26 Jahre erfolgreiches ERS/Envisat D-PAF/D-PAC
Am 21. Juni 2017 ist nach 26 Jahren eine Ära am Earth Observation Center (EOC) des DLR zu Ende gegangen. Das Projekt zur Prozessierung und Archivierung von Satellitendaten der ERS- und Envisat-Missionen mit einer der längsten Projektlaufzeiten im EOC wurde erfolgreich abgeschlossen. Das von der ESA beauftragte ERS-1/-2 Envisat D-PAF/D-PAC (Processing and Archiving Facility/Center) am DLR bestand ohne Unterbrechungen seit 1991.
Alles begann im Juli 1991 mit dem Start des ESA-Satelliten ERS-1 (in Betrieb bis 2000), dessen Nutzlast-Daten unter anderem von der Antarktis-Station GARS O’Higgins (German Antarctic Receiving Station) des DLR empfangen wurden. Im Verlauf des Projektes kamen die Daten von ERS-2 (1995 – 2011) und Envisat (2002 – 2012) hinzu.
Im Projekt wurden die SAR-Daten der ESA-Erdbeobachtungssatelliten prozessiert, langzeit-archiviert und an die weltweite Nutzergemeinde zunächst physikalisch auf Medien und im weiteren Projektverlauf auch elektronisch via FTP ausgeliefert. Neben der SAR-Daten-Linie bestand ein weiterer Schwerpunkt der Aktivitäten in der Prozessierung und Verteilung von Atmosphären-Daten verschiedener wissenschaftlicher Instrumente, u.a. ERS-2 GOME, sowie von GOMOS-, MIPAS- und SCIAMACHY-Daten, die vom Envisat-Satelliten aufgezeichnet wurden. Die Daten des SCIAMACHY-Instruments haben beispielsweise maßgeblich zur Beobachtung der Größe des Ozonlochs über der Antarktis beigetragen. Das EOC stellte in der Folgezeit seine Leistungsfähigkeit auch bei insgesamt 14 aufwendigen Reprozessierungskampagnen diverser Atmosphären-Daten unter Beweis.
Bedingt durch den langen Zeitraum des Projektes war es erforderlich, die wertvollen Datenbestände mehrfach zu migrieren, d.h. auf die jeweils neueste Datenträger-Generation zu überspielen. Angefangen von der GRAU AML-2 Robot Library, über die Oracle StorageTek Powderhorn bis hin zur Oracle StorageTek SL3000 Datenbibliothek, die bis zuletzt im Einsatz war. Auch die Datenauslieferung wandelte sich im Laufe der Jahre. Was mit dem Versenden von CDs, DVDs und Exabyte-Medien begann, wurde ab 2010 online mittels FTP- bzw. HTTP-Servern erledigt. In Spitzenzeiten lieferten diese bis zu 30 TB an Daten bzw. bis zu einer halben Million Datensätze pro Monat aus. Pro Jahr wurden mehr als 30.000 Aufträge der ESA bearbeitet. Hervorzuheben ist auch die hohe Nachnutzung der ERS- und Envisat-Daten durch die Nutzergemeinde weit nach Ende der jeweiligen aktiven Missionsdauer.
Ab 2012, nach dem unerwarteten Ende der Envisat-Mission, startete die ESA eine Datenrückführungsaktion, innerhalb derer mehr als 600 TB an ERS-1/-2 und Envisat-Daten aus den DLR-Archiven extrahiert wurden und nunmehr über den (A)SAR On-The-Fly Service der ESA für die Nutzer verfügbar sind. Insgesamt waren zum Projektende ca. 4,1 Millionen Datensätze mit einer Gesamtdatenmenge von über 800 TB in den Datenarchiven vorhanden.
Mit dem Sentinel-1A Processing and Archiving Center (PAC), das im Auftrag der ESA Anfang 2015 in den Betrieb gegangen ist, knüpft das EOC an die erfolgreichen Arbeiten an. Im Juli 2016 startete die operationelle Phase für den Satelliten Sentinel-1B und die OLCI-Daten von Sentinel-3A. Nach gegenwärtigem Planungsstand wird das Sentinel-PAC im März 2018 komplettiert, wenn Sentinel-3B in den Orbit startet. So beeindruckend die Datenmengen der drei historischen ESA-Missionen auch sein mögen: die Sentinel-Satelliten-Flotte erfasst Erdbeobachtungsdaten in einer neuen Größenordnung. Gut drei Jahre nach dem Start des ersten Sentinels hat das Sentinel-PAC am EOC bereits 2,7 Millionen Datensätze prozessiert und archiviert. Die bisher verarbeitete Datenmenge beträgt über 4300 Terabyte (4,2 Petabyte) und übersteigt damit bereits jetzt die Datenmenge, die in der 26-jährigen Laufzeit des ERS- und Envisat-Projektes angefallen ist, um mehr als das Fünffache.