26. August 2016

Bundesinnenminister Thomas de Maizière besucht den DLR-Standort Neustrelitz

Der Besuch des Bundesinnenministers Thomas de Maizière am 25. August 2016 stand ganz im Zeichen der aktuellen Sicherheitsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Gemeinsam mit der DLR-Vorstandsvorsitzenden Prof. Pascale Ehrenfreund, dem Vorstand für den Bereich Raumfahrtforschung und -technologie Prof. Hansjörg Dittus und dem Programmkoordinator Sicherheitsforschung des DLR Dr. Dennis Göge besichtigte Thomas de Maizière den Standort Neustrelitz.

Zu den Schwerpunktthemen des Ministerbesuchs gehörten aktuelle Projekte im Bereich Maritime Sicherheit. "Die Forschungsarbeiten im Bereich Maritime Sicherheit zeichnen sich besonders durch die enge Zusammenarbeit verschiedener DLR-Institute aus, die hier ihre Kompetenzen einbringen und bündeln, um damit eine sichere Schifffahrt zu gewährleisten und zum Schutz der Meere und Küstengewässer beizutragen", sagte Prof. Pascale Ehrenfreund. Dazu informierte sich der Bundesinnenminister Thomas de Maizière unter anderem über die Arbeit der Forschungsstelle Maritime Sicherheit am Standort Neustrelitz, in der Wissenschaftler der Abteilung Nautische Systeme des Instituts für Kommunikation und Navigation (IKN) sowie der Arbeitsgruppe Maritime Sicherheit des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums (DFD) gemeinsam an Verfahren und Methoden zur Erhöhung der Sicherheit des Schiffsverkehrs auf den Weltmeeren arbeiten.

Kompetenz im Bereich der zivilen Sicherheitsforschung

Darüber hinaus präsentierte das DLR seine Kompetenzen im Bereich der zivilen Sicherheitsforschung mit Fokus auf Aktivitäten, die im Aufgabenbereich des Bundesministeriums des Innern (BMI) verortet sind. Neben der Detektion von Gefahrstoffen aus sicherer Entfernung mittels Lasersystemen wurden auch Themen wie die Optimierung von Polizeibestreifungen auf Basis von DLR-Software sowie die Verbesserung der operativen Einsatzmöglichkeiten im polizeilichen Einsatzflugbetrieb mit Hubschraubern über See angesprochen. "In gemeinsamen Projekten mit nachgeordneten Behörden und Dienststellen des BMI stellen wir bereits punktuell eine unabhängige Analyse- und Bewertungskompetenz zur Verfügung. Uns war heute wichtig zu zeigen, dass wir dem BMI eine solche Kompetenz auch in Bezug auf weitere Themen zur Verfügung stellen können", sagte Herr Dr. Göge, Programmkoordinator Sicherheitsforschung des DLR.

Aktuelle Forschung in Neustrelitz: vom Kollisionsschutz auf See bis hin zum Weltraumwetter

Eine weitere Station der Besichtigung war das Institut für Kommunikation und Navigation. DLR-Wissenschaftler erläuterten dem Minister hierbei ihre Forschungstätigkeiten im Rahmen des DLR-Projektes Echtzeitdienste für die maritime Sicherheit. Dazu zählen unter anderem Arbeiten an der zuverlässigen Bestimmung von Positions-, Navigations- und Zeitdaten von Schiffen sowie die Entwicklung automatisierter Verfahren zur Bestimmung eines verlässlichen maritimen Verkehrslagebildes. So wird beispielsweise im Verbundprojekt "Elektronische maritime Kollisionsverhütung" (MTCAS) ein Kollisionsverhütungssystem entwickelt, das zukünftig den Schiffsverkehr automatisiert vor Kollisionen schützen soll.

Darüber hinaus arbeiten die Wissenschaftler des Instituts an Methoden zur Detektion und Unterdrückung von Störungen wie Jamming und Spoofing sowie an Backup-Navigationssystemen, die in der Lage sind, GNSS-unabhängige Funksignale (Global Navigation Satellite System) für die maritime Positionierung und Navigation bereitzustellen.

