Broschüre: Alexander Gerst (2018)
horizons – Aufbruch zu neuen Horizonten in Wissenschaft und Gesellschaft
Ein lautes Rauschen schallt durch die Luft, breitet sich im Schulgebäude aus. Erste Funkwellen erreichen von der Internationalen Raumstation ISS aus die Erde – besser gesagt die Antenne am Dach der Schule. Ansonsten herrscht absolute Stille. Man kann trotz mehrerer hundert dichtgedrängter Schülerinnen und Schüler eine Stecknadel fallen hören. Dann sind erste Rufzeichen des deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst vernehmbar und sorgen für kollektives Aufatmen. Solche oder ähnliche Szenen werden sich auch ab Sommer 2018 wieder in deutschen Schulen abspielen, denn im Zuge des Amateur Radio on the International Space Station (ARISS)-Projekts bringen das Raumfahrtmanagement im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit dem Deutschen Amateur-Radio-Club e.V. (DARC) Raumfahrt ins Klassenzimmer. 14 Schulen und drei Schülerlabore des DLR – die sogenannten DLR_School_Labs – werden wieder per Funk mit dem Astronauten Kontakt aufnehmen.
Nachdem der Kontakt steht, und die Stimme von Alexander Gerst gebrochen, aber erkennbar zu hören ist, läuft unerbittlich die Uhr. Die ISS ist nur rund elf Minuten in Reichweite der Antennen auf dem Dach der Schule. Kostbare Minuten, in denen 20 wissensdurstige Schüler den deutschen Astronauten in rund 400 Kilometern über der Erde mit ihren Fragen löchern: „Was vermissen Sie am meisten auf der Erde? OVER.“ „Wie haben Sie es geschafft, zuerst als Astronaut und dann sogar als Kommandant ausgewählt zu werden? OVER.“ „Welche Mission war/ist gefährlicher oder spannender? Die erste oder die zweite? OVER.“ „Welche Auswirkungen hat das Zusammenleben auf engstem Raum und treten manchmal auch Konflikte auf? OVER.“ „Glauben Sie, dass es noch andere Lebewesen im Weltall gibt? OVER.“ Eine Frage nach der anderen werden die Schüler auch während der horizons-Mission in den erdnahen Orbit schicken - und Alexander Gerst wird sie mit einer gesunden Mischung aus Begeisterung und Routine beantworten. Kein Wunder, denn sein Großvater war Funkamateur. Schon als Kind schickte der kleine Alexander zusammen mit dem Opa seine Botschaften per Funk rund um die Welt – und manchmal auch zum Mond. Zwei, drei Sekunden später kommen die Signale sogar zurück. Der Mond als Spiegel, der Worte zurückwirft. Das ist spannend und hat schon damals seine Leidenschaft für die Raumfahrt geweckt.
Zwar ist die ISS nicht so weit entfernt. Doch rast sie mit 28.000 Stundenkilometern unerbittlich um die Erde und mit ihr rast auch die Zeit. Nach knapp elf Minuten ist die ISS am Rande des Empfangsgebiets angekommen. Der Kontakt wird immer schwächer. Alexander Gerst entfernt sich, wird unerreichbar für die Signale der Antennen. Der Kontakt bricht ab. Doch mit dem Ende des Funksignals hören die Raumfahrtaktivitäten der Schulen noch lange nicht auf. Raumfahrt war während der ARISS-Vorbereitungen ein Teil des Unterrichts und wird es auch darüber hinaus bleiben. Die Begeisterung für Raumfahrt, Wissenschaft und Technik wurde also schon vor dem ersten Funkkontakt beim Nachwuchs von Morgen geweckt.