4. November 2020

40 Jahre DFD – Die Anfänge der Auswertung von Fernerkundungsdaten

von Hon.-Prof. Dr. Rudolf Winter, DFD-Abteilungsleiter „Fernerkundungsanwendungen“ von 1980-1996

Prof. Rudolf Winter

Zurückblickend sehe ich Ende der 1970er Jahre eine ausgesprochen kompetente Mannschaft, die sich erfolgreich mit dem brandneuen Thema der digitalen Bildverarbeitung von Fernerkundungsdaten in Oberpfaffenhofen beschäftigte. Beinahe eine Atmosphäre wie im Silicon Valley. Ausgangspunkt waren die Bilddaten der erfolgreichen Erdbeobachtungssatelliten Landsat (seit 1972) und Spot (nach 1986).

Es gab damals nur ungenügend ausgerüstete Rechner für die Bearbeitung der damals schon so empfundenen Datenflut. Es waren anfangs kleine Prozessrechner, deren besondere Sprache man natürlich lernen musste. Eine Landsat-Szene passte nicht auf die Festplatte: man musste die Daten mühevoll und langwierig zuerst auf Band laden. Noch im GSOC wurde mit heißer Nadel ein erster Rechner für die Bildverarbeitung entworfen. Bis der Druck damals immer größer wurde und obgleich teuer, wurde eine VAX angeschafft. Eine weitsichtige Investition unseres Direktors Winfried Markwitz.

Später im DFD kam Mitte der 1980er Jahre Tempo in die Entwicklung. V.a. die geographisch / geowissenschaftlichen Institute der Universitäten hatten großes Interesse an diesem neuen Thema. Nicht nur wir DLR’ler hielten Vorlesungen an verschiedenen Universitäten, sondern es kamen auch Diplomanden und Doktoranden in Scharen, die gerne über ein theoretisches Thema oder an einem Thema der Anwendungen arbeiten wollten. Wieder mit Weitsichtigkeit hat unser Direktor eine Investition für einen damals sicher einmaligen Ausbildungsraum vorgesehen: Im DFD-„Bildverarbeitungslabor“ gab es sechs Arbeitsplätze für interne und externe Nutzer und einen Arbeitsplatz zur Steuerung der Systeme, die sog. „Meisterkonsole“. In einer Reihe von selbst entwickelten Ausbildungskursen wurden die Methoden der digitalen Bildverarbeitung weitergegeben. Die breite Öffentlichkeit war auch mehr und mehr an den Daten interessiert. Dafür wurde ein Massendaten-Speichersystem eingerichtet.

Nach der Wiedervereinigung lag es nahe, mit den Landsat-Daten flächendeckend einen Atlas für das vereinte Deutschland herauszugeben. Es wurden möglichst wolkenfreie Bilddaten herausgesucht, eine gefällige Einfärbung vorgenommen, und vor allem wurden die Daten auf eine Kartenprojektion entzerrt und mosaikiert. Die erste Ausgabe von 30.000 Stück fand rasanten Absatz, die Buchtantiemen von 10% erhielt das Haus.
Besonderer Beliebtheit erfreuten sich auch die sogenannten DFD-Nutzerseminare in Oberpfaffenhofen. Es kamen oft über 200 Teilnehmer und es wurden die neuesten Entwicklungen vorgetragen. Viel Arbeit und Vorbereitung! Aber es gab dem DFD Sichtbarkeit und Anerkennung.

Wir bekamen schon damals viele Besucher und Besuchergruppen. Die mussten betreut werden, was nicht allen lag. Aber eine Einrichtung, die z. T. von Steuermitteln lebt, hat die Pflicht und Verantwortung, über sein Tun der Öffentlichkeit Auskunft zu geben. Das hatten wir im DFD früh erkannt und zu unserer Maxime erklärt.
1996 wurde Stefan Dech zu meinem Nachfolger als Leiter der Abteilung Fernerkundungsanwendungen vom Direktor Markwitz ernannt; wieder eine weitsichtige und wie wir noch heute feststellen können, tragende Entscheidung.

Bleibt mir zu danken für die umsichtige Leitung und die kompetente Leistung aller Kollegen. Insgesamt immer in Geiste einer ehrlichen, harmonischen Zusammenarbeit.

Deutschland-Mosaik aus Landsat-Szenen