Zudem präsentierten die DLR-Forscher Thomas de Maizière den im Aufbau befindlichen Weltraumwetterdienst DLR - Institut für Kommunikation und Navigation - Ionosphere Monitoring and Prediction Center (IMPC) der operationell und in Nahe- Echtzeit Informationen und Daten zum gegenwärtigen Zustand der Ionosphäre sowie Vorhersagen und Warnungen liefert. Die Motivation für die Entwicklung eines solchen Dienstes ergibt sich aus einer wachsende Verwundbarkeit der uns umgebenden modernen Infrastrukturen durch das Weltraumwetter. Das IMPC beruht auf einer kontinuierlichen Kette erfolgreicher Forschungs- und Entwicklungsprojekte am Neustrelitzer DLR-Standort und verfügt deshalb auch über ein einzigartiges Langzeitarchiv von Ionosphärendaten. Die entwickelten Produkte sind qualitativ so ausgereift, dass das IMPC nicht nur die Daten kontinuierlich an offizielle Dienste in den NOAA und der europäischen Weltraumbehörde ESA liefert, sondern das DLR auch beauftragt wurde, innerhalb des Space Situational Awareness (SSA) Programms der ESA zur Überwachung des Weltraums das Expertenzentrum "Ionosphäre" aufzubauen und zu koordinieren. Nächste Ziele neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Produkte und der Erhöhung der Verfügbarkeit des Dienstes ist seine Verstetigung in Deutschland.

Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) - eine erfolgreiche Kooperation des Innenministeriums und dem DLR

Des Weiteren informierte sich der Minister über die Arbeiten des Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des DLR in Oberpfaffenhofen. Das ZKI erstellt aus aktuellen Satellitendaten Lage- und Schadensinformationen nach Naturkatastrophen und zur Unterstützung ziviler Sicherheitslagen. Dies erfolgt im Rahmen des ZKI-Services für Bundesbehörden (ZKI-DE), einer erfolgreichen Kooperation zwischen dem BMI und dem DLR. Dass die Arbeit des ZKI-DE Services immer wichtiger wird, zeigt die steigende Anzahl an Anfragen. So nutzen unter anderem das Technische Hilfswerk, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie das Bundeskriminalamt und weitere Behörden des BMI regelmäßig die Karten und Informationen des ZKI. Hierbei ist der schnelle Zugang zu Satellitendaten über die Empfangsanlagen in Neustrelitz für das ZKI von wichtiger Bedeutung.
Ein großer Teil der aktuellen Satellitendaten, insbesondere aber die der nationalen und europäischen Missionen, wird von den Antennenanlagen am Standort des DLR empfangen. Innerhalb kurzer Zeit werden diese Daten verarbeitet und für die nachfolgenden Analysen in den verschiedenen Anwendungsbereichen zur Verfügung gestellt. Nahe-Echtzeit Anwendungen werden hierbei vor allem auch im Rahmen des DLR-Projektes Echtzeitdienste für die maritime Sicherheit entwickelt. Themenschwerpunkte sind hierbei die Entwicklungen von automatisierten Verfahren und Systemen zur Bereitstellung von meteo marinen Informationsprodukten zu Wind und Seegang, zur Schiffs-, Eisberg-, und Objekterkennung, sowie Öl- und Gefahrstofferkennung abgeleitet aus Radardaten der Missionen TerraSAR-X, Sentinel-1 und Radarsat-2.
Im Projekt OPSSERVE werden beispielsweise gemeinsam mit European Space Imaging Produkte und Verfahren zur Aktivitäts- und Schiffsdetektion in höchstaufgelösten optischen Satellitendaten entwickelt und der Europäische Agentur für maritime Sicherheit (EMSA) bereitgestellt.

Sicherheitsforschung im DLR

In der Sicherheitsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt werden die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten mit verteidigungs- und sicherheitsrelevantem Bezug in Abstimmung mit den Partnern in Staat, Wissenschaft, Industrie und internationalen Organisationen geplant und gesteuert. Der Querschnittsbereich Sicherheitsforschung verknüpft dabei die Kernkompetenzen aus den etablierten DLR-Programmen der Luftfahrt, Raumfahrt, Energie und des Verkehrs. Insgesamt mehr als zwanzig DLR-Institute und -Einrichtungen liefern im Rahmen ihrer sicherheitsrelevanten Arbeiten Beiträge zur Entwicklung, Erprobung und Bewertung von Technologien, Systemen und Konzepten sowie zur Analyse- und Bewertungsfähigkeit hinsichtlich sicherheitsrelevanter Anwendungen.

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Kontakt

Melanie-Konstanze Wiese

Kommunikation Berlin, Cottbus, Dresden, Jena, Neustrelitz und Zittau
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Rutherfordstraße 2, 12489 Berlin-Adlershof
Tel: +49 30 67055-639

Dr. Dennis Göge

Programmkoordinator Sicherheitsforschung
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Programmkoordination Sicherheitsforschung
Linder Höhe, 51147 Köln