Von der Idee zur ersten Mission
Die Notwendigkeit eines hochfliegenden Forschungsflugzeugs mit großer Reichweite war schon in den 1980er-Jahren festgestellt worden. Bisher standen für Experimente in großen Höhen nur einige wenige Flugzeuge in Europa zur Verfügung, allen voran die Falcon 20-E des DLR. Im Jahr 2000 trafen sich Vertreter wichtiger deutscher Forschungseinrichtungen aus dem Bereich der Atmosphären- und Klimaforschung, um ein Konzept für die zukünftige Atmosphärenforschung mit Flugzeugen zu entwickeln. Ergebnis war ein einheitliches Votum für ein hoch fliegendes Flugzeug mit großer Reichweite und Nutzlast. Im Jahr 2001 stellten die Max-Planck-Gesellschaft und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt stellvertretend für über 30 Forschungsinstitute in Deutschland einen Antrag für ein solches Flugzeug an das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). In der anschließenden Begutachtung des Projektes durch den von Bund und Ländern eingesetzten Wissenschaftsrat wurde HALO als uneingeschränkt förderungswürdig eingestuft. Im Herbst 2004 vereinbarten Vertreter des BMBF, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft, des Forschungszentrums Jülich, des Karlsruher Instituts für Technologie, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und des Freistaates Bayern eine gemeinsame Finanzierung für den Bau des Forschungsflugzeuges HALO. Dadurch wurde der Weg frei gemacht für die Verwirklichung von HALO. Im Februar 2005 unterzeichneten das DLR und die Gulfstream Aerospace Cooperation den Vertrag über den Bau des Forschungsflugzeugs.
Der Weg zur ersten Mission
HALO basiert auf dem Ultra-Long Range Business Jet G 550 der Firma Gulfstream Aerospace. Mit einer Reichweite von weit mehr als 8.000 Kilometern sind mit HALO erstmals Messungen auf der Skala von Kontinenten möglich: alle Regionen von den Polen bis zu den Tropen und den abgelegenen Gebieten des Pazifiks kann das Forschungsflugzeug erreichen. Die maximale Flughöhe von über 15 Kilometern ermöglicht auch Messungen in der unteren Stratosphäre, außerhalb der Tropen. An Bord von HALO finden mehr als doppelt so viele Instrumente Platz wie im DLR-Forschungsflugzeug Falcon 20-E – das erlaubt eine wesentlich umfassendere Erforschung komplexer atmosphärischer Prozesse. Insgesamt beträgt die Nutzlast etwa drei Tonnen.
Aber erst umfangreiche Umbauarbeiten, Modifikationen, Tests und Flugerprobungen machten aus dem Business Jet ein hochleistungsfähiges Forschungsflugzeug. HALOs Rumpf gleicht einem Schweizer Käse: hier befinden sich zahlreiche mögliche Anbaupositionen, die für Luftein- und auslässe der Messinstrumente sowie Fenster für Fernerkundungsmessgeräte Eine spezielle Stromversorgung erlaubt den Betrieb von Geräten innerhalb und außerhalb der Kabine. Bis zu 15 universelle Gestelle für wissenschaftliche Messgeräte, so genannte Racks, passen gleichzeitig in die Kabine. Unter dem Rumpf sowie unter den Tragflächen können zusätzlich Behälter für wissenschaftliche Instrumente befestigt werden. Eine speziell entwickelte Sensorik und eine fest eingebaute Datenerfassung und -aufbereitung versorgt die Forscher zusätzlich während eines Fluges mit Daten über die Atmosphäre und das Flugzeug selbst.
Im Januar 2009 wurde HALO an das DLR übergeben. Die Forschungsflugabteilung des DLR in Oberpfaffenhofen, Betreiber der größten zivilen Forschungsflugzeugflotte in Europa, betreibt HALO. Ein festes Kontingent an Flugstunden ist für den Forschungsflugbetrieb finanziert und wird per Antragsverfahren jedes Jahr neu verteilt. Ein wissenschaftlicher Lenkungsausschuss entscheidet auf Grund wissenschaftlicher Kriterien über die Reihenfolge der vorgeschlagenen Missionen. Bereits im Herbst 2010 startete HALO mit einer Auswahl von Messinstrumenten von verschiedenen Partnern zu Messflügen im Rahmen der so genannten Technomission. Im Frühjahr 2012 hob das Forschungsflugzeug nach vielen Stunden in der Flugerprobung zu seiner ersten wissenschaftlichen Mission ab.