Wir trafen die Schülergruppe vom Augsburger Holbein-Gymnasiums auf einer Dienstreise – und zwar so ziemlich in letzter Minute: Weil die S-Bahn Verspätung hatte, trafen die Jugendlichen erst ein, als wir fast schon im Aufbruch waren. Aber dann erzählten sie – mit selbst gebautem Longboard und Modell-Auto unterm Arm und noch etwas außer Atem – voller Begeisterung von ihrem „Projektseminar Carbon“. Später schickten sie uns noch dieses tolle Video zu, in dem sie ihre Arbeit dokumentiert hatten. Tja, und da haben wir uns gedacht: Das müssen wir euch einfach zeigen! Hier also einige Infos zu diesem Projekt und der Making-of-Clip:
Von Dominik Witoschek
Die sogenannten Projekt-Seminare sollen Schülerinnen und Schüler an bayerischen Gymnasien in der Studien- und Berufsorientierung unterstützen und Einblicke ins Arbeitsleben vermitteln. Dabei gibt es eine konkrete Aufgabenstellung, die in einem gemeinsamen Projekt geplant und umgesetzt werden muss – und auch externe Partner sollen eingebunden werden. Unser P-Seminar beschäftigt sich mit dem Werkstoff Carbon und mit seinen Eigenschaften, Anwendungsbereichen und Verarbeitungsmethoden.
Kennenlernen des Werkstoffs
Um uns vorzubereiten, waren wir bei der Sonderausstellung „Carbon – Stoff der Zukunft“ im staatlichen Textil- und Industriemuseum in Augsburg und haben andere Einrichtungen wie das Unternehmen Hufschmied in Bobingen besucht. Uns wurde der Fertigungsprozess des Faserverbundwerkstoffes erklärt, wir haben Methoden zum Laminieren kennengelernt und schließlich auch das Fräsen des Materials miterleben können. Der nächste Schritt war die selbständige Untersuchung sowie die Verarbeitung von Carbonfasern. Dazu durften wir in das Labor der Universität in Augsburg. An zwei Laborterminen haben wir Experimente zur Bestimmung der physikalischen Eigenschaften durchgeführt. Außerdem haben wir ein Rohr und einen Beachball-Schläger aus Carbon in Verbindung mit Holzleim hergestellt.
Die Projektarbeiten – Vorbereitung und Durchführung
Die größte Herausforderung im P-Seminar Carbon war das Konzipieren des Projekts. Insbesondere ging es dabei um die Frage, welche Produkte einen Vorteil aus den Eigenschaften von CFK-Werkstoffen schöpfen. Während das Vorgängerseminar Sitzmöbel hergestellt hat, haben wir uns dazu entschlossen, das Deck eines Longboards und die Karosserie eines RC-Autos aus dem Faserverbundwerkstoff anzufertigen. Dazu haben wir zwei Gruppen mit jeweils vier Schülern gebildet. Zunächst mussten wir aber Firmen wie z.B. Siemens finden, die bereit waren, unser Vorhaben zu unterstützen. Schließlich hat uns die Universität in Augsburg ihr Labor für die weiteren Arbeiten zur Verfügung gestellt. Das Auto selbst basiert auf einem Bausatz. Das hat den Vorteil, dass es ohne großen Aufwand steuerbar ist, während unser Fokus vor allem auf dem Fertigen der Karosserie lag. Für die Karosserie mussten wir zunächst eine Form erstellen und in dieser die Carbon-Gelege fixieren. Die Schüler der Longboard-Gruppe haben für ihre Arbeit einen Holzkern gefertigt, welcher stabilisierend wirkt. Zusätzlich haben sie ein Griptape präpariert, das zum Schluss auf dem Deck fixiert wurde. Für das Deck wurde der Holzkern mit Carbon-Gelegen beschichtet. Beide Projektarbeiten haben wir schließlich unter Anwendung des Vakuumierverfahrens laminiert.
Letztendlich fallen noch Optimierungsarbeiten sowie die Präsentation der fertigen Arbeiten an. Es sind Schülerprojekte und dementsprechend sind sie nicht perfekt – aber das kann natürlich auch noch nicht das Ziel sein. Wir haben jedenfalls viel Erfahrung gesammelt und auch Gefallen an der abwechslungsreichen Arbeit im Labor gefunden.