Artikel aus dem DLRmagazin 175: Im Gespräch mit der Leiterin der Abteilung Projektmanagementsupport

Die Möglichmacherin

Dr. Petra Georgi
Sie ist Leiterin der DLR-Abteilung Projektmanagementsupport

Manchmal hält der Berufsweg die überraschendsten Wendungen bereit … so auch im Fall von Dr. Petra Georgi: Nach einem Fachhochschulstudium zur staatlich anerkannten Diätassistentin und einer Promotion in Chemie landete sie 2007 im DLR in Oberpfaffenhofen und 2009 in Köln beim Projektmanagementsupport. Als Leiterin dieser Abteilung bildet sie die Schnittstelle zwischen Forschung und Administration auf der einen und externen Projektbeteiligten auf der anderen Seite. Warum ein Urlaub am Atlantik ihrer beruflichen Laufbahn die entscheidende Wendung gegeben hat und was sie mit einer Rugbyspielerin gemeinsam hat, erzählt sie im Interview.

Du kommst ursprünglich aus Dresden, warst auch mal Schülerin an einer Juri-Gagarin-Oberschule. Hat das Deinen Weg zum DLR schon vorgezeichnet?

Das kann man hinterher immer gut behaupten, stimmt in diesem Fall aber nicht. Ich besuchte in Lunow an der Polytechnischen Oberschule Juri Gagarin nur die erste Klasse. Es gab zwar eine Raumfahrt-AG, aber dafür war ich noch zu klein. Allerdings habe ich mich immer sehr für Sternbilder interessiert. Und später, im Internat in Königs Wusterhausen, kam es sogar mal zu einer Begegnung mit Sigmund Jähn im Rahmen einer Gesprächsrunde.

Wie hast Du Dich nach dem Ende der Schulzeit beruflich orientiert?

In der neunten Klasse habe ich mich für ein Fachhochschulstudium beworben und bin Diätassistentin geworden. Das war nicht so ganz das Richtige für mich, also habe ich die Fachoberschulreife erworben und Chemieingenieurwesen studiert. Für die Diplomarbeit bin ich zum LeibnizInstitut für Festkörper- und Werkstoffforschung in Dresden gegangen, habe dort promoviert und danach Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Institut dabei unterstützt, Drittmittelanträge zu stellen, diese zu verwalten, Verträge zu verhandeln – all das, was dazugehört.

Unser Job ist es, mögliche Stolpersteine zu identifizieren und diese aus dem Weg zu räumen.

Dr. Petra Georgi, Leiterin DLR-Abteilung Projektmanagementsupport

Und wie bist Du zum DLR gekommen?

In einem Sommerurlaub am Atlantik habe ich Stellenanzeigen durchgeblättert und eine vom DLR gesehen, die zu mir passte wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Gesucht wurde eine Abteilungsleitung für die Auftragsadministration in Oberpfaffenhofen, darauf habe ich mich beworben. Und es hat geklappt!

Dr. Petra Georgi bei den Dreharbeiten zur DLR-Serie „Die Möglichmacher“
Normalerweise lässt sich Petra Georgi nicht ziehen. Für die Dreharbeiten machte sie eine Ausnahme.

Was sind denn Deine Aufgaben in Deiner jetzigen Funktion im Projektmanagementsupport in Köln?

Wir unterstützen unsere Forschenden sowie Ingenieurinnen und Ingenieure dabei, komplexe Projekte zu beantragen. Dabei schauen wir uns die Zuwendungs-, Vertrags- und Rahmenbedingungen genau an. Wenn man nicht auf dieses Thema spezialisiert ist, versteht man die Details oft nicht. Als Laie hat man oft keine Klarheit darüber, welche Folgen bestimmte Vorgaben haben können. Unser Job ist es, mögliche Stolpersteine zu identifizieren und diese aus dem Weg zu räumen.

Was ist Dir besonders wichtig beim Aushandeln von Verträgen?

Wir als öffentlich finanzierte Einrichtung haben andere Rahmenbedingungen als Unternehmen. Mir ist wichtig, dass beide Vertragsparteien mit dem Ergebnis der Verhandlungen gut leben können. Denn die Zusammenarbeit soll ja über mehrere Jahre, in manchen Fällen auch über Jahrzehnte, möglichst reibungslos funktionieren.

Ihr arbeitet oft im internationalen Kontext – da können unterschiedliche juristische Rahmenbedingungen zu Komplikationen führen. Kannst Du uns aus eigener Erfahrung ein Beispiel nennen?

In den USA zum Beispiel gibt es Bundesgesetze sowie Gesetze und Regelungen, die von Bundesstaat zu Bundesstaat variieren. Es kann vorkommen, dass die Bundesregierung der USA über Verträge mit Unterauftragnehmern versucht, bestimmte Regularien durchzusetzen, obwohl in dem Bundesstaat oder an dem Ort außerhalb der USA, an dem der Vertrag ausgeführt werden soll, ein ganz anderes Gesetz gilt. Dann muss der Vertrag so verhandelt werden, dass er auch mit dem deutschen Recht konform und von uns umsetzbar ist.

Hast Du aktuell ein Lieblingsprojekt, das Deine Abteilung betreut?

Da fällt mir LUNA ein, das Trainingszentrum für Astronautinnen und Astronauten, die in Zukunft auf dem Mond landen werden. Gerade entsteht die Trainingshalle in Köln in Kooperation von ESA und DLR. Mich faszinieren die Ideen, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dort umsetzen wollen, und welche Bedingungen sie dafür schaffen.

Du hast vorhin gesagt, dass manche Projekte, die ihr angeschoben habt, mehrere Jahrzehnte laufen. Kannst Du uns eines davon nennen?

Da wir schon bei der Raumfahrt sind: das europäische Columbus-Modul, das seit 2008 Teil der Internationalen Raumstation ISS ist. Wir haben ja in Oberpfaffenhofen das Kontrollzentrum für den Betrieb von Columbus. Ich gehöre zum Support-Team für die vertragliche und kaufmännische Seite.

Dr. Petra Georgi an ihrem Arbeitsplatz
Arbeitsalltag im Büro am DLR-Standort Köln-Porz

Muss denn jedes Mal, wenn ein deutsches Experiment im Columbus-Labor durchgeführt wird, ein neuer Vertrag geschlossen werden?

Nein, wir haben eine Art Rahmenvertrag mit der ESA, der kontinuierlich um die Betriebsdauer der ISS verlängert wird. Die einzelnen Forschungskampagnen sind hier mit eingerechnet. Wenn allerdings größerer Mehraufwand entsteht, schließen wir mit der ESA eine Vertragsänderung ab, die den Mehraufwand abdeckt.

Du hast Deine berufliche Rolle mal mit einem Begriff aus dem Rugbysport bezeichnet …

Das „Team“, in dem ich spiele, besteht aus Forschenden, Einkäuferinnen und Einkäufern sowie Juristinnen und Juristen. Ich sehe mich da als „Dritte-Reihe-Stürmerin“, agiere eher im Hintergrund. Die „Erste-Reihe-Stürmer“ dagegen sind mitten drin im Gerangel – ich gehöre zu denen, die von hinten anschieben, damit es für mein Team in die richtige Richtung geht.

Vielen Dank für das spannende Gespräch und viel Erfolg beim Anschieben neuer Projekte!

Der Podcast DLR-FORSCHtellungsgespräch wird produziert von Daniel Beckmann, Andreas Ellmerer und Antje Gersberg. Sie alle arbeiten in der DLR-Kommunikation. Ein Artikel aus dem DLRmagazin 175.

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