Insgesamt über 36.000 Kinder und Jugendliche besuchen jährlich die zwölf DLR_School_Labs. In diesen Schülerlaboren, die es an acht DLR-Standorten und vier Hochschulen gibt, können die jungen Gäste selbst Experimente durchführen, die einen Bezug zur aktuellen Forschung haben und die speziell für die entsprechenden Altersgruppen entwickelt wurden. Die Mitmach-Experimente werden von Studentinnen und Studenten betreut, die ab und zu Tipps geben und auch Fragen beantworten. So lernt man eine Menge über Raketen, Flugzeuge und vieles mehr – und man merkt: Physik kann richtig spannend sein und Spaß machen! In aller Regel kommen die jungen Besucher aus weiterführenden Schulen – mal ein Physik-Leistungskurs der Oberstufe, mal eine ganz „normale“ 7. oder 8. Klasse, gelegentlich sogar Kinder aus einer Grundschule. Doch die 30 Jugendlichen, die vor einiger Zeit im DLR_School_Lab Bremen zu Gast waren, kamen aus keiner Schule: Sie leben als Flüchtlinge in Deutschland, sind in den Wochen und Monaten zuvor zu uns gekommen. Viele von ihnen haben Schreckliches erlebt – Krieg, Gewalt, Zerstörung. Ihre Flucht war gefährlich, keiner wusste, ob er überleben würde. Jetzt sind sie hier bei uns, in einem fremden Land. Allein, ohne Eltern.
Als eine Schulklasse kurzfristig den lange geplanten Besuch absagen musste, riefen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bremer DLR_School_Labs spontan bei der Leitung einer Notunterkunft in der Nähe an und luden eine Gruppe von Flüchtlingskindern ein. Wenig später standen sie vor der Tür: 30 Jugendliche, die Hälfte von ihnen aus Afghanistan, die anderen aus afrikanischen Ländern. Einen Vormittag lang besichtigten sie die Raumfahrt-Labors im DLR-Standort Bremen und führten die Mitmach-Experimente durch: kleine Rover über eine künstliche Mars-Landschaft steuern, einfache Versuche zum Thema Schwerelosigkeit. Auch wenn die Verständigung nicht immer einfach war, es klappte: Die meisten der Flüchtlinge sprachen Englisch; für einige andere übersetzte eine studentische Hilfskraft, die Arabisch spricht. Der ungewöhnliche Ausflug in die Welt der Raumfahrt war für alle eine willkommene Abwechslung vom Alltag in der Notunterkunft: Die jungen Gäste waren völlig begeistert. Und sie fragten nach der Möglichkeit, das Abitur nachzumachen und zu studieren.
Das alles liegt schon ein paar Monate zurück. Einige der Kontakte bestehen aber bis heute: So hat zum Beispiel ein Student, der im DLR_School_Lab als Betreuer tätig ist, einen der jungen Besucher spontan zum Fußballspielen eingeladen – und der ist nun Mitglied im Verein und schießt für die Mannschaft Tore.
Was als einmalige Aktion begann, wird jetzt öfter stattfinden: Das Bremer Schülerlabor will auch in Zukunft immer mal wieder einzelne Gruppen von Flüchtlingskindern einladen. Erste Termine sind schon vereinbart. Und auch andere DLR_School_Labs fanden die Idee ihrer Kolleginnen und Kollegen aus Bremen toll: Sie planen jetzt ähnliche Initiativen – nach dem Motto: Menschen, die aus Not zu uns kommen, nicht nur aufnehmen und „unterbringen“, sondern sich um sie kümmern. Ist doch klar.