Geologie, Böden und Relief
Die heutige flachwellige Grundmoränenlandschaft des Testgebietes DEMMIN wurde wesentlich während der Weichselkaltzeit geprägt. Beispiele dafür sind die Geschiebelehme und – mergel der Grundmoräne bzw. die Sande und Kiessande der Sander.
Infolge der Gletschervorstöße und -rückzüge als Folge der sich abwechselnden Warm- und Kaltphasen der Weichseleiszeit wurden z.B. nordwestlich von Malchin endmoränenartige Stauchkomplexe und das bewegte wellig-hüglige Relief im nördlichen Vorfeld der pommerschen Endmoräne ausgebildet (Müller et al., 2002). Der während des Mecklenburger Stadiums abgelagerte kalkreiche Geschiebemergel wurde teilweise durch Geschiebedecksande überschüttet (z.B. Helbig, 1999a; Helbig, 1999b).
Mit Beginn der holozänen Erwärmungsphase vor etwa 12.000 – 10.000 Jahren fand die Weichselkaltzeit ihr Ende. Durch das Abschmelzen der Gletscher entstand die typische Abfolge aus ebenen, welligen und kuppigen Grundmoränen, hügeligen Endmoränen, Sanderplatten und schmalen Sanderschläuchen, Urstromtälern und Beckensandebenen. Im Ergebnis der Erwärmung schmolzen die Gletscher massiv ab.
Die freigesetzten gewaltigen Tauwassermassen strömten unterhalb des Eises über Gletscherspalten ab. Dabei bildeten sich entweder neue subglaziale Tunneltäler oder das abfließende Tauwasser nutzte bereits bestehende ältere subglaziale Rinnen und weitete diese entsprechend aus (Cheung, Grünbauer, 1994). Die nach Norden zurückweichenden Gletscher hinterließen nach ihrem Abtauen Toteisblöcke, die ein System aus seichteren Mulden und tieferen Senken hinterließen (Peterss et al., 2003).
Im Atlantikum (etwa 8000 bis 5000) kam es in der sich anschließenden Littorina-Transgression zu einem raschen Anstieg des Meeresspiegels der Ostsee (Kliewe, Jahnke, 1982). Als Folge dessen staute sich das Wasser der Flusstäler weit in das Binnenland hinein. Die dadurch verursachte Verringerung der Fließgeschwindigkeit führte zur Sedimentation von Feinsanden und tiefgründiger Vermoorung in den glazigenen Talräumen von Peene, Tollense und Trebel (Müller et al., 2002).
Neben den geologischen Strukturen der Weichseleiszeit können im Bereich von Tollensetal und -see auch ältere geologische Landschaftsformen (saale-, elster- und präelstereiszeitlicher Prägung) ausgehalten werden (Bremer, 2000). Beispiele dafür sind Sande in oder unter der Grundmoräne, Kreide (Schollen) bzw. älteren Durchragungen.
Die zuvor dargestellten erdgeschichtlichen Prozesse verdeutlichen, dass die anstehenden Böden relativ jung und somit kaum von Auswaschungs-, Versauerungs- und Verlagerungsprozessen betroffen sind. Die Bodensubstrate werden von lehmigen Sanden und sandigen Lehmen dominiert, die sich mit eingeschlossenen Sandlinsen oder lehmigen Bereichen abwechseln. Der nordöstlichste Teil des Teststandortes ist durch Sand-Braunerde und Sandersande ohne Wassereinfluss gekennzeichnet. Daran schließt sich die Grundmoräne der Vorpommerschen Lehmplatten an. Das Diagramm in Abb. 1 liefert einen Überblick über die prozentuale Verteilung der Bodenarten der IG Demmin.
Infolge der Substratzusammensetzung und der guten Nährstoff- und Karbonatversorgung weisen die Böden Ackerzahlen ≥ 40 auf. Die dominierenden Bodengesellschaften sind z.B. Tieflehm-Fahlerde / Parabraunerde-Pseudogley (Braunstaugley), Tieflehm- / Sand-Gley / Pseudogley (Amphiegley), Sand- / Tieflehm Braunerde-Podsol (Braunerde), Tieflehm- / Lehm-Parabraunerde, Fahlerde / Pseudogley / Staugley. Die Grundmoränen stehen in weiten Bereichen unter mehr oder weniger starkem Grundwasser- und / oder starkem bis mäßigem Stauwassereinfluss. Teilweise unterliegen die Grundmoränen nur geringem Grundwassereinfluss. Das Relief