Saturn ist nach Jupiter der Planet im Sonnensystem mit den meisten Monden. Derzeit sind 62 Monde (Jupiter: 64 Monde) bekannt (Stand erstes Halbjahr 2011). Davon sind 53 mittlerweile benannt, 9 weitere sind vorerst nur bezeichnet nach dem Zeitpunkt ihrer Entdeckung. Von den 62 bekannten Monden wurden 29 seit 2004 entdeckt.
Sonnensystem en miniature: Die Saturnmonde
Kein Wunder, dass man in Analogie zum Sonnensystem auch vom Saturnsystem spricht: eine in ihrer Komplexität einmalige Welt von Zentralgestirn und Satelliten – und nicht zu vergessen die in der Äquatorebene den Planeten umgebende Ringscheibe. Als künstlicher Satellit umrundet die Raumsonde Cassini diesen zentralen Planeten (den Saturn) bis 2017. Dabei wird der Orbiter immer wieder in unterschiedlichen Entfernungen und in verschiedenen Bahnneigungen an den Monden vorbeifliegen, um aus allen erdenklichen Perspektiven wissenschaftliche Daten sammeln zu können.
Ähnlich wie der benachbarte Gasriese Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems, sind die Monde des Saturns extrem vielgestaltig in ihrer Zusammensetzung und dem Alter ihrer Oberflächen. Mit Ausnahme von Titan sind die Saturnmonde jedoch zumeist deutlich kleiner als die vier großen Jupitermonde Ganymed (der größte Trabant im Sonnensystem), Callisto, Io und Europa, die nach ihrem Entdecker auch die „Galileischen“ genannt werden.
Die Saturnmonde bestehen, ähnlich wie die Galileischen Monde (Ausnahme: Io) überwiegend aus Eis, dem in unterschiedlichen Mengen Gestein und zum Teil auch organische Substanzen, also Kohlenstoffverbindungen, beigemengt sind. Neben der fotografischen Dokumentation der Oberflächengeologie mit dem Kamerasystem an Bord des Cassini-Raumschiffs sind Untersuchungen zur chemisch-mineralogischen Zusammensetzung der Monde u.a. mit den Spektrometern an Bord der Cassini-Sonde (und im Falle von Titan auch des Huygens-Landegeräts) ein Hauptziel der Mission Cassini-Huygens.
Denn gerade Titan, der zweitgrößte Mond des Sonnensystems (mit einem Durchmesser von 5.150 Kilometern ist er größer als der Planet Merkur und der Zwergplanet Pluto), weist eine einmalige Besonderheit auf: Er bindet eine dichte Stickstoff- und Methanatmosphäre an sich. Nicht zuletzt dieser Umstand machte Titan zu einem der wichtigsten Ziele der Erkundung des äußeren Sonnensystems.
Die europäische Atmosphären- und Landesonde Huygens wurde von Cassini auf der sechsjährigen Reise zum Saturn eigens zum Zweck der Erforschung des geheimnisumwitterten Mondes mitgeführt. Die Huygens-Sonde landete am 14. Januar 2005 nach einem dreistündigen Flug am Fallschirm auf der minus 180 Grad kalten Titan-Oberfläche aus gefrorenem Methan und machte dabei wichtige Messungen und Aufnahmen.
Nach der Entdeckung der ersten Saturntrabanten im 17. Jahrhundert durch den italienisch-französischen Astronomen Giovanni Cassini (1625-1712) und seinem holländischen Zeitgenossen Christiaan Huygens (1629-1695) waren es schließlich die beiden amerikanischen Pioneer-Raumsonden, dann aber vor allem Voyager I und II, die 1980 mit den ersten Nahaufnahmen dieser unbekannten Welten für Aufregung sorgten – und dadurch die Motivation für das bislang ehrgeizigste Projekt zur Erforschung des äußeren Sonnensystems lieferten: Die amerikanisch-europäische Doppelsonde Cassini-Huygens.
Die Saturnmonde zu klassifizieren ist kein einfaches Unterfangen; eine Einteilung nach ihrer Größe würde zunächst Titan als den mit Abstand größten Trabanten auflisten. Es folgen vier weitere Monde von bereits deutlich geringeren Durchmessern zwischen 1.530 und 1.060 Kilometern: Rhea, Iapetus, Dione und Tethys. Schließlich sind drei Monde mit Durchmessern zwischen 270 und 500 Kilometern zu nennen: Enceladus, Mimas und Hyperion. Diese Monde werden auch als „Hauptsatelliten“ bezeichnet.
Phoebe, Janus, Epimetheus, Prometheus und Pandora, die größten „Nebensatelliten“, weisen allesamt schon keine Kugelgestalt mehr und Durchmesser von etwa 80 (Pandora) bis 180 Kilometer (Janus) auf. Beginnend mit dem 40 Kilometer großen Siarnaq folgt ein Dutzend Trabanten von kaum mehr als zehn Kilometern Durchmesser. Schließlich gibt es noch zahlreiche unregelmäßig geformte Trabanten, die kleiner als zehn Kilometer groß sind.
