DLR und Feuerwehr erproben Lageaufklärung in Echtzeit
- Schnelle Lageinformation für Einsatzkräfte.
- Überblick durch die Kombination von Drohne, Kamera und Führungsunterstützungssystem.
- Schwerpunkt: Sicherheitsforschung
Bei einem Unfall oder einer Naturkatastrophe kann die Lage oft chaotisch und unübersichtlich sein. Von Rettungskräften wird jedoch erwartet, dass sie Hilfe schnell dorthin bringen, wo sie am dringendsten benötigt wird. Ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Berufsfeuerwehr Duisburg soll durch die Kombination aus Kamera, Drohne und Führungsunterstützungssystem zukünftig für den nötigen Überblick sorgen.
Feuerwehrübung für den Praxistest
Einsatzkräfte benötigen ein kleines Kamerasystem (MACS-nano) zur schnellen und präzisen optischen Aufklärung von Großschadens- und Katastrophenlagen, das in unbemannte Fluggeräte (UAV, „Drohnen“) integriert werden kann. Daraus entstand das Projekt „Live-Lage“, das vom DLR-Institut für Optische Sensorsysteme mit der Feuerwehr Duisburg seit 2018 gemeinsam umgesetzt wird.
Konkret geht es um ein automatisch zur Einsatzstelle fliegendes Fluggerät, das mit innovativer Kamera- und Verarbeitungstechnologie hochauflösende Luftbilder und Karten in Echtzeit an die Leitstelle und den Einsatzleitwagen überträgt. Dies soll den Einsatzkräften einen entscheidenden operativen Zeitvorteil verschaffen. Zeit, die Leben retten kann.
In diesem Sinne ist Live-Lage auch ein „Modell-Projekt“ für das „Innovation Lab OPTSAL“. Denn um das Ziel tatsächlich zu erreichen, müssen die Einzeltechnologien in die komplexen Systeme und Abläufe der Partner integriert werden. Hier leistet OPTSAL das, was normalerweise nicht so leicht möglich ist – Entwicklung, Integration und Validierung nah am Anwender auf der „letzten Meile“.
Übungsszenario an der „Rheinorange“
Ausrichter der Live-Lage-Übung war die Berufsfeuerwehr Duisburg mit Unterstützung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes und der Luftsicherheit der Bezirksregierung Düsseldorf. Etwa 30 Teilnehmende und viel schweres Gerät waren land- und wasserseitig in Duisburg beteiligt. Das Übungsareal war rund um die Landmarke „Rheinorange“ angelegt – einer Skulptur, welche die Flussmündung der Ruhr in den Rhein bei Rheinkilometer 780 markiert.
Geübt wurde dort die Reaktion auf eine Schiffshavarie mit einer über Bord gegangenen Person. Dieses realistische Szenario löste eine Alarmierungskette aus, die im Rahmen der Übung vom Feuerwehr-UAV, Typ Vector des Herstellers Quantum-Systems, mit eingebauter DLR-Kamera MACS-nano unterstützt wurde. So konnten bereits vor Eintreffen der ersten Feuerwehrkräfte Luftbilder des Ereignisses an die Führungskräfte im Einsatzleitwagen (ELW 2) in Echtzeit übertragen werden. Im dort verfügbaren Führungsunterstützungssystem CommandX CX5 von Eurocommand baute sich vollautomatisch das Lagebild aus MACS-Luftbildern auf, wurde analysiert und mit sämtlichen einsatzrelevanten Informationen angereichert. Zeitgleich rückten die Einsatzkräfte der Feuerwache 5 und das Feuerlöschboot der Wache 8 aus und erreichten wenige Minuten später präzise den Einsatzort - das durch Rauchbomben stark qualmende Schulungsschiff westlich der Rheinorange.
Wenige hundert Meter in süd-östlicher Richtung wurde die „vermisste Person“ im Wasser erkannt und zügig von den Tauchern des ebenfalls ausgerückten Mehrzweckbootes gerettet.
Die Begeisterung der Führungskräfte im ELW 2 über den reibungslosen Übungsablauf unter Verwendung der drei Kerntechnologien MACS, Vector und CommandX war förmlich greifbar. „Die Live-Mapping-Technologien haben absolut überzeugt und müssen schnellst möglich in den echten Einsatz überführt werden. Noch in diesem Jahr gehen wir hierfür den entscheidenden Schritt weiter und werden das System als Beta-Tester für einen längeren Zeitraum in Einsätzen erproben.“, so Oliver Tittmann, Amtsleiter der Berufsfeuerwehr Duisburg.
Genau darauf arbeiten die Softwareentwickler und Ingenieure auf allen Seiten hin. In naher Zukunft sollen dann ausgewählte Systemkomponenten von MACS in das Produktportfolio der Unternehmenspartner aufgenommen und am Markt verfügbar sein.
Die gesamte Übung wurde von Filmdreharbeiten begleitet und das Zusammenspiel aller Projektpartner dokumentiert. Der Kurzfilm wird erstmals auf dem Smart Public Safety Hub, im Rahmen der INTERSCHUTZ in Hannover vom 20. bis 25. Juni 2022 in Halle 16 gezeigt.
Institut für Optische Sensorsysteme
Das DLR-Institut für Optische Sensorsysteme erforscht und entwickelt aktive und passive optische Sensorsysteme für die Raumfahrt, für fliegende Plattformen und für robotische Systeme. Es beteiligt sich an der wissenschaftlichen Nutzung der mit diesen Systemen gemessenen Daten und ist mit seinen Kernkompetenzen in einer Vielzahl von nationalen und internationalen Kooperationen eingebunden. Unsere Vision besteht in der Entwicklung autonomer optischer Sensorsysteme in Analogie und Erweiterung der visuellen menschlichen Wahrnehmung.
DLR Sicherheits- und Verteidigungsforschung
In der Sicherheitsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt werden die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten mit verteidigungs- und sicherheitsrelevantem Bezug in Abstimmung mit den Partnern in Staat, Wissenschaft, Industrie und internationalen Organisationen geplant und gesteuert. Der Querschnittsbereich Sicherheitsforschung verknüpft dabei die Kernkompetenzen aus den etablierten DLR-Programmen der Luftfahrt, Raumfahrt, Energie und des Verkehrs. Insgesamt mehr als fünfundzwanzig DLR-Institute und -Einrichtungen liefern im Rahmen ihrer sicherheitsrelevanten Arbeiten Beiträge zur Entwicklung, Erprobung und Bewertung von Technologien, Systemen und Konzepten sowie zur Analyse- und Bewertungsfähigkeit hinsichtlich sicherheitsrelevanter Anwendungen.