Die ISS sehen und fotografieren

K.-A.
Fangen wir mit den Tipps fürs eigene Fotografieren an. Ein Smartphone mit Kamera ist heutzutage fast schon nichts Besonderes mehr. Die meisten Geräte liefern sogar recht gute Bilder. Wer darüber hinaus eine „richtige“ Kamera oder sogar ein Teleskop hat, kann damit natürlich noch mehr machen und zum Beispiel den Nachthimmel fotografieren und weit ins All schauen. Aber so oder so: Ein spannendes Motiv aus dem Weltraum ist gar nicht mal so weit entfernt und lässt sich auch mit Smartphone gut „einfangen“. Die Rede ist von der Internationalen Raumstation ISS. Sie umkreist die Erde in etwa 400 Kilometern Höhe. Und manchmal – wenn einige Bedingungen zusammenkommen – sieht man sie mit bloßem Auge als hellen Punkt über den Himmel ziehen und kann interessante Fotos machen. Warum die ISS so hell „leuchtet“? Nun, sie leuchtet nicht selbst, sondern wird von der Sonne angestrahlt. Gleichzeitig muss der Himmel dunkel genug sein, damit sie sich davon abhebt (Sterne erkennt man tagsüber ja auch nicht). Meistens ist das abends nach Sonnenuntergang oder früh morgens der Fall – im Sommer auch manchmal ganze Nächte durch mehrmals hintereinander (sie braucht etwa 90 Minuten für eine Umrundung der Erde). Wenn die ISS dann über deinen Standort fliegt, siehst du sie ein paar Minuten lang wie einen sehr hellen „Stern“ – oft auch heller als alle Sterne!

Sie taucht dabei im Westen auf und fliegt innerhalb weniger Minuten in östliche Richtung. Die genauen Zeiten solcher sichtbaren Überflüge geben verschiedene Apps an – darunter auch unsere eigene DLR_next App . Nimmt man die ISS nur mit einer kurzen Belichtungszeit auf, sieht man auf dem Bild logischerweise auch nur einen hellen Punkt – ganz nett, aber da geht noch mehr. Spektakulärer sind Langzeitbelichtungen (etwa 30 Sekunden oder noch länger) mit Stativ: Da verwandelt sich der „Punkt“ durch die Bewegung der ISS in einen hellen Leuchtstreifen am Himmel. Denn der Lichtpunkt verändert ja während der Belichtungszeit seine Position und zeichnet so einen „Strich“ aufs Bild. Noch besser wird die Aufnahme, wenn man ein interessantes Motiv im Vordergrund hat – also irgendein schönes Bauwerk, einen Kirchturm oder ein paar Bäume. Das sollte man natürlich vorher planen, um die Station und den Vordergrund in den Bildausschnitt zu bekommen.

A. Duro/ESO
Wer bei solchen Langzeitbelichtungen anschließend die Sterne auf dem Bild genauer betrachtet, wird übrigens einen interessanten Effekt erkennen: Die Sterne ziehen ebenfalls kleine Spuren über den Himmel. Natürlich sind es nicht die Sterne, die sich da alle in dieselbe Richtung bewegen. Sondern es ist die Erdrotation, die für diesen Effekt sorgt. Die Erde dreht sich bekanntlich in 24 Stunden einmal um die eigene Achse. Und deine Kamera dreht sich in dieser Zeit mit der Erdkugel mit. Da genügt selbst eine Belichtungszeit von einer halben Minute, um aus den Sternen, die eigentlich wie kleine Punkte am Nachthimmel stehen, dünne Striche zu machen. Wer noch länger belichtet oder mehrere Aufnahmen nacheinander macht und kombiniert, erhält sogar Bilder, auf denen der ganze Himmel aus Kreisen zu bestehen scheint. Diese Aufnahmen mit sogenannten „Star Trails“ (also Sternenspuren) sind aber schon eher etwas für Fortgeschrittene und dafür braucht man auch spezielle Programme zur Bildbearbeitung.