Auszeichnung für jahrzehntelange Forschung im Sinne einer klimaverträglichen Luftfahrt
- Prof. Ulrich Schumann, ehemaliger Leiter des DLR-Instituts für Physik der Atmosphäre, wird für seine Arbeiten in den Flugwissenschaften geehrt.
- Seine Forschung gilt als eine Grundlage, um die Luftfahrt der Zukunft klimaverträglich gestalten zu können.
- Einsatz von Forschungsflugzeugen im Dienst der Wissenschaft.
- Schwerpunkte: Luftfahrt, Klimamodellierung, Klimawandel
Hohe Auszeichnung für Prof. Ulrich Schumann: Der ehemalige Leiter des Instituts für Physik der Atmosphäre im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erhält den Ludwig-Prandtl-Ring. Damit würdigt die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) „hervorragende eigene Arbeiten in den Flugwissenschaften in all ihren Disziplinen“. Ulrich Schumann hat in seiner Zeit als Institutsdirektor (1982 bis 2012) und darüber hinaus die Erforschung der Luftfahrt und ihre Auswirkungen auf Atmosphäre und Klima maßgeblich vorangebracht. Der Ludwig-Prandtl-Ring wurde im Rahmen des Deutschen Luft- und Raumfahrtkongresses in Stuttgart übergeben.
„Ulrich Schumann ist ein herausragender Wissenschaftler, dem die internationale Forschendengemeinde viel verdankt. Er hat die Erforschung von Klimawirkungen des Luftverkehrs national etabliert und international angeführt. Seine Arbeiten sind heute eine wesentliche wissenschaftliche Grundlage, um die Luftfahrt der Zukunft klimaverträglich gestalten zu können. Ulrich Schumann hat besondere Erfolge als Pionier der numerischen Simulation von Strömungen bei hohen Reynoldszahlen und bei der Erforschung von Kondensstreifen, ihren Eigenschaften und Methoden zu ihrer Vermeidung erzielt“, sagt Prof. Markus Rapp, Leiter des DLR-Instituts für Physik der Atmosphäre und in dieser Funktion Nachfolger von Ulrich Schumann.
Flug in die Vulkanasche-Wolke führte zu neuen Methoden und Modellen
Wie muss der Luftverkehr gestaltet werden, damit er bei optimalem Transport einen minimalen Klimaeffekt hat? Das ist eine der zentralen Fragen in der Arbeit von Ulrich Schumann, für die er große Programme etabliert hat. Nach seinem Wechsel in den Ruhestand im Jahr 2012 hat das Institut die Forschung konsequent weiterverfolgt. Es nimmt eine Schlüsselposition ein bei der Herausforderung, die Luftfahrt der Zukunft klimaneutral zu gestalten.
Das Institut für Physik der Atmosphäre erforschte mit Ulrich Schumann unter anderem die Auswirkung von Gewittern auf die Ozonbildung. Im Jahr 2010 flogen Mitarbeitende für Messungen mit der DLR-Falcon in die Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjalla. Die Ergebnisse trugen dazu bei, Luftraumsperrungen zu beenden. Zusätzlich hat das DLR neue Methoden entwickelt, um die Aschewolke mit Satelliten und Modellen zu erfassen. Außerdem wurde zum Beispiel die Beschaffung des Forschungsflugzeugs HALO von Ulrich Schumann federführend initiiert. HALO ist nun seit mehr als zehn Jahren weltweit im Einsatz für die Atmosphärenforschung.
Ulrich Schumann studierte Maschinenbau in Berlin, promovierte in der Strömungsmechanik und konzentrierte sich nach seiner Habilitation auf die Entwicklung von numerischen Verfahren zur Berechnung turbulenter Strömungen. Die Turbulenzforschung ist bis heute ein wissenschaftlicher Schwerpunkt von Ulrich Schumann. Im DLR standen dabei die Auswirkungen des Luftverkehrs im Zentrum – mit der Verbindung von Atmosphärenphysik und praktischen Anwendungen. Wie entstehen Kondensstreifen oder Zirren (Eiswolken) und welche Wirkung haben sie auf das Klima? Auch in diesem Bereich hat Ulrich Schumann die Forschung weitergebracht. Zudem gab es viele gemeinsame Projekt zum Beispiel mit der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Das DLR-Institut für Physik der Atmosphäre
Das DLR-Institut für Physik der Atmosphäre wurde 1962 in Oberpfaffenhofen gegründet. Es erforscht die Physik und die Chemie der globalen Atmosphäre vom Boden bis in 120 Kilometer Höhe. Das Institut bearbeitet für das DLR relevante Fragen mit Atmosphärenbezug in den HGF-Programmen Luftfahrt, Raumfahrt, Verkehr und Energie. Dazu deckt das Institut das gesamte Methodenspektrum aus Sensorentwicklung, Beobachtungen auf unterschiedlichen räumlichen Skalen (lokal bis global), Analyse, Theoriebildung sowie numerische Modellierung ab. Darauf aufbauend ist das Institut Ansprechpartner für Gesellschaft, Politik und Industrie zu allen Fragen, die die Atmosphäre betreffen. Das Institut hat etwa 190 Mitarbeitende in den sechs Abteilungen Erdsystemmodellierung für Luftfahrt, Raumfahrt, Verkehr und Energie, Erdsystemmodell-Evaluierung und -Analyse, Atmosphärische Spurenstoffe, Wolkenphysik, Verkehrsmeteorologie und Lidar.