Broschüre: Alexander Gerst (2018)
horizons – Aufbruch zu neuen Horizonten in Wissenschaft und Gesellschaft
Bei ICARUS (International Cooperation for Animal Research Using Space) arbeiten das DLR Raumfahrtmanagement und die russische Raumfahrtagentur Roskosmos zusammen. Mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) entwickelt das Max-Planck-Institut für Ornithologie (MPIO) in Radolfzell ein neues System, um Tierwanderungen weltweit zu verfolgen. ICARUS setzt sich aus zwei Hauptbestandteilen zusammen: kleinen Tiersendern – den sogenannten Tags- und der Weltraumhardware (Antenne und OnBoardComputer). Mit einem Gewicht von weniger als fünf Gramm können sogar kleine Tierarten wie Singvögel mit diesen Sendern ausgestattet werden, ohne Einfluss auf deren Verhalten zu nehmen.
Am 14. Oktober 2017 und am 13. Februar 2018 wurden der On-Board-Computer und die Antenne jeweils mit einem russischen ProgressFrachter zur Raumstation gebracht. Während der Computer in der Internationalen Raumstation ISS untergebracht ist, werden voraussichtlich im August 2018 zwei Kosmonauten die Antenne außen am russischen Servicemodul Swesda anbringen. Auf der Erde sammeln die Tags Informationen über das Tierverhalten. Dafür speichern sie zum Beispiel GPS, Beschleunigungs und Umweltdaten. Um Energie zu sparen und somit die Lebensdauer zu erhöhen, werden die Sende und die Empfangseinheit der Tags die meiste Zeit in einen Schlafmodus versetzt. Da in den kleinen Geräten auch die Daten der aktuellen ISSUmlaufbahn gespeichert sind, „wachen“ sie erst bei einem Überflug der Raumstation auf. Dann senden sie ihre Daten zur Antenne im Orbit. Über den ICARUS-Computer werden die Informationen dekodiert und zur russischen ISS-Bodenstation weitergeleitet. Von dort werden sie in eine wissenschaftliche Datenbank eingespeist. Das hauptsächlich von deutschen KMUs entwickelte System wird präziser und zuverlässiger als alle bisherigen Systeme arbeiten.
Deutsche und russische Wissenschaftler versprechen sich von den Daten nicht nur neue Aussagen über die Lebensweise der Tiere, sondern erwarten davon auch Erkenntnisse zur Verbreitung von Seuchen (zum Beispiel Vogelgrippe, Ebola), zur Auswirkung des Klimawandels und zum Zusammenspiel von Tierwanderungen und der Nahrungssicherheit in kritischen Regionen.