Unterstützung für die Helfer in Katastrophen
- Das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) analysiert Erdbeobachtungsdaten und bereitet sie für die Rettungskräfte auf.
- Auch bei den Überschwemmungen in NRW und Rheinland-Pfalz waren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Einsatz.
- Preisverleihung beim Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress in Bremen.
- Schwerpunkte: Erdbeobachtung, Sicherheit
Das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat die Ehrennadel der Deutschen Raumfahrt erhalten. Damit würdigt die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) die herausragenden Leistungen des Teams in der Nutzung von Erdbeobachtungsdaten nach Naturkatastrophen und in der humanitären Hilfe. Das ZKI beschafft und analysiert die Erdbeobachtungsdaten mit dem Ziel, aktuelle Lageinformationen bereitzustellen. Diese unterstützen Hilfsorganisationen und staatliche Stellen bei Katastrophen. Die Auszeichnung der DGLR wurde beim Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress (DLRK) in Bremen überreicht. Die Veranstaltung fand wegen der Corona-Pandemie überwiegend virtuell statt.
„Mit der Ehrennadel der DGLR finden die außergewöhnlichen Leistungen des Zentrums für satellitengestützte Kriseninformation des DLR eine hohe Anerkennung. Seit 2004 beteiligen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DLR an der weltweiten Bewältigung von Katastrophen. Eingebunden ist das ZKI in globale Netzwerke, wie die Internationale Charta Space and Major Disasters“, erklärt Prof. Anke Kaysser-Pyzalla, die Vorstandsvorsitzende des DLR. „Die Auswertung von Daten aus dem Weltraum und aus der Luft sowie deren Aufbereitung sind wichtige Werkzeuge für Hilfs- und Rettungskräfte am Ort des Geschehens. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ausdrücklich für den schnellen Einsatz des ZKI im Rahmen der Flutkatastrophe bedanken, die in Teilen Deutschlands im Juli viele Opfer gefordert und große Schäden verursacht hat.“
Das ZKI hatte Satellitendaten ausgewertet und die ersten hochauflösenden Luftbildaufnahmen mit einer DLR-Kamera in Echtzeit an Bord des Flugzeugs verarbeitet. Die Helfer in den betroffenen Orten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz konnten dadurch schnell erkennen, welche Infrastrukturen für Rettungseinsätze noch nutzbar waren. Auch international ist das ZKI ein wichtiger Partner. Bei Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Tsunamis, Überschwemmungen, Waldbränden, Stürmen und anderen Katastrophen weltweit liefert das ZKI aktuelle Informationen. Nach der schweren Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 fertigte das ZKI beispielsweise Vorher-Nachher-Karten an. Das Material ermöglichte einen ersten Überblick über die Schäden.
Forschung und Entwicklung seit ZKI-Gründung im Jahr 2004
„Wir haben schon um die Jahrtausendwende das enorme Potenzial von Satellitendaten für die Katastrophenhilfe und die zivile Sicherheit erkannt. Bereits damals haben wir unsere Verfahren zur schnellen Verfügbarmachung von Lageinformationen optimiert, um eine geeignete Weitergabe an die Nutzer zu ermöglichen. Im Jahr 2004 übernahm das eigens hierfür gegründete ZKI diese Aufgabe. Beim Tsunami im Indischen Ozean oder dem Hochwasser an Elbe und Donau hat das ZKI schon früh seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt“, sagt Prof. Stefan Dech, Direktor des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum (DFD).
Seit 2004 hat das ZKI mehr als 800 Kriseneinsätze durchgeführt. Dabei wurden mehr als 1500 Karten und weitere Produkte erstellt. Über die Jahre hat das ZKI die Forschung auf alle Naturkatastrophen, humanitäre Krisen und die zivile Sicherheit erweitert.
„Großer Nutzen für die Gesellschaft“
„Die Kartierungen des ZKI liefern wertvolle Hilfe bei der Bewältigung von Naturkatastrophen. Mit seinen Aktivitäten trägt das ZKI wesentlich dazu bei, den Nutzen der Raumfahrt für das Leben auf der Erde einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen“, sagte DGLR-Präsident Prof. Rolf Henke, der die Auszeichnung überreichte. „Der Aufbau des ZKI ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Weltraumforschung und deren Umsetzung in Dienstleistungen zum großen Nutzen für die Gesellschaft werden kann.“
Forschung und Innovation spielen im ZKI von Beginn an eine zentrale Rolle. Die Entwicklung von Auswertemethoden für unterschiedliche Fernerkundungsdaten und ihre Verknüpfung mit weiteren Daten sind wichtige Aufgaben im ZKI. Um große Datenmengen weitgehend automatisiert auswerten zu können, werden Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) erforscht und eingesetzt.
Zusammenarbeit mit dem Innenministerium
Im Rahmen der Zusammenarbeit des Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) mit dem DLR hat das ZKI für die Bundesbehörden den „ZKI-DE“-Service entwickelt und von 2013 bis 2020 erfolgreich betrieben. Seit 2021 hat das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) – nach Schulungen durch das ZKI – diese operationellen Dienstleistungen für die Bundesbehörden übernommen. „Das zeigt, wie wichtig und richtig es ist, den Technologietransfer der DLR-Raumfahrtforschung in alle gesellschaftlichen Bereiche zu ermöglichen“, sagt Prof. Stefan Dech.
Kürzlich wurde mit dem BMI der neue Vertrag „IF-Bund - Innovative Fernerkundung für die Bundesverwaltung“ geschlossen. Er stellt sicher, dass neue Forschungsergebnisse aus der Fernerkundung in den Behörden genutzt werden können. Außerdem werden bedarfsorientiert Innovationen angestoßen.
Das ZKI
Das ZKI ist eine Einrichtung im Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) in Oberpfaffenhofen. Zum Kernteam zählen heute rund zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Je nach Ereignis kommen kurzfristig weitere Spezialistinnen und Spezialisten aus dem Earth Observation Center (EOC) und anderen DLR-Instituten hinzu.