Die Mission Mars Express
Die Mission Mars Express eröffnet eine neue Periode intensiver und bedeutender Marsforschung. Mars Express ist in mehreren Hinsichten ein bedeutender Vorreiter auf diesem Gebiet.
Nach Projekten von Russland, Japan und den USA ist Mars Express die erste europäische Mission zum Mars. Weiterhin ist Mars Express der Prototyp für sogenannte flexible („F“) Missionen im Rahmen des Langzeit-Wissenschaftsprogramms „Horizon 2000 plus“ der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Mit derartigen Missionen, die sich durch eine sehr kurze Vorbereitungszeit und damit geringe Kosten auszeichnen, will die ESA auf aktuelle wissenschaftliche Fragestellungen reagieren. So wurde im Jahr 1999 beschlossen, dass der Start der Mission Mars Express im Jahr 2003 stattfinden soll, da in diesem Jahr eine besonders günstige Planetenkonstellation vorliegt, die eine außergewöhnlich große Satellitenmasse zulässt. Die kurze Projektlaufzeit führt zusätzlich zu niedrigen Projektkosten. Möglich wird sie durch große Selbstständigkeit der beteiligten Unternehmen und Wissenschaftler. Zudem werden für Mars Express Instrumente und Technologien verwendet, die für die Mission Rosetta und die leider gescheiterte Mars-96-Mission (Russland) entwickelt worden waren.
Der Mars gilt aufgrund seiner Merkmale wie Rotationsdauer, Jahreszeiten, Atmosphäre und Entfernung zur Sonne als der erdähnlichste Planet im Sonnensystem. Dies macht ihn zu einem besonders interessanten Forschungsobjekt hinsichtlich der vergleichenden Planetologie. Spekulationen über höher entwickelte Lebewesen auf dem Mars hielten sich lange Zeit, waren aber mit den amerikanischen Landemissionen Viking in den 70er Jahren widerlegt worden. Allerdings wird es nach wie vor für möglich gehalten, dass auf dem Mars einst Wasser in flüssiger Form existierte und sich eventuell primitive Lebensformen entwickeln konnten. Mars Express soll darüber Aufschluss geben.
Mars Express wurde am 2. Juni 2003 vom Raumfahrtzentrum Baikonur in Kasachstan gestartet. Die Sonde, bestehend aus einem Orbiter und einem Lander, erreichte nach dem sechsmonatigen Flug im Dezember 2003 den Mars und umkreist diesen seitdem. Der Orbiter kartiert von der Umlaufbahn aus die Planetenoberfläche und untersucht Atmosphäre, Struktur und Geologie des Planeten. Der Lander Beagle 2, benannt nach dem Schiff, mit dem Charles Darwin einst zu Forschungen über die Entwicklung der Arten die Weltmeere durchkreuzte, sollte auf der Oberfläche des Planeten aufsetzen und dort sechs Monate lang Boden und Gestein des Mars untersuchen. Der Lander gilt als verloren, nachdem er keinen Funkkontakt zum Orbiter oder zu Radioteleskopen auf der Erde herstellen konnte.
An Mars Express sind neben den Mitgliedstaaten der ESA auch Polen und die USA beteiligt. Hauptauftragnehmer für Mars Express ist die Firma EADS Astrium, Frankreich. Die verantwortliche Projektgruppe ist ein ESTEC-Team in Noordwijk, Niederlande. Starsem, Russland, zeichnet für die Rakete verantwortlich, während Alenia Aerospazio, Italien, die Satellitenintegration übernimmt. Der Lander Beagle 2 wird unter englischer Leitung entwickelt und für die Mission bereit gestellt.
Federführend ist Deutschland mit der Hochleistungskamera, HRSC, dem Mars Radio Science Experiment (MaRS) und dem Bohrer PLUTO auf dem Lander an der Mission beteiligt. Zudem gibt es Deutsche Beteiligungen an dem Planetary Fourier Spektrometer (PFS) und den Kameras auf dem Lander. Die HRSC-Kamera wurde vom DLR in Berlin entwickelt und von EADS Astrium Friedrichshafen gebaut. Den Bohrer entwickelte das DLR in Köln. In Zusammenarbeit mit der Universität der Bundeswehr in München ist die Universität zu Köln verantwortlich für MaRS. Das European Space Operations Center (ESOC) der ESA in Darmstadt ist für die Satellitenkontrolle zuständig.