Reinhold Ewald
Der am 18. Dezember 1956 in Mönchengladbach geborene Reinhold Ewald studierte Physik an der Universität zu Köln. Sein Studium schloss er 1983 ab und promovierte 1986. Schon im Rahmen seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFL) von 1983 bis 1987 machte Ewald einen Schritt in Richtung Himmel: Sein Forschungsschwerpunkt lag auf der Beobachtung und Analyse der Dynamik des Zustandes interstellarer Molekülwolken, die als Geburtsstätte neuer Sterne gesehen werden.
Nach seiner Promotion zog es Ewald als wissenschaftlichen Mitarbeiter in die Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR, heute DLR). Auch hier blieb er dem All treu und wirkte an mehreren Projekten in der Abteilung Extraterrestrik mit, bevor er Koordinator für den Raumfahrtbereich des DLR in der Abteilung Planung wurde.
Die Berufung ins Astronautenteam erfolgte 1990. Wie schon Sigmund Jähn 14 Jahre vor ihm, nahm auch Ewald die Ausbildung im Juri A. Gagarin Kosmonautenausbildungszentrum Sternenstädtchen bei Moskau auf. Doch vorerst sollte es nicht ins All gehen: Für die deutsch-russische Mission MIR '92 war Ewald Mitglied der Ersatzmannschaft und verantwortlich für den Funkkontakt. Im Anschluss kehrte Ewald zum DLR zurück und wurde stellvertretender Leiter des Astronautenbüros. Er war unter anderem auch in die Vorbereitungen der D2-Spacelab-Mission 1993 involviert, bei der sein Landsmann Ulrich Walter Mitglied der Crew war.
Erst 1997 sollte es im Rahmen der zweiten deutsch-russischen Mission MIR '97 in den Weltraum gehen: Auf der russischen Sojus TM 25 startete Ewald als Wissenschaftskosmonaut am 10. Februar 1997 ins All und verbrachte 18 Tage auf der russischen Raumstation Mir. Mir '97 entsprang einer deutschen Initiative, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert und von der Deutschen Agentur für Raumfahrtangelegenheiten (DARA, heute DLR) durchgeführt wurde. Die Zielsetzung war dabei die Fortführung des Wissenschaftsprogramms früherer MIR-Missionen mit deutscher und/oder europäischer Beteiligung, wobei die bereits vorhandenen Experimente Verwendung fanden und auch neue Experimente durchgeführt wurden.
Aus heutiger Sicht erscheint die Technologie der Mir mit dem Stand der 1970er und 80er Jahre veraltet. Jedoch, so würdigte Ewald die russische Raumstation einmal im DLR Webcast, sind viele der operationellen Erfahrungen aus dem Umgang mit der Mir in die Internationale Raumstation ISS eingeflossen und machten den derzeitigen Stand der ISS erst möglich.
Ewald, Träger des russischen „Ordens der Völkerfreundschaft“, war bis März 2011 im Columbus-Bodenkontrollzentrum in Oberpfaffenhofen bei München verantwortlich für die Organisation des Betriebs des europäischen Labormoduls. Von Ende 2011 bis April 2014 war er im Stab des Generaldirektors der ESA im ESA Hauptquartier Paris, ab Mai 2014 dann wieder im Europäischen Astronautenzentrum, Köln, tätig. Reinhold Ewald bearbeitet derzeit Themen der Bemannten Raumfahrt, insbesondere die Vermittlung der wissenschaftlichen Resultate. Mit dem 1. September 2015 wurde er als Professor an das Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart berufen und vertritt dort in der Nachfolge von Prof. Ernst Messerschmid das Fachgebiet Astronautik und Raumstationen.