13. Dezember 2024 | Low Cost Monitor des DLR

Low-Cost-Flugverkehr: Deutschland mit Rückstand – Erholung in Europa

Flugzeug landet im Abendlicht
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Envato.com/Chalabala

  • Der deutsche Low-Cost-Markt wächst um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr, liegt jedoch mehr als 30 Prozent unter dem Niveau von 2019.
  • Europaweit ist das Vor-Corona-Niveau überschritten (zwei Prozent Plus gegenüber 2019).
  • Der innerdeutsche Low-Cost-Verkehr hat deutlich an Bedeutung verloren.
  • Schwerpunkte: Luftfahrt, Verkehr

Der Low Cost Monitor vom Institut für Luftverkehr des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) beleuchtet zweimal jährlich die Entwicklungen im Markt der günstigen Flugangebote sogenannter Low-Cost-Carrier („Billigflieger“) ab Deutschland und in Europa. Die aktuelle Ausgabe analysiert das Low-Cost-Angebot im Sommer 2024 und die entsprechende Preisentwicklung im Herbst 2024. Während der europäische Markt im Vergleichszeitraum mit zwei Prozent Wachstum über den Werten von 2019 liegt, erreicht der deutsche Markt das Vor-Corona-Niveau weiterhin nicht. Gründe hierfür sind unter anderem höhere Steuern, Gebühren sowie ein rückläufiges innerdeutsches Angebot.

Deutschland mit Rückstand – Wachstum in Europa

In Deutschland wächst der Low-Cost-Markt um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt 4.260 Starts und 760 Strecken in einer Juliwoche 2024. Diese Werte rangieren jedoch mehr als 30 Prozent unter dem Niveau von 2019. Der Anteil von Low-Cost-Flügen am gesamten deutschen Luftverkehr ist auf unter 30 Prozent gesunken (2019: 33 Prozent). Europaweit hingegen liegt der Anteil bei über 35 Prozent, und der Low-Cost-Markt hat das Vor-Corona-Niveau überschritten: Mit 68.000 Starts und 10.600 Strecken pro Woche liegt das europaweite Angebot zwei Prozent über dem Wert von 2019.

14 Fluggesellschaften prägen deutschen Low-Cost-Markt

Der deutsche Low-Cost-Markt wird von 14 Airlines geprägt, die in einer Referenzwoche im Juli 2024 Flüge in 45 Zielländer anbieten. Spanien und Italien sind dabei die am häufigsten angesteuerten Ziele. Vier Fluggesellschaften dominieren den Markt und decken zusammen über 91 Prozent des Angebots ab. Marktführer Eurowings bietet 2.100 Starts pro Woche an, was einem Zuwachs von rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Ryanair folgt vor easyJet und Wizz Air mit 1.170 Starts und einer Steigerung von sechs Prozent im Vergleich zu 2023, bleibt jedoch in Deutschland noch rund 20 Prozent unter dem Niveau von 2019.

Geringe Konkurrenz und geplante Angebotsreduktionen

Neun von zehn Strecken werden exklusiv von einer Low-Cost-Airline bedient, was die geringe Konkurrenz auf einzelnen Verbindungen unterstreicht. Nur auf wenigen stark frequentierten Strecken, wie nach Palma de Mallorca, gibt es mehrere Wettbewerber. Einige Fluggesellschaften, darunter Ryanair und Eurowings, haben angekündigt, ihr Angebot in Deutschland 2025 nach eigener Aussage aufgrund steigender Steuern und Gebühren zu reduzieren.

Rückgang des innerdeutschen Verkehrs

Der innerdeutsche Low-Cost-Verkehr hat deutlich an Bedeutung verloren. Während er lange europaweit vorne lag, bleibt er nun hinter Spanien, Italien und Großbritannien auf Platz vier zurück. „Die Gründe für diesen Rückgang liegen zum einen in einer geringeren Nachfrage, da beispielsweise Meetings zunehmend online abgehalten werden. Zum anderen spielen wirtschaftliche Rahmenbedingungen und ein reduziertes Angebot eine Rolle“, sagt Studienleiter Dr. Peter Berster vom DLR-Institut für Luftverkehr.

