Die größten Irrtümer zum Thema Raumfahrt

Die chinesische Mauer
So sieht dieses gewaltige Bauwerk vom Boden betrachtet aus. Manchmal wird behauptet, dass man diese Mauer sogar vom Mond aus sehen kann. Aber das ist nur einer von vielen Irrtümern, mit denen wir hier aufräumen.
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Andreas Tille/Wikipedia 

Die chinesische Mauer kann man vom Mond aus sehen. Astronautinnen und Astronauten schweben in Schwerelosigkeit herum, weil die Raumstation so weit von der Erde weg ist. Und außerdem verdanken wir der Raumfahrt so segensreiche Erfindungen wie die Teflonpfanne. Glaubt das alles bitte nicht! Es sind die häufigsten Irrtümer zum Thema Raumfahrt. Für alle von euch, die wissen wollen, wie es wirklich war und ist: Hier eine kleine Zusammenstellung dieser größten Irrtümer – verbunden mit einigen Erklärungen …

Mondlandungen
Manche glauben immer noch, dass die Mondlandungen ein gigantisches Täuschungsmanöver waren. Aber auch das ist Unsinn. Natürlich sind die Astronauten auf dem Mond gelandet!
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 NASA

Irrtum 1: „Die Teflon-Bratpfanne stammt aus der Raumfahrt“

Nicht ganz ernst gemeinte Foto-Montage
Die Teflon-Pfanne, die hier über der Erde schwebt, stammt nicht wie oft behauptet aus der Raumfahrt.
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K.-A.

Die Raumfahrt hat viele Neuerungen hervorgebracht, die wir im Alltag nutzen – zum Beispiel auch hitzebeständige und ultra-leichte Materialien. Nur eine Sache, die immer wieder zu lesen und hören ist, würden wir hiermit gerne mal klarstellen: Die Teflon-Bratpfanne, die so beschichtet ist, dass darin nichts anbrennen kann, stammt nicht aus der Raumfahrt. Das wird zwar oft von Leuten behauptet, die sich nicht so gut auskennen. Aber tatsächlich wurde das Material Teflon schon im Jahr 1938 und damit lange vor den ersten Satellitenstarts entwickelt.

Wenn das damit geklärt ist, kann man sich auf die wirklich wichtigen Nutzanwendungen aus der Raumfahrt konzentrieren: Da wären zum Beispiel die vielen Informationen, die Satelliten rund um die Uhr über unsere Umwelt liefern, das tägliche Wetterbild, das genaue Vorhersagen ermöglicht – oder auch die Tatsache, dass weltweite Kommunikation und Navigation ohne Satellit überhaupt nicht mehr funktionieren würden.

Irrtum 2: „Menschen waren nie auf dem Mond“

Apollo 14 Traininig
Die Behauptung, dass die Apollo-Astronauten nie auf dem Mond waren, ist längst widerlegt. Auch dieses Foto ist übrigens kein Beweis dafür, dass die Mondlandungen in Filmstudios „gefälscht“ wurden. Vielmehr trainieren hier die Astronauten von Apollo 14 für den Flug zum Mond.
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NASA

Im Juli 1969 landeten Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen auf dem Mond. Ihre Schritte in dieser fremden Umgebung wurden weltweit live im Fernsehen übertragen. In den nächsten Jahren folgten zehn weitere Astronauten – immer zu zweit. Sie brachten über 300 Kilogramm Mondgestein zur Erde mit und ließen viele wissenschaftliche Geräte auf der Mond-Oberfläche zurück – darunter sogar einige „Mond-Autos“, mit denen sie die Gegend um die Landestellen erkundeten.

Doch später behaupteten einige Buchautoren, das alles sei nur ein gigantischer Schwindel gewesen: Die Astronauten seien überhaupt nicht zum Mond geflogen, alle Filme und Fotos hätte man in Filmstudios aufgenommen. Die amerikanische Weltraum-Organisation NASA legte darauf viele Belege für die Echtheit der Aufnahmen vor. Und inzwischen hat ein Satellit, der den Mond umkreist, den endgültigen Beweis geliefert: Auf den Fotos sieht man die Teile der Mondfähren, die dort an den Landestellen zurückgelassen worden waren. Damit steht nun wirklich endgültig fest: Wer immer noch glaubt, Menschen hätten nie den Mond betreten, der irrt …

Übrigens: Eine ausführliche Darstellung gibt es auch auf Wikipedia unter dem Stichwort „Verschwörungstheorien zur Mondlandung“. Da sind auch weiterführende Links angegeben, wo man Punkt für Punkt nachlesen kann, warum die Fotos vom Mond echt und die Astronauten dort wirklich gelandet sind.

Irrtum 3: „Auf der ISS ist man schwerelos, weil sie weit von der Erde entfernt ist“

Internationale Raumstation
Die ISS umrundet die Erde in nur 400 Kilometern Höhe. Sie ist dort noch nahezu vollständig dem Einfluss der Erdanziehung ausgesetzt.
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NASA

Wer sich nicht so gut mit Physik auskennt, meint oft, dass Astronautinnen und Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation ISS schweben, weil die Station so weit von der Erde entfernt sei. Das ist aber nicht der Grund für die Schwerelosigkeit. Denn die ISS umrundet die Erde in gerade einmal knapp 400 Kilometern Höhe. In dieser Distanz ist sie noch so gut wie vollständig der Anziehungskraft der Erde ausgesetzt, die ja sogar den tausend Mal weiter entfernten Mond auf seiner Kreisbahn um die Erde hält.

Vielmehr ist es so, dass sich die Astronautinnen und Astronauten zusammen mit der ganzen ISS im freien Fall um die Erde befinden und deshalb schwerelos sind. Freier Fall? Wie kann es da Schwerelosigkeit geben?

Das alles ist wirklich etwas kompliziert. Aber man kann sich das in einem kleinen Gedanken-Experiment recht gut veranschaulichen: Stell dir vor, dass du auf einem Trampolin stehst. In der Hand hältst du eine Schachtel, in der sich eine Waage befindet. Darauf hast du zuvor einen Apfel gelegt. Sein Gewicht wird im ruhenden Zustand auf der Waage angezeigt. Wenn du nun aber auf dem Trampolin hoch und runter springst, kann der Apfel in der gesamten Flugphase keinen Druck mehr auf die Waage ausüben: Er schwebt auf oder knapp über der Waage, die daher „null“ Gramm anzeigt. In der Schachtel herrscht jetzt also Schwerelosigkeit – obwohl du dich natürlich noch direkt über dem Erdboden befindest. Hättest du eine Videokamera in die Schachtel eingebaut, würde sie zeigen, dass der Apfel schwebt.

Oder stell dir vor, dass du eine Dose mit ein paar Kügelchen darin weit wegwirfst. Unterwegs bleiben die Kügelchen nicht brav auf dem Boden der Dose liegen. Sondern sie purzeln und schweben in ihr umher. Natürlich fällt die Dose nach ein paar Sekunden runter und der Flug ist vorbei. Könntest du die Dose so feste werfen, dass sie um die ganze Erde fliegt, würden die Kügelchen in ihr andauernd schweben. Nun musst du nur noch die Kügelchen durch einen Astronauten und die Dose durch die Raumstation ersetzen und das alles mit einer Rakete ins All schießen. Die Station samt Besatzung fällt in einem großen Kreis um die Erde und die Astronautinnen und Astronauten schweben schwerelos in der Station.

Übrigens: Wenn euer Physiklehrer bzw. eure Physiklehrerin mitspielt, könnt ihr das Trampolin-Experiment ja mal im Unterricht durchführen – Physik in der Turnhalle, das könnte doch vielleicht ganz spannend werden. Oder ihr macht das Experiment mit der Dose nach. Damit ihr seht, wie die Kügelchen schweben, nehmt ihr aber besser eine große durchsichtige PET-Flasche, in die ihr ein paar Papierkügelchen steckt.

Irrtum 4: „Die chinesische Mauer kann man vom Mond aus sehen“

„Blaue Kugel“
Vom Mond aus sieht man die Erde als „blaue Kugel“. Die chinesische Mauer lässt sich aus dieser Entfernung nicht erkennen.
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NASA

Irrtum! Kein Bauwerk der Erde ist so groß, dass man es aus rund 400.000 Kilometern Entfernung – so weit ist der Mond von uns weg – sehen könnte.

Selbst aus der Internationalen Raumstation ISS, die in nur 400 Kilometer Höhe die Erde umkreist, kann man die chinesische Mauer mit bloßem Auge nicht erkennen. Anders sieht die Sache aus, wenn man technische Hilfsmittel zur Hand nimmt: Mit den Teleobjektiven ihrer Kameras haben Astronauten die chinesische Mauer als dünne Zick-Zack-Linie fotografiert – man erkennt sie auf den Bildern aber auch dann nur, wenn man genau weiß, wo man suchen muss. Denn das größte Bauwerk der Erde ist zwar Tausende Kilometer lang, aber nur ein paar Meter breit. Hinzu kommt, dass das Gelände oft recht gebirgig ist und Berge und Täler mit Licht und Schatten ein verwirrendes Bild abgeben.

Aus der Erdumlaufbahn betrachtet …
… ist die chinesische Mauer zu sehen – aber nur, wenn man weiß, wo man suchen muss. Die farbige Markierung zeigt eine hauchdünne Linie: Das ist die Mauer – gesehen aus der Internationalen Raumstation, und zwar mit einem starken Teleobjektiv. Vom Mond aus kann man sie nicht erkennen.
Credit:

NASA