Gestern schon an übermorgen gedacht
Die Freiheit der Wissenschaft ist per Gesetz verankert. Politik, öffentliche Zuwendungsgeber oder Stiftungen können bei der Förderung von Wissenschaft Ziele vorgeben – ihre Ergebnisse können sie aber nicht beeinflussen. Sie dürfen allerdings verlangen, dass Projekte, die sie finanzieren, Wirkung entfalten und dadurch die Zukunft verbessern. Der DLR Projektträger hilft ihnen dabei – nach dem Motto „Gestern schon an übermorgen gedacht“.
Projektträger werden von Bundes- und Landesministerien, der Europäischen Kommission oder anderen Institutionen dazu eingesetzt, Förderstrategien zu entwickeln, Förderprogramme zu managen und den Transfer der Ergebnisse in Wirtschaft und Gesellschaft zu unterstützen. 2025 feiert der DLR Projektträger seinen 50. Geburtstag. Zwei aktuelle Beispiele zeigen, wie der DLR Projektträger seine Aufgaben angeht.
Technologische Souveränität sichern
In Zeiten zunehmender geopolitischer Spannungen ist es wichtig, dass Deutschland den Zugang zu Schlüsseltechnologien behält, also zu Technologien mit einer besonderen Bedeutung für zukünftige Entwicklungen wie künstliche Intelligenz (KI), Mikroelektronik und Quantentechnologien. Das bedeutet nicht unbedingt, dass jede Technologie in Deutschland oder Europa entwickelt und alle Komponenten lokal produziert werden sollen. Aber einseitige Abhängigkeiten von anderen Ländern müssen vermieden werden. Damit Deutschland den Anschluss als Hochtechnologieland behält, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter anderem den Rat für technologische Souveränität gegründet. Der Rat aus zehn Expertinnen und Experten berät das BMBF strategisch zu Schlüsseltechnologien und der Identifikation zukunftsfähiger Technologiefelder im Kontext der technologischen Souveränität. Der DLR Projektträger unterstützt den Rat mit seiner Expertise inhaltlich und organisatorisch.
Warum ist es wichtig, dass wir technologisch souverän sind?
Technologien bilden zunehmend die Basis unterschiedlichster Gesellschafts-, Wirtschafts- und Lebensbereiche. Wir brauchen Zugriff auf moderne Technologien, möglichst unabhängig vom Ausland, damit wir unsere gesellschaftlichen Bedarfe langfristig erfüllen können. Diese reichen von grundlegenden Bedürfnissen wie medizinischer oder energetischer Versorgung über Mobilität und Infrastruktur bis hin zur digitalen Vernetzung.
Was sind die Herausforderungen beim Identifizieren von Technologien, die strategisch wichtig für unsere Zukunft sind?
Einerseits müssen bestimmte Technologietrends erkannt und eingeordnet werden. Gerade gibt es beispielsweise große Fortschritte bei KI. Mit sogenannten Foresight-Analysen wird versucht, die Bedarfe und Lösungen der Zukunft auf Basis heutiger und vergangener Entwicklungen einzuschätzen. Andererseits muss auch das Zusammenspiel der Technologien untereinander analysiert werden. Robotik etwa ist von vielen Schlüsseltechnologien abhängig und treibt diese gleichzeitig voran. Beispielsweise hat der Rat für technologische Souveränität in einem Positionspapier gezeigt, wie in diesem Anwendungsfeld Mikroelektronik, KI, Kommunikationstechnologien und viele andere Technologien zum Tragen kommen.
Forschungsnetze funktionieren auch im Krieg
Der russische Angriff hat auch schwere Auswirkungen auf die Wissenschaft in der Ukraine. Dennoch arbeiten ukrainische Forschende in gemeinsamen Projekten mit deutschen Partnern weiter. Dies sei auch dank der jahrelangen vertrauensvollen Zusammenarbeit möglich, sagt Dr. Nino Chkoidze. Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) organisiert die Ukraine-Referentin des DLR Projektträgers Forschungskooperationen mit der Ukraine.
„Ein großes Problem für die Wissenschaft in der Ukraine ist der Brain-Drain. In verschiedenen Projekten arbeiten wir dagegen an, dass noch mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Land verlassen“, sagt Nino Chkoidze. So kooperieren deutsche und ukrainische Forschende, um vier Exzellenzkerne in der Ukraine zu etablieren. In Lwiw, Kyjiw und Charkiw sollen neue Wissenschaftsstandorte entstehen. Dort wird dann zum Beispiel über europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts oder zu neuen Quantenmaterialien geforscht. Solche Exzellenzkerne sind ein Ansatz für den Wiederaufbau.
Im Rahmen seines BMBF-Auftrags „Internationales Büro“ unterstützt der DLR Projektträger die Forschungszusammenarbeit deutscher Einrichtungen und Unternehmen mit der Ukraine ebenso wie die mit vielen weiteren Ländern in allen Weltregionen. Seit 1996 ist der Auftrag im DLR Projektträger angesiedelt. Als „Internationales Büro“ berät der DLR Projektträger das Ministerium hinsichtlich der Ausgestaltung der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit, entwickelt neue Förderkonzepte, setzt diese um und organisiert verschiedene Vernetzungs- und Austauschformate. Über die Jahre hat der DLR Projektträger so Kontakte in alle Weltregionen geknüpft. „Die etablierten Forschungsnetzwerke bilden die Basis für die Zusammenarbeit“, sagt Nino Chkoidze. „In Kriegszeiten wie beim Wiederaufbau.“
Das Wissenschaftsjahr 2024
Seit 20 Jahren setzt der DLR Projektträger im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Wissenschaftsjahre um und bietet damit Forschenden ein Experimentierfeld für Innovationen in der Wissenschaftskommunikation. Das Wissenschaftsjahr 2024 liefert Impulse dazu, um über den Begriff, den Wert und die Bedeutung von Freiheit ins Gespräch zu kommen. Denn 75 Jahre Grundgesetz und 35 Jahre Mauerfall zeigen: Freiheit ist auch bei uns nicht selbstverständlich.
Ein Beitrag von Lovis Kröger aus dem DLRmagazin 176
Weiterführende Links
- DLR Projektträger
- Wissenschaftsjahr 2024 (DLR Projektträger)