Ein Dutzend dieser Kleinstmonde wurde mit dem seinerzeit größten Spiegelteleskop der Welt auf dem Mauna Kea in Hawaii entdeckt. Elf dieser Körper umrunden den Saturn entgegen dessen Drehsinn, was der Vermutung Nahrung gibt, dass sie nicht gemeinsam mit dem Planeten an dieser Stelle des Sonnensystems entstanden sind, sondern von Saturns Schwerkraft eingefangene Körper aus dem Kometenreservoir des Kuipergürtels sind, der sich zwischen den Bahnen von Uranus, Neptun und Pluto befindet. Nach Analysen mit dem Cassini-Spektrometer VIMS nimmt man einen ähnlichen Ursprung auch für den über 200 Kilometer großen Mond Phoebe an. Die These, dass viele dieser unregelmäßigen, kleinen Körper ihren Ursprung nicht im Saturnsystem haben, sondern aus anderen Regionen des Sonnensystems stammen, wird auch von den zum Teil sehr stark von der Äquatorebene abweichenden Bahnneigungen dieser Monde gestützt.
Die bis Ende 2005 bekannten Saturnmonde (47)
(sortiert nach der Größe der Monde)
Name des Mondes
Astronomische Bezeichnung
Durchmesser (km)
Entfernung v. Saturnzentrum (km)
Jahr der Entdeckung / Entdecker
Titan
5.150
1.221.900
1655: Christiaan Huygens
Rhea
1.528
527.100
1672: Giovanni Cassini
Iapetus
1.436
3.560.800
1671: Giovanni Cassini
Dione
1.118
377.400
1684: Giovanni Cassini
Tethys
1.060
294.700
1684: Giovanni Cassini
Enceladus
499
238.100
1789: William Herschel
Mimas
397
185.600
1789: William Herschel
Hyperion
266
1.464.100
1848: W.&G. Bond; W. Lassell
Janus
S/1980 S 1
178
151.500
1980: Audouin Dollfus
Phoebe
120
12.944.300
1898: W.H. Pickering / D.L. Stewart
Epimetheus
S/1980 S 3
119
151.400
1980: R. Walker
Prometheus
S/1980 S 27
100
139.400
1980: S. Collins
Pandora
S/1980 S 26
84
141.700
1980: S. Collins
Siarnaq
S/2000 S 3
40
18.160.000
2000: Gladman & Kavelaars
Atlas
S/1980 S 28
32
137.700
1980: Richard Terrile
Helene
S/1980 S 6
32
377.400
1980: P. Lacques & J. Lecacheux
Albiorix
S/2000 S 11
32
16.404.000
2000: Matthew Holman
Telesto
S/1980 S 13
24
294.700
1980: B. Smith et al.
Paaliaq
S/2000 S 2
22
15.199.000
2000: Brett Gladman
Pan
S/1980 S 13
20
133.600
1981: Mark Showalter
Calypso
S/1980 S 25
19
294.700
1980: D. Pascu et al.
Ymir
S/2000 S 1
18
23.096.000
2000: Brett Gladman
Kiviuq
S/2000 S 5
16
11.365.000
2000: Brett Gladman
Tarvos
S/2000 S 4
15
18.247.000
2000: Kavelaars & Gladman
Ijiraq
S/2000 S 6
12
11.440.000
2000: Kavelaars & Gladman
Erriapo
S/2000 S 10
10
17.616.000
2000: Kavelaars & Gladman
Skathi (Skadi)
S/2000 S 8
8
15.647.000
2000: Kavelaars & Gladman
Daphnis
S/2005 S 1
7
136.500
2005: Cassini ISS Team
Mundilfari
S/2000 S 9
7
18.709.000
2000: Gladman & Kavelaars
Narvi
S/2003 S 1
7
18.719.000
2003: Sheppard et al.
Suttungr
S/2000 S 12
7
19.463.000
2000: Gladman & Kavelaars
Bestla
S/2004 S 18
7
19.650.000
2004: David Jewitt et al.
Thrymr
S/2000 S 7
7
20.382.000
2000: Gladman & Kavelaars
Bebhionn
S/2004 S 11
6
16.950.000
2004: S. S. Shepard
S/2004 S 13
6
18.450.000
2004: David Jewitt et al.
Bergelmir
S/2004 S 15
6
18.750.000
2004: David Jewitt et al.
Aegir
S/2004 S 10
6
19.350.000
2004: David Jewitt et al.
S/2004 S 7
6
19.800.000
2004: David Jewitt et al.
Hati
S/2004 S 14
6
19.950.000
2004: David Jewitt et al.
Fornjot
S/2004 S 8
6
22.200.000
2004: David Jewitt et al.
S/2004 S 12
5
19.650.000
2004: David Jewitt et al.
Farbauti
S/2004 S 9
5
19.800.000
2004: David Jewitt et al.
Pallene
S/2004 S 2
4
211.000
2004: Charnóz & Porco
Polydeuces
S/2004 S 5
4
377.400
2004: Carolyn Porco
Hyrrokin
S/2004 S 19
4
18.600.000
2004: David Jewitt et al.
Fenrir
S/2004 S 16
4
22.200.000
2004: David Jewitt et al.
Methone
S/2004 S 1
3
194.000
2004: Charnóz & Porco
Die Saturn-Ringe
Ring
Entfernung
Breite
D
66.970 km
7.540 km
C
74.510 km
17.490 km
B
92.000 km
25.580 km
A
122.170 km
14.610 km
F
140.180 km
50 km
G
170.180 km
500 bis mehrere 1.000 km
E
181.000 km
302.000 km
Die Entfernung bezieht sich auf die Strecke von Saturns Mittelpunkt bis zum nahesten Rand des jeweiligen Rings.