Auf dem Weg nach Kourou – LISA Pathfinder verlässt Europa
+++ Die Raumsonde LISA Pathfinder ist mittlerweile sicher am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guyana) angekommen. Die Raumsonde wurde vom Firmangelände von Airbus Defence & Space in Stevenage (Großbritannien) mit einer Antonov An-124 zum Félix Eboué Airport in Cayenne geflogen, wo sie am Morgen des 8. Oktober 2015 (Ortszeit) angekommen ist. Die Technologiedemonstrationsmission wird voraussichtlich am 2. Dezember 2015 mit einer Vega-Rakete starten. +++
Die Raumsonde DLR LISA Pathfinderist nun bereit, ihre Reise von Europa zum Startplatz am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana anzutreten. Nach dem Überprüfen der Startbereitschaft – dem sogenannten "Flight Acceptance Review" – am 3. September 2015 wird der Transportcontainer bei der IABG Ottobrunn geschlossen und die Sonde anschließend nach Südamerika transportiert. Dort wird sie dann auf die europäische Vega-Rakete montiert, mit der sie voraussichtlich Anfang Dezember mit dem sechsten Start dieses Trägers zu ihrer lang geplanten Technologie-Demonstrationsmission abheben wird. Der umfangreiche deutsche Beitrag vor allem zur Nutzlast der Mission wird wesentlich vom Raumfahrtmanagement im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert.
LISA Pathfinder und eLISA – Gravitationswellen aus dem Weltall
LISA Pathfinder ebnet den Weg für das von der Europäischen Weltraumorganisation ESA geplante Gravitationswellenobservatorium eLISA (evolved Laser Interferometer Space Antenna). Die Mission soll im Weltraum wichtige Technologien für eLISA erproben, deren Funktions- und Leistungsfähigkeit am Erdboden nicht oder nur eingeschränkt getestet werden kann. eLISA soll ab 2034 Gravitationswellen aus dem Weltraum „beobachten“ und damit den energiereichsten und heftigsten astrophysikalischen Ereignissen unseres Universums auf die Spur kommen. Mit Hilfe von Gravitationswellen lassen sich direkte Erkenntnisse über Phänomene wie zum Beispiel Supernovae, enge Doppelsternsysteme bestehend aus Weißen Zwergen und Neutronensternen und Kollisionen von hochkompakten Schwarzen Löchern mit einigen Sonnenmassen bis hin zu den zentralen Objekten in Galaxienkernen mit der milliardenfachen Masse der Sonne gewinnen. Gravitationswellensignale aus der Zeit unmittelbar nach dem Urknall können uns außerdem mehr über die Entstehung unseres Universums verraten.
Einstein sagte die Gravitationswellen voraus
Gravitationswellen breiten sich als winzige Störungen der Raumzeit im Weltall aus. Sie wurden durch den deutschen Physiker Albert Einstein bereits 1916 auf der Grundlage seiner im Jahr zuvor veröffentlichten Allgemeinen Relativitätstheorie vorausgesagt. Nahezu auf den Tag genau einhundert Jahre nach dieser bedeutenden Veröffentlichung vom 25. November 1915 wird LISA Pathfinder nun zu seiner Mission aufbrechen und damit einen wichtigen Schritt hin auf dem Weg zum Nachweis niederfrequenter Gravitationswellen aus dem Weltraum gehen – eine ungeplante Hommage an das Werk Einsteins.
LISA Pathfinder – eine europäische Erfolgsgeschichte mit großem deutschem Anteil
Neben der ESA sind an LISA Pathfinder Forschungseinrichtungen und Industriefirmen aus Italien, Deutschland, Großbritannien, Spanien, der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden beteiligt. Bei der Airbus Defence & Space GmbH in Friedrichshafen wurde das Kernstück der Nutzlast – das LISA Technology Package (LTP) – gebaut und bei der Firma IABG in Ottobrunn bei München in den Satelliten integriert. Der deutsche Beitrag wird neben der Airbus Defence and Spacemaßgeblich vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik/Albert-Einstein-Institut (AEI) in Hannover geleistet und von der Max-Planck-Gesellschaft sowie dem DLR Raumfahrtmanagement finanziert. Mit dem "Disturbance Reduction System" (DRS) stellt das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA eine zweite Nutzlast bei, die ähnlich wie das LTP die Technologie für kommende Gravitationswellenmissionen testen soll.