16. April 2025 | Zugang zum Weltraum am Scheideweg?

12. Industrial Days des DLR setzen Impulse für Europas Raumtransport

  • Vom 15. bis 16. April 2025 trafen sich renommierte Vertreterinnen und Vertreter der Raumfahrtindustrie, Raumfahrtagenturen und der Wissenschaft zu den 12. Industrial Days beim DLR am Standort Lampoldshausen.
  • Aufgrund geopolitischer Entwicklungen und technologischer Fortschritte haben sich Wettbewerb und Marktpotenzial im Trägermarkt rasant verändert. Die damit verbundenen Herausforderungen standen im Mittelpunkt der Diskussionen.
  • Schwerpunkte: Raumfahrt, Raumtransport, Trägersysteme, New Space

Der souveräne Zugang zum Weltraum ist heute mehr denn je eine strategische Notwendigkeit. Umso wichtiger ist es für Europa, im Trägersektor unabhängiger zu sein. Doch die derzeitigen Herausforderungen sind vielschichtiger: Der Trägermarkt ist fragmentierter, internationaler und weniger standardisiert als zuvor. Wie sich der europäische Raumtransport angesichts steigender Anforderungen neu ordnet, diskutierten rund 100 Expertinnen und Experten aus Raumfahrtagenturen, Politik, Industrie und Forschung bei den 12. Industrial Days des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR am 15. und 16. April 2025 am DLR-Standort Lampoldshausen.

„Das DLR richtet seine Forschungs- und Testaktivitäten am Standort Lampoldshausen seit über 60 Jahren auf die Bedürfnisse des europäischen Trägermarktes aus“, erläuterte Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR. „Der Erfolg europäischer Trägerraketen ist das Resultat einer engen Kooperation zwischen Forschung und Entwicklung sowie der europäischen Raumfahrtindustrie. Diese Zusammenarbeit ist ein essentieller Beitrag zur Autonomie Europas auf dem Weg in den Weltraum.“

Herausforderungen als Chancen – Europas Trägermarkt im Wandel

Unter dem Motto „Access to Space at Crossroads?“ beleuchtete die Veranstaltung aktuelle Entwicklungen, strategische Weichenstellungen und technologische Trends. Denn die Anforderungen an Europas Raumtransport wachsen rasant – vom technologischen Fortschritt über ein zunehmend dynamisches Marktumfeld bis hin zu globalem Wettbewerbsdruck. „Der europäische Raumtransport muss jetzt den Wandel aktiv gestalten, um international mithalten zu können. Dies wird nur mit Innovationsgeist, Umsetzungskraft und einem klaren politischen Willen gelingen. Denn der Staat wird zunehmend als Ankerkunde auftreten und Raketenstarts als Dienstleistungen einkaufen“, betonte Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstand und Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR.

Zuverlässigkeit und hohe Nutzlastkapazitäten prägten die großen Trägerraketen der vergangenen Jahrzehnte. Wer jedoch heute am hart umkämpften Markt erfolgreich sein möchte, muss in weiteren Disziplinen überzeugen. „Kosteneffizienz, Flexibilität und schnelle Umsetzung werden darüber entscheiden, ob ein Träger sich durchsetzen wird. Die Zukunft der europäischen Raumfahrt hat gerade begonnen“, ergänzte Walther Pelzer.

Zugang zum Weltraum nachhaltig gestalten – marktorientiert und technologieoffen

Trotz der komplexen Herausforderungen konnten in jüngster Zeit bedeutende Erfolge im europäischen Raumtransport verzeichnet werden. So absolvierte die Ariane 6 seit den letzten Industrial Days 2024 nicht nur ihren Erstflug, sondern auch einen weiteren erfolgreichen, ersten institutionell-kommerziellen Missionsstart – ein entscheidender Fortschritt für Europas Schwerlastkapazitäten. Dabei wurden zentrale Systemkomponenten wie das Hauptstufentriebwerk Vulcain 2.1 sowie das Oberstufentriebwerk Vinci und die Auxiliary Propulsion Unit (APU) unter realen Flugbedingungen erfolgreich erprobt. Auch die weiterentwickelte Vega-C-Rakete hob im Dezember 2024 erfolgreich vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana ab. An Bord hatte die Rakete den Satelliten "Sentinel-1C" des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Diese Flüge markieren einen bedeutenden Schritt hin zur operationellen Einsatzbereitschaft und sichern Europas Zugang zu unabhängigen orbitalen Transportkapazitäten. Auch neue deutsche Akteure aus dem privaten Sektor haben wichtige Meilensteine erreicht: HyImpulse testete im Mai 2024 seine suborbitale Rakete SR75 mit Hybridantrieb auf Paraffinbasis erfolgreich in Australien und erreichte dabei eine Flughöhe von rund 50 Kilometern. Mit diesem Testflug konnte das Unternehmen erstmals die Funktionsfähigkeit seines technischen Konzepts demonstrieren. Erst kürzlich, Ende März 2025, führte Isar Aerospace einen Testflug ihrer Orbitalrakete Spectrum durch und demonstrierte damit das Potenzial privatwirtschaftlicher Raumfahrtlösungen in einem zunehmend diversifizierten Trägermarkt. Auch das dritte deutsche Start-up – Rocket Factory Augsburg (RFA) – plant, den ersten Testflug ihrer Orbitalrakete RFA ONE 2025 durchzuführen. „Diese Entwicklungen zeigen, dass Europas Raumtransport sowohl auf bewährte Systeme als auch auf innovative Impulse setzen kann – eine Kombination, die im globalen Wettbewerb zukünftig ein entscheidender Erfolgsfaktor sein wird“, so Prof. Stefan Schlechtriem, Leiter der DLR-Einrichtung Raumfahrtantriebe.

DLR Lampoldshausen – flexibel im Wandel

Das heutige Prüfstandsportfolio ist das Spiegelbild dieser Anforderungen. Dank der flexiblen, effizienten und skalierbaren Testinfrastruktur gestaltet das DLR in Lampoldshausen einen fließenden Übergang in zukünftige Antriebssysteme und nutzt zugleich die vorhandenen Ressourcen – sowohl Infrastruktur als auch Know-How – bestmöglich. „Die in der nahen Vergangenheit getätigten Investitionen in moderne Testinfrastruktur ermöglichen es uns, die dynamischen Veränderungen der europäischen Trägerlandschaft zielstrebig zu begleiten“, erläuterte Stefan Schlechtriem. „Zukunftsfähig zu sein, bedeutet für das DLR in Lampoldshausen, keine Entscheidung für oder gegen eine Sache, sondern das geschickte Miteinander etablierter und junger Raumfahrtakteure“, betonte Stefan Schlechtriem. „Mit dieser Flexibilität in der Testinfrastruktur schaffen wir die Basis, das wichtigste und effizienteste europäische Forschungs- und Testzentrum für Flüssigantriebe und -stufen aller Größen und Spezifikationen zu bleiben.“

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Martin Fleischmann

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsche Raumfahrtagentur im DLR
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