, die man manchmal auch als das Gesicht vom „Mann im Mond“ bezeichnet.

Woher stammen all die Krater auf dem Mond? Anfangs dachte man, es seien Vulkankrater. Doch das stellte sich bald als Irrtum heraus. Die Gesteinsproben, die die Apollo-Astronauten vom Mond mit zur Erde zurückbrachten, zeigten kaum Spuren von Vulkanismus. Stattdessen waren es Brocken, wie sie oft bei Einschlägen entstehen. Und das ist auch die tatsächliche Ursache der Mondkrater: Sie sind die „Narben“ von unzähligen Meteoriteneinschlägen auf dem Mond. Einen Einschlag nennt man auch „Impakt“, und so sprechen Experten von Impaktkratern. Und Meteoriten – so nennt man kleinere oder größere Felsbrocken, die auf einen anderen Himmelskörper aufschlagen.

Besonders tiefe Einschläge ließen Lava nach oben steigen. Sie erkaltete, wurde fest und bildete recht glatte Flächen, auf die danach nur noch wenige Einschläge hinzukamen und kleinere Krater formten. Bild: NASA
Besonders tiefe Einschläge ließen Lava nach oben steigen. Sie erkaltete, wurde fest und bildete recht glatte Flächen, auf die danach nur noch wenige Einschläge hinzukamen und kleinere Krater formten. Bild: NASA

Auf die dunklen Lava-Ebenen fielen später nur noch wenige Meteoriten, die kleinere Krater hinterließen. Viel mehr Krater findet man in den Regionen, die nicht von Lava zugeschüttet wurden. Diese Oberflächen sind also älter als die Lavaebenen. Besonders viele Krater zeigt die „Rückseite“ des Mondes, die wir von der Erde aus nie sehen können. Als die ersten Raumsonden und später auch Astronauten Bilder der Mond-Rückseite lieferten, war die Überraschung groß: Sie weist fast keine dunklen Lava-Regionen auf, stattdessen ist sie von Kratern nur so übersät. Warum? Offenbar ist die Kruste des Mondes, also die oberste Schicht unter der Oberfläche, dort viel dicker: Selbst wenn da ein schwerer Meteorit hineingekracht ist, drang keine Lava aus dem Inneren des Mondes nach oben. Und bevor du jetzt fragst: Warum die Kruste dort dicker ist, weiß man noch nicht.

Die beiden oberen Bilder zeigen den Mondkrater Tycho mit seinem Zentralberg. Das Foto unten haben wir mal aufgenommen, um zu zeigen, wie es zu solchen Zentralbergen kommt. Bilder: NASA, DLR
Die beiden oberen Bilder zeigen den Mondkrater Tycho mit seinem Zentralberg. Das Foto unten haben wir mal aufgenommen, um zu zeigen, wie es zu solchen Zentralbergen kommt. Bilder: NASA, DLR
Vom Krater Tycho gehen in alle Richtungen helle Streifen aus. Bild: K.-A.
Vom Krater Tycho gehen in alle Richtungen helle Streifen aus. Bild: K.-A.

Aber kommen wir wieder zur Vorderseite des Mondes – richtiger gesagt zur erdzugewandten Seite. Da fallen einige größere Krater auf. Zum Beispiel Tycho, genannt nach dem großen dänischen Astronomen Tycho Brahe. Von ihm (dem Krater, nicht dem Astronomen) gehen helle Streifen in alle Richtungen aus. Das ist Material, das aus dem Untergrund herausgeworfen wurde. Der Einschlag war nicht so tief, dass dunkle Lava an die Oberfläche drang, aber er schleuderte eben Gestein nach oben, das zuvor viele Meter unter dem Boden lag. Es ist heller als das Oberflächenmaterial, das mit der Zeit allmählich dunkler und dunkler wurde. Und noch etwas fällt bei diesem – und bei vielen anderen größeren Kratern – auf: In der Mitte befindet sich ein Berg! Aber wie kommt ein Berg in einen Krater hinein? Beim Einschlag hat der Meteorit doch erst einmal alles platt gemacht. Tja, das ist eine seltsame Sache. Du kommst diesem Rätsel auf die Spur, wenn du einen Stein ins Wasser wirfst. Da sieht man manchmal, wie direkt danach ein paar Tropfen aus dem Wasser wieder nach oben spritzen. Und genau so war das bei schweren Treffern auf dem Mond (und auch auf anderen Himmelskörpern): Der Einschlag übte so viel Druck auf den Boden aus, dass er blitzschnell heiß und flüssig wurde, dann ganz stark zusammengepresst wurde – und gewissermaßen nach oben zurückfederte. Wie die Wassertropfen beim Stein-Einschlag spritzte Material aus dem Boden nach oben, erkaltete und formte den sogenannten Zentralberg. Zentralberg heißen diese Berge, weil sie sich im Zentrum des Kraters bilden. Auf der Erde gibt es auch solche Zentralberge in Kratern. Allerdings sind sie hier durch Wind und Wetter schon ziemlich weit abgetragen, während sie auf dem Mond, wo es keine Luft und keinen Regen gibt, noch genau so erhalten sind wie vor Millionen von Jahren.

Hier erkennst du links oben den „Goldenen Henkel“. Bild: K.-A.
Hier erkennst du links oben den „Goldenen Henkel“. Bild: K.-A.

Einen Tipp noch zum Schluss: Es geht dabei um einen ganz besonderen Kraterrand, den „Goldenen Henkel“. Das ist ein halbkreisförmiges Gebirge, das einmal im Monat von der Sonne hell angestrahlt wird, während die Lava-Ebene drumherum noch im Dunkeln liegt. Dann treten die Gipfel der Gebirgskette strahlend hell hervor. Wenn du ein Fernglas hast, kannst du das beobachten. Im Internet musst du natürlich vorher herausfinden, wann der „Goldene Henkel“ das nächste Mal zu sehen ist – das findest du aber sicher über die Websuche heraus.