Artikel aus DLRmagazin 171: Die wirtschafts- und gesellschaftswissenschaftliche Perspektive

Ökonomie und Klimawandel

Welche Instrumente sind wirksam für einen nachhaltigen und effizienten Klimaschutz?
Das Programm „Ökonomie des Klimawandels“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beschäftigt sich aus ökonomischer Perspektive mit Methoden und Instrumenten, mit denen wir erfolgreich den Klimaschutz voranbringen und insgesamt dem Klimawandel begegnen können.
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Wir sind gefährlich nah dran an einer Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius – das zeigen sowohl der aktuelle Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC als auch neuere Auswertungen der Weltorganisation für Meteorologie. Um Klimaneutralität zu erreichen, müssen große wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen gestemmt werden. Es geht darum, ganze Branchen wie die energieintensive Grundstoffindustrie, aber auch unser Verkehrssystem und Mobilitätsverhalten auf die Erfordernisse des Klimaschutzes neu auszurichten. Der Förderschwerpunkt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) „Ökonomie des Klimawandels“, bei dem der DLR Projektträger von Anfang an als Partner mit dabei ist, beschäftigt sich aus ökonomischer Perspektive mit Methoden und Instrumenten, mit denen wir erfolgreich den Klimaschutz voranbringen und insgesamt dem Klimawandel begegnen können.

Warum ist klimaökonomische Forschung so wichtig?

Becker: Um die Ziele, die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad Celsius, möglichst unter 1,5 Grad zu halten und Kohlenstoffneutralität bis 2045 zu erreichen, benötigen wir Wissen darüber, wie die ökonomischen Auswirkungen des Klimawandels aussehen und welche wirkungsvollen Klimaschutzstrategien es gibt. Hier kommt die klimaökonomische Forschung ins Spiel: Sie klärt Fragen, wie eine wirtschaftliche Transformation realisiert werden kann, welche klimapolitischen Instrumente wirksam und effizient sind und wie man mit verbleibenden Klimarisiken umgehen kann. Die klimaökonomische Forschung liefert Datengrundlagen, Orientierungswissen und Entscheidungshilfen für klima- und energiepolitische Debatten. Daher ist sie eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche politische Entscheidungen. Der BMBF-Förderschwerpunkt Ökonomie des Klimawandels ergänzte die lange Zeit stark naturwissenschaftlich geprägte Thematik durch wirtschafts- und gesellschaftswissenschaftliche Perspektiven.

Wie ist es gelungen, die Forschungsergebnisse auch in die Anwendung zu bringen?

Becker: Es wurden beispielsweise Lehren aus früheren Umweltabkommen gezogen und praktikable Empfehlungen für die Zukunft des Pariser Abkommens abgeleitet, etwa die Festlegung eines globalen CO2-Preises.

Steg: Es ist wichtig, bei der Entwicklung von Fördermaßnahmen den Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft mitzudenken. Dazu hat der übergreifende Begleitprozess „Dialog der Klimaökonomie“ beigetragen. Darin wurde dafür gesorgt, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den direkten Austausch mit den Beteiligten aus Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft treten.

Was sind erfolgreiche Beispiele aus der Förderung der letzten Jahre?

Steg: Ein Beispiel ist der Umgang mit dem Kohleausstieg. Konkret untersuchte man die Entwicklungspotenziale der Energiewendewirtschaft in der Lausitz. Im Fokus standen die Technologien Windenergie, Fotovoltaik, Bioenergie, Wärmepumpen sowie energetische Gebäudesanierung. Ein zweites Beispiel ist ein Beitrag zur CO2-Bepreisung für die Bereiche Wärme und Verkehr im Klimaschutzprogramm 2030.

Wie schafft man es, dass diese Veränderungen kein Strohfeuer sind, sondern nachhaltig verankert werden?

Steg: Schaute man früher bei klimaökonomischer Forschung vor allem in die USA, sind entsprechende Kompetenzen und Kapazitäten inzwischen auch in Deutschland verankert. Wesentlich ist, dass die Themen nicht nur befristet in der Projektförderung beforscht werden, sondern auch längerfristig von wissenschaftlichen Einrichtungen, Unternehmen und der Gesellschaft aufgegriffen werden. Das ist unser Job als Projektträger. Für die Klimaökonomie haben wir in Deutschland eine „Scientific Community“ aufgebaut, die unmittelbar auf klima- und energiepolitische Fragen reagieren kann und fähig ist, diese allgemeinverständlich zu kommunizieren. Diese hat zum Beispiel unmittelbar nach der russischen Invasion in die Ukraine Modelle und Einschätzungen dazu präsentiert, welche Auswirkungen der Krieg für die deutsche und internationale Klimapolitik mit sich bringen könnte und welche wirtschaftlichen Folgen ein Gasembargo haben würde.

Becker: In der klimaökonomischen Forschung haben wir in Deutschland inzwischen ein etabliertes Netzwerk wissenschaftlicher Einrichtungen, die sich in ihren Kompetenzen ergänzen und sich untereinander austauschen. So können belastbare Ergebnisse entstehen. Mindestens genauso wichtig für eine dauerhafte, längerfristige Wirkung ist aber auch der wissenschaftliche Nachwuchs, der in den vergangenen Jahren gezielt aufgebaut wurde. Diese Menschen werden zukünftig in unterschiedlichsten Funktionen tätig werden – nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in Unternehmen, Politik und Verwaltung. Dafür bringen sie wichtiges klimaökonomisches Know-how und Perspektiven mit.

Das BMBF-Programm „Ökonomie des Klimawandels“

Das Ziel steht fest: Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Angesichts dieser historischen Herausforderung stellen sich zahlreiche Fragen an Wissenschaft und Wirtschaft, Politik und Gesellschaft: Welche Wege zur Transformation können beschritten werden? Welche Zusammenhänge müssen dabei bedacht werden? Und welche Instrumente sind wirksam für einen nachhaltigen und effizienten Klimaschutz? Um das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, wird noch mehr Wissen benötigt. Daher finanziert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis Ende 2022 den Förderschwerpunkt „Ökonomie des Klimawandels“ mit insgesamt 29 Forschungsprojekten, die entsprechende wirtschaftswissenschaftliche Kompetenzen ausbauen und praktische Lösungsvorschläge erarbeiten. Der DLR Projektträger ist als fachlicher und administrativer Partner von Anfang an dabei.

Ein Beitrag von Britta Paul und Stefanie Huland aus dem DLRmagazin 171. Beide arbeiten für den DLR Projektträger.

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