Artikel aus dem DLRmagazin 175: Das NEMO Science Museum

Wissenschaft erleben in Amsterdam

Das NEMO Science Museum
Das Wissenschaftsmuseum befindet sich in der Nähe des Hauptbahnhofs Amsterdam.
Credit:

NEMO Science Museum/DigiDaan

Ein großes, türkis-grünes Objekt, dessen geschwungene Struktur den Eindruck eines Schiffsrumpfes vermittelt: Das NEMO Science Museum im Oosterdok in Amsterdam zeichnet sich durch einen unverwechselbaren Baustil aus und zieht schon von Weitem in seinen Bann. Im Innern können Besucherinnen und Besucher Wissenschaft hautnah erleben.

Das Gebäude wurde von dem italienischen Architekten Renzo Piano entworfen und 1997 erbaut. Entstanden ist das NEMO aus dem Arbeitsmuseum, das 1923 von dem Maler Herman Heijenbrock ins Leben gerufen wurde. Die Sammlung von Gemälden und Objekten spiegelte nicht nur dessen Begeisterung für Technik wider, sondern auch den Wandel von Wissenschaft und Technik in den Niederlanden über die letzten 100 Jahre. Heute präsentiert sich das NEMO Science Museum als moderne Institution, die Wissenschaft und Technik in einem ungezwungenen Umfeld interaktiv und für jeden zugänglich macht. Die Sammlung von rund 20.000 Artefakten ist in vier Kernbereiche unterteilt.

In der Ausstellung „Fenomena“ im ersten Stock taucht man in das NEMO-Universum ein. Hier erwarten die Besuchenden viele interaktive Exponate: eine Blitzkugel, mit der man Funken erzeugen kann, verschiedene Farbfilter, mit denen beeindruckende fotografische Effekte entstehen, und vieles mehr.

Einmal in Gang gesetzt: nicht mehr zu stoppen

Die Show „Kettenreaktion“
Die 15-minütige Vorführung findet mehrmals pro Tag im NEMO Science Museum statt.
Credit:

NEMO Science Museum/DigiDaan

Auf dem Innenbalkon des Museums hat sich eine Menschenmenge versammelt. Sie wartet auf den Beginn der Show „Kettenreaktion“. Verschiedene Dinge stehen bereit: ein Spielzeuglaster, Dominosteine, eine Rakete … und ein Countdown beginnt. An dessen Ende rutscht der Laster eine Rampe hinunter und stößt dabei die Dominosteine um. Einer nach dem anderen fällt, der letzte kollidiert schließlich mit einem größeren Spielzeug-Lkw, der einen weiteren Dominostein umwirft ... die Kettenreaktion hat begonnen. Von diesem Moment an herrscht rege Betriebsamkeit: Wasser fällt eine „Kaskade“ von Wasserflaschen hinab. Während es durch den Boden der Kaskade sickert, scheint sich etwas durch die Luft zu bewegen. Ist es ein Flugzeug? Ist es ein Vogel? Das Objekt fliegt über die Ausstellungsfläche und setzt einen weiteren Mechanismus in Gang, der aus Kugeln und einer Spiralrutsche besteht. Die Besucherinnen und Besucher sind gebannt von der 15-minütigen Vorführung, sie wollen keine der unerwarteten Aktionen verpassen. Wobei sie sich in diesem Fall auch die nächste Vorführung anschauen können, denn es gibt mehrere am Tag.

Im NEMO durchdringt Wissenschaft sämtliche Bereiche – sei es auf Informationstafeln, auf dem Bodenbelag oder in den Sitzbereichen: Eine Beschriftung auf der Armlehne eines Stuhls gibt Auskunft über die Tatsache, dass tausende Teilchen Weltraumschrott unsere Erde umkreisen. Selbst auf einer der Treppen informiert ein weiß-blaues Schild darüber, dass bereits ein einziger Schritt bis zu 200 Muskeln beansprucht. Im dritten Stock angekommen, betreten die Gäste eine Ausstellung über die Bausteine des Kosmos.

Das Universum entdecken

Im „Elementa-Bereich“ treffen die Besuchenden auf ein außerirdisches Relikt: einen 4,6 Milliarden Jahre alten Meteorit aus Nantan, China, größtenteils bestehend aus Eisen. Dieses uralte Weltraumgestein ist ein Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten. Man kann nicht nur einen Blick darauf werfen, sondern darf das außergewöhnliche Exemplar sogar berühren. Darüber hinaus lädt die Etage zu einer Erkundung des Universums ein. Anhand von Videos und interaktiven Stationen werden Themen wie Weltraumtrivialitäten und außerirdisches Leben behandelt. In Vitrinen sind historische Teleskope ausgestellt und auf eine der Wände wird ein großes Spiel projiziert. Darin kann man die Erde vor möglichen Gefahren aus dem Weltraum schützen und sich auf phantasievolle Weltraumreisen begeben, bei denen man sich sogar eine tierische oder menschliche Begleitung aussuchen kann.

Eingang zum Bereich „Humania“ im NEMO-Museum
Die achteinhalb Meter hohen Skulptur stammt von dem niederländischen Künstler Florentijn Hofman.
Credit:

NEMO Science Museum/DigiDaan

Wer bist du?

Nach „Elementa“ folgt im vierten Stock „Humania“. Ein Tunnel führt zu einer imposanten, achteinhalb Meter hohen Skulptur des niederländischen Künstlers Florentijn Hofman: eine auf den Händen stehende menschliche Figur in einem Skelettanzug. Sie regt dazu an, nicht nur über die eigene Existenz nachzudenken, sondern auch über die kosmischen Einflüsse, die die Menschheit geprägt haben.

Auf einer Tafel am Eingang werden die Fragen „Wer bist du?“ und „Wer warst du?“gestellt. Die Besucherinnen und Besucher sind dazu eingeladen, die eigene Herkunft und Identität zu erkunden. Die Ausstellungssegmente befassen sich mit Themen der menschlichen Erfahrung, sie behandeln verschiedene kulturelle Perspektiven auf den Tod und testen die Grenzen unseres Körpers.

Über den Dächern von Amsterdam

Auf dem Dach des NEMO befindet sich „Energetica“, eine Freiluftausstellung mit einer Vielzahl interaktiver Skulpturen und Installationen. Sie machen das Thema erneuerbare Energie erlebbar. Eine Wasserkaskade bietet einen für Kinder geeigneten Spielbereich, eine Regenbogenmaschine veranschaulicht das Zusammenspiel von Licht und Wasser und auf dem Dach sind zwölf Springbrunnen installiert, die von verschiedenen Apparaten wie einer Wind-Turbine auf der „Windinsel“ angetrieben werden. Hier können die Besuchenden ihre Kräfte mit den Elementen messen. Auf der „Solarinsel“ können sie auf Stühlen entspannen, die mit Solarzellen ausgestattet sind und im Sonnenlicht Energie produzieren. Aber natürlich kann man auch einfach nur die Aussicht genießen.

Egal, ob man Meteoriten oder erneuerbare Energien faszinierend findet – ein Aufenthalt im NEMO ist ein intensives Erlebnis, das einen staunend zurücklässt. Im Juli dieses Jahres wird nach sechsmonatiger Umbauzeit das „Technium“, der neueste Ausstellungsbereich des NEMO, eröffnet. Hier wird sich alles um Technik und Technologie drehen – ein geeigneter Anlass für den Besuch dieses futuristischen „Schiffs“ im Zentrum Amsterdams.

Egal, ob man Meteoriten oder erneuerbare Energien faszinierend findet – ein Aufenthalt im NEMO ist ein intensives Erlebnis, das einen staunend zurücklässt. Im Juli dieses Jahres wird nach sechsmonatiger Umbauzeit das „Technium“, der neueste Ausstellungsbereich des NEMO, eröffnet. Hier wird sich alles um Technik und Technologie drehen – ein geeigneter Anlass für den Besuch dieses futuristischen „Schiffs“ im Zentrum Amsterdams.

Auf der NEMO-Dachterasse
Im mittleren Teil der Wasserkaskade können die Besucherinnen und Besucher experimentieren und Regenbögen erzeugen, indem sie die Fontäne auf die Sonne richten.
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NEMO Science Museum/DigiDaan

Ein Beitrag von Claudia Sciarma aus dem DLRmagazin 175

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