7. März 2022

Satelliten für die Erdbeobachtung – unverzichtbare Helfer im Kampf gegen den Klimawandel

Der neue Bericht des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) macht es deutlicher denn je: Die Weltgemeinschaft muss jetzt handeln! Wenn nicht geeignete Maßnahmen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel ergriffen werden, dann schließe sich das Fenster der Gelegenheit, eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern. Bereits jetzt seien mehr als 3,3 Milliarden Menschen in hohem Maße von den Auswirkungen des Klimawandels wie Dürren, Hitzewellen oder Überschwemmungen betroffen, heißt es in dem Bericht1. Um die biologische Vielfalt zu erhalten, müssten zwischen 30 bis 50 Prozent der Ökosysteme – Land-, Süßwasser- und Meeresflächen – geschützt werden. Nur so könnten sich diese an die veränderten Bedingungen anpassen.

Satellitendaten für die Klimaforschung: Beobachten, vorhersagen, handeln

Die enorme Herausforderung besteht darin, Klimaschutzmaßnahmen zu entwickeln, die wirksam sind und die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaften dabei geringstmöglich belasten. Eine Energie- und Verkehrswende sind nötig, um den Ausstoß von schädlichen Treibhausgasen erheblich zu verringern. Dies setzt ein tiefes Verständnis des Systems Erde voraus, insbesondere in Bezug auf seine Kohlenstoff­ und Energieprozesse. Satelliten zur Erdbeobachtung liefern hier die entscheidenden Daten. Sie ermöglichen es, Veränderungen unseres Planeten lückenlos zu beobachten und frühzeitig zu erkennen, wo unumkehrbare Schäden entstehen können. Sie helfen uns, das System Erde, das aus einer Vielzahl von Komponenten und Prozessen besteht, die durch komplexe Wechselwirkungen miteinander verkoppelt sind, zu verstehen.

„Mehr denn je benötigen wir die Auswertung von Klimadaten, um die Folgen des menschlichen Einflusses auf das Klima zu analysieren“, erläutert Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR. „Wir werden mehr und bessere Informationen und jede Menge Wissen brauchen, darüber, wie das komplexe System Klima genau funktioniert, wie es sich weiter verändert und welche Handlungsmöglichkeiten wir haben.“

Umwelt besser erfassen mittels unterschiedlicher Satellitentechnik

Seit vielen Jahren erforscht das DLR Umweltveränderungen und den globalen Wandel mit den unterschiedlichsten Missionen. Es entwickelt modernste Big-Data-Archivierungs- und Prozessierungssysteme sowie Algorithmen zur Ableitung relevanter Parameter aus Erdbeobachtungsdaten und analysiert die Ergebnisse. Mit EnMAP (Environmental Mapping and Analysis Program) wird voraussichtlich am 1. April 2022 der erste deutsche Hyperspektralsatellit ins All starten. Mit seinen beiden Spektrometern analysiert er die von der Erdoberfläche reflektierte Sonnenstrahlung vom sichtbaren Licht bis hin zum kurzwelligen Infrarot in einer bisher nicht verfügbaren spektralen Auflösung. Daraus lassen sich präzise Aussagen über Zustand und Veränderungen der Erdoberfläche ableiten. Dies ermöglicht die Beantwortung aktueller Fragen aus den Bereichen Umwelt und naturnahe Ökosysteme, Land- und Forstwirtschaft, Landnutzung, Wasserwirtschaft und -Güte sowie Mineralogie und Geologie in verschiedenen Maßstabsebenen.

Die Daten von EnMAP werden helfen, vielfältige Anwendungen im Bereich Umweltplanung und Ressourcenbewirtschaftung zu entwickeln. Sie können beispielsweise als Entscheidungsgrundlage für die optimale Bewirtschaftung von Ackerflächen dienen und helfen, die Nährstoff- und Wasserversorgung der Pflanzen zu bestimmen sowie Bodeneigenschaften zu quantifizieren.

Tandem-L: Das globale Klima­ und Umweltbeobachtungssystem für morgen

Solche Beobachtungssysteme sind ebenso unverzichtbar, wenn es darum geht, die Wirksamkeit und die Einhaltung von Klimaschutzmaßnahmen zu verifizieren. „Das Klimamonitoring - und damit auch die Überprüfung, ob die politischen Maßnahmen greifen – ist eine globale Aufgabe, die nur mit Satellitenbeobachtungen zu bewältigen ist. Radarsatelliten nehmen dabei eine besondere Rolle ein, denn nur sie ermöglichen eine globale, räumlich hochauflösende und großflächige Abbildung der Erdoberfläche unabhängig von den Wetterbedingungen und vom Tageslicht. Keine andere Sensortechnologie im Weltall hat diese Fähigkeit“, so Prof. Dr.-Ing. Alberto Moreira, Direktor des Instituts für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Radarsatelliten sind dafür prädestiniert, Geoinformationen schnell, präzise, global und zuverlässig zu liefern.

Seit 2012 arbeitet das DLR an der nächsten Generation von Radarsatelliten für Klimaforschung und Umweltbeobachtung mit dem Ziel, dringend benötigte Informationen zur Lösung hochaktueller Fragestellungen zu liefern. Mit der Mission Tandem-L, ein Vorschlag des DLR für eine hochinnovative Radarsatellitenmission, könnte Deutschland ein Instrument zur objektiven Erfassung unserer Umwelt und Beobachtung von Umweltveränderungen international bereitstellen. Mit ihr wäre die Erfassung einer Vielzahl dynamischer Prozesse in der Bio-, Geo-, Kryo- sowie Hydrosphäre in einer bisher nicht erreichten Qualität und Auflösung möglich. Tandem-L könnte im Wochenrhythmus eine aktuelle Abbildung der gesamten Landmasse der Erde in 3D liefern. Ebenso wäre es mit der Mission möglich, sieben sogenannte essenzielle Klimavariablen im Rahmen dieser Satellitenmission gleichzeitig zu messen. Tandem-L würde somit maßgeblich zum besseren Verständnis von Prozessen beitragen, die heute als Treiber der lokalen und globalen Klimaänderung gesehen werden.

Die gewonnenen Informationen könnten Politik und Gesellschaft befähigen, die bestmöglichen Handlungsentscheidungen zu treffen – auf lokaler, regionaler wie auch globaler Ebene.


1 Am 28. Februar 2022 wurde der zweite Band des Sechsten IPCC-Sachstandsberichts „Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit“ über die Folgen des Klimawandels veröffentlicht.

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Kontakt

Elke Heinemann

Leitung Digitale Kommunikation
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel: +49 2203 601-1852

Prof. Dr.-Ing. Alberto Moreira

Direktor
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme
Münchner Straße 20, 82234 Oberpfaffenhofen-Weßling

Prof. Dr. Stefan Dech

Direktor DFD
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum
Earth Oberservation Center (EOC)
Münchener Straße 20, 82234 Weßling