Ulf Merbold
Ulf Merbold kann auf 55 Tage im Weltall bei insgesamt drei Missionen zurückblicken. Als er am 28. November 1983 an Bord der Raumfähre Columbia vom Kennedy Space Center abhob, war er der erste Ausländer überhaupt, der mit einem amerikanischen Space Shuttle ins All flog. Im Rahmen dieser amerikanischen Mission STS-9 flogen neben Merbold noch fünf weitere Personen für zehn Tage in den Orbit. Diese bemannte Raumfahrt Mission stellte auch für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine Premiere dar: Das Deutsche Raumfahrt-Kontrollzentrum (GSOC) des DLR in Oberpfaffenhofen führte zum ersten Mal erfolgreich eine bemannte Raumfahrtmission durch.
Der wissenschaftliche Werdegang des 1941 geborenen Merbolds begann im Alter von 19 Jahren, als der DDR-Bürger an die Universität Stuttgart ging, um dort sein Wunschfach Physik studieren zu können. Von 1967 bis 1978 forschte er am damaligen Stuttgarter Max-Planck-Institut für Metallforschung über Probleme der Festkörperphysik. Zwei Jahre nach seiner Promotion 1976 zog es ihn zur Europäischen Weltraumorganisation ESA. In dieser Zeit qualifizierte er sich für die bereits erwähnte Shuttle Mission von 1983. Bei dieser Mission kam auch das von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) gebaute Weltraumlabor Spacelab zum Einsatz. Hier wurden 71 Experimente unter Mikrogravitation durchgeführt.
Neun Jahre später flog Merbold mit der Discovery im Rahmen der Mission STS-42/IML-1 am 22. Januar ins All und kehrte am 30. Januar 1992 wieder zurück zur Erde. Die Discovery beförderte das International Microgravity Laboratory-1 (IML-1) in den Orbit, in welchem die komplexen Einflüsse der Schwerelosigkeit auf lebende Organismen untersucht wurden.
Unmittelbar nach seiner zweiten Shuttle-Mission begann Merbold mit den Vorbereitungen für die russische Mission Euromir 94. Als bereits erfahrener Astronaut trat er am 3. Oktober 1994 seine dritte Reise ins All an. Das Ziel des Fluges war die Mir-Station, wo er sich bis zum 4. November 1994 aufhielt. Er war damit der erste ESA-Astronaut auf einer russischen Mission. Die Euromir 94 war die erste ESA-Mission zur russischen Raumstation Mir, welche als Columbus-Vorläufermission hauptsächlich der Vorbereitung von Experimentatoren und des Bodensegmentes für die Columbus-Ära dienen sollte. Im Auftrag der ESA war das DLR für die Entwicklung von Prozeduren, Crew-Training, Crew-Unterstützung sowie für Simulationen verantwortlich.
Zwischen 1999 und 2004 war Merbold verantwortlich für das Utilisation Promotion Management in der Microgravity Promotion Division der ESA-Abteilung für Bemannte Raumfahrt und Mikrogravitation in den Niederlanden. Seit 2004 befindet er sich offiziell im Ruhestand, ist aber weiterhin als Berater für die ESA tätig.