Hydrologie

Das Jungmoränengebiet im Nordosten gehört zu den geologisch relativ jungen Landschaften Deutschlands. Es ist gekennzeichnet durch typische Urstromtäler (z.B. Oder, Havel und Spree), Seen­land­schaf­ten (z.B. Mecklenburgische Seenplatte) sowie Sander, Grundmoränenplatten und Endmoränen­gürteln. Daneben existiert ein diffuses, unentwickeltes Gewässernetz, das durch Seenreichtum, zahlreiche Binnenent­wässerungsge­biete und Bifurka­tionen sowie ein im Vergleich zu Altmoränenlandschaften frisches Glazialrelief geprägt ist (Liedtke, Marcinek, 1995; Kwasniowski, 2001).

Das Testgebiet DEMMIN wird durch die Flüsse Trebel, Tollense, Peene sowie durch den Kummerower See (mit 32,6 km² viert­größter See des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern) charakterisiert. Die Tollense hat sich in die flachwellige Grundmoräne eingeschnitten und wird durch viele kleine Bäche gespeist. Das Mäandertal der Tollense ist eine Flußniederung, die durch Wiesen und Weiden gekenn­zeichnet ist. Der Wasserstand wird durch Wehre reguliert. Im Gegensatz zur Tollense ist die Peene, in die die West-, Ost- und Kleine Peene sowie die Tollense, der Augraben und die Trebel münden, schiffbar. Die Fluss­tiefe beträgt im Mittel zwischen 2 bis 2,50 m, stellenweise aber auch mehr als 3 m. Diese ist durch ein sehr ge­ringes Gefälle (Durchschnittliches Gefälle: Malchin bis zur Peene­mündung: 0,03%) und einer resultierenden sehr niedrigen Fließgeschwindig­keit gekennzeichnet (Billwitz et al., 2003).

Das Tal der Peene weist großflächig ein tiefgründiges Moor auf (Wachlin, 2000; Hennicke, 2001; ARLV, 2008). Das Satellitenbild in Abb. 1 liefert einen Eindruck über das Peenegebiet im Bereich alter Torf­stiche. Deutlich ist die Mäandrierung des Flusslaufes mit seinen naturbelassenen Bereichen zu erkennen.

TUBSAT-Aufzeichnung der Peene­ im Be­reich des Test­ge­bietes DEMMIN (Buhl et al., 2009).
Der Flusslauf ist durch zahl­reiche Flusswin­dun­gen, ausgeprägte Nieder­moore, Torf­grä­ben, alte Torfstiche, Feucht­­wiesen, Bruchwälder und Schilf­zonen ge­prägt.

Die Grundwasserflurabstände im Testgebiet DEMMIN variieren zwischen ≤ 2 m bis > 10 m, wobei diese entlang der Flusstäler von Peene, Tollense, Trebel und Augraben zwischen ≤ 2 m bis 2 – 5 m Tiefe und im Bereich der Grundmoränen zwischen 5 – 10 m bis > 10 m Tiefe betragen. Neben den zuvor genannten Fließgewässern wird das Gebiet durch den  Kummerower See und den Malchiner See geprägt. Die Seespiegelhöhe liegt für den Kummerower See bei 0,2 m und für den Malchiner See 0,6 m über NN (Statistisches Bundesamt, 2008).

Die größten Eingriffe in das Gewässersystem erfolgten durch meliorative Maßnahmen im Rahmen land­wirtschaftlicher Nutzung. Die landschaftlichen Folgen waren ein veränderter Wasserhaushalt und der Ver­lust an kleinen Struktur­elementen (z.B. Sölle). Das gesamte Untersuchungsgebiet entwässert in die Ostsee.

Hydrologisch können nach Haupt (2000) für das Testfeld DEMMIN die Region 7 und die Region 8 ausge­halten werden. Die Region 7 „Nordöstliche Lehmplatten zwischen Peene und Greifswalder Bodden“ ist als Moränenlandschaft mit einem Niederschlagsmittel von 550 bis 600 mm pro Jahr und einem Relief  mit Höhenunterschieden zwischen 30 m und 0 m über NN charakterisiert. Die Pegel sind Hanshagen, Lodmannshagen, Padderow, Gützkow, Schwinge und Grimmen. Die Region 8 „Rückland der Seenplatte zwischen Ostpeene und Straßburg" ist als Grundmoränenlandschaft durch ein Niederschlagsmittel von ca. 600 mm pro Jahr und einem Relief mit Höhenunterschieden von 40 bis 100 m ü. NN gekennzeichnet. Die regionalen Pegel sind in Klempenow, Neubrandenburg, Zirzow, Miltzow, Gielow Süd, Gehmkow, Usadel.

Ein wesentliches Merkmal der Jungmoränenlandschaft ist die Vielzahl natürlicher Seen sowie Hohlformen, wobei insbesondere wassergefüllte Sölle in der Agrarlandschaft von besonderer Bedeutung sind (Wegener, 1983). Die Grundlagen dafür wurden durch das Inlandeis und dessen Schmelzwässer gelegt (Liedtke, Marcinek, 1995; Semmel, 1996).

Literatur

ARLV / Amt für Raumordnung und Landesplanung Vorpommern (2008): Entwurf des Umweltberichts zum Regionalen Raumentwicklungsprogramm Vorpommern, Stand: 23. April 2008.- Hrsg: Regionaler Planungsverband Vorpommern, Amt für Raumordnung und Landesplanung Vor­pommern.- S. 231. (http://www.rpv-vorpommern.de/uploads/media/RREP_VP_2008_Umweltbericht.pdf)

Billwitz, K., Michaelis, D., Succow, M. (2003): Landschaftsökologische Exkursionen in die Greifswalder Umgebung. - Greifswalder Geographische Arbeiten Band 30.- Hrsg.: Billwitz, K., Michaelis, D., Succow, M..- S. 98.

Buhl, M., Borg, E., Renner, U., Schwarz, J., Löblich, M. (2009): Benefits for Environmental Applications Using TUBSATs Real-Time Video Payload.- In: 7th IAA Symposium on Small Satellites for Earth Observation, Berlin, Germany.- May 04 - 08, 2009. – Poster Session 2 - IAA-B7-1506P.Hennicke, F. (2001): Das Naturschutzgroßprojekt „Peenetal-Landschaft‘‘: In Succow, M., Joosten, H. (Hrsg.) (2001) Landschaftsökologische Moorkunde, 2.Aufl., 622 S. Schweitzerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, S. 487-492.

Haupt, R. (2000): Regionalisierung von Hochwasserkennwerten in Mecklenburg-Vorpommern.- (Hrsg.: Miegel, K.), Veröffentlichungen des Institutes für Kulturtechnik und Siedlungswasserwirtschaft der Universität Rostock.- 1- 213.

Kwasniowski, J. (2001): Die Böden im Naturschutzgebiet Eldena (Vorpommern).- Greifswalder Geographische Arbeiten 23.- S. 155-185.

Liedtke H., Marcinek, J. (1995): Physische Geographie Deutschlands.- Justus Perthes Verlag Gotha (2. Aufl.).- S. 374.

Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2007): Statistischer Bericht C4935 2007 01, Tabelle 12. Landwirtschaftliche Betriebe 2003 und 2007 nach Hauptnutzungs- und Kulturarten.- S. 20 -21.

Semmel, A. (1996): Geomorphologie der Bundesrepublik Deutschland: Grundzüge, Forschungsstand, aktuelle Fragen, erörtert an ausgewählten Landschaften (5. Aufl.).- Stuttgart (Erdkundliches Wissen, Heft 30).- S 199.

Wachlin, V. (2000): Das Anklamer Stadtbruch ein Naturschutzgebiet im Wandel der Zeiten.- NABU-Nachrichten MV, Sonderausgabe Artenschutz in Mecklenburg.- S. 33-35.

Wegener, U. (1983): Gestaltung wassergefüllter Sölle in der Agrarlandschaft.- In: Archiv f. Naturschutz u. Landschaftsforschung (3).- S. 151 -163.