Flughäfen und Fluggeräte

Eurowings konzentriert das Angebot in Deutschland im Wesentlichen auf die Flughäfen Düsseldorf, Stuttgart, Köln und Hamburg. Ryanair ist hauptsächlich am Flughafen Berlin, aber auch in Köln, Weeze, Memmingen und Hahn vertreten. EasyJet fokussiert sich in Deutschland auf den Flughafen Berlin während Wizz Air ihren Schwerpunkt auf Dortmund legt. Die häufigsten Flugzeugtypen sind Airbus A319/A320/A321 und Boeing B737 mit durchschnittlich 180 Sitzplätzen.

Europäischer Low-Cost-Verkehr

In Europa hat Ryanair das Vor-Corona-Niveau mittlerweile um über 30 Prozent überschritten. Mit über 24.000 geplanten Starts pro Woche und einem Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr ist Ryanair weiter die größte europäische Low-Cost-Airline.  EasyJet folgt mit 12.800 Starts und Wizz mit 6.300 Starts. Der größte Flughafen für Low-Cost-Flüge in Europa ist Barcelona mit rund 2.500 Starts pro Woche, während London als größte Agglomeration mit knapp 5.000 Starts auf vier Flughäfen führend ist. An Hubflughäfen wie London-Heathrow und Frankfurt gibt es hingegen kaum Low-Cost-Angebote, während der Anteil in Amsterdam beispielsweise bei rund 20 Prozent liegt.

Flugpreisentwicklung

Die im Untersuchungszeitraum Herbst 2024 ermittelten Durchschnittsbruttopreise für Flüge liegen je nach Fluggesellschaft zwischen 61 und 115 Euro. Die Flugpreise von Low-Cost-Airlines variieren im Untersuchungszeitraum stark je nach Buchungszeitpunkt: Flüge für den nächsten Tag können über 200 Euro kosten, während frühzeitig gebuchte Flüge mit drei Monaten Vorlauf im Schnitt 36 bis 73 Euro kosten. Detaillierte Informationen zur Flugpreisentwicklung sind in der Sonderbeilage zum Low Cost Monitor enthalten.

Abgrenzung des Low-Cost-Verkehrs

Die Low-Cost-Angebote der Airlines unterscheiden sich zunehmend, was es schwierig macht, klare Abgrenzungskriterien für das Marktsegment zu definieren. Zu den typischen Merkmalen zählen ein niedriger Preis und dessen allgemeine Verfügbarkeit, ebenso wie der Direktvertrieb über das Internet. Betrieblich setzen Low-Cost-Carrier vorwiegend auf den Punkt-zu-Punkt-Verkehr und nutzen häufig nur ein Flugzeugmodell sowie verschiedene Flughäfen als Basen. Im Gegensatz dazu bieten Netzwerk-Fluggesellschaften ein umfassendes Streckennetz mit Kurz-, Mittel- und Langstreckenflügen über zentrale Drehkreuze an, während Touristik-Fluggesellschaften eng mit Reiseveranstaltern kooperieren.

Inzwischen vermischen sich zunehmend die Geschäftsmodelle der Fluggesellschaften. Die im Low Cost Monitor des DLR betrachteten Airlines zeichnen sich durch ein hohes Angebot im Niedrigpreissegment aus, unabhängig von ihrem Geschäftsmodell. Das Low-Cost-Segment in dieser Studie ist geprägt durch niedrige Preise, deren generelle Verfügbarkeit und einen deutlichen Preisunterschied zwischen den günstigsten und teuersten Tarifen, abhängig von der Vorausbuchungszeit. Die dargestellten Ergebnisse dieser Studie basieren auf Daten einer Referenzwoche im Juli 2024. Auf Anfrage bietet das DLR-Institut für Luftverkehr detaillierte Auswertungen des Luftverkehrsmarkts an, die eine Vielzahl von Kriterien berücksichtigen.

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Kontakt

Falk Dambowsky

Leitung Media Relations, Presseredaktion
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel: +49 2203 601-3959

Dr. Peter Berster

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Luftverkehr
Linder Höhe, 51147 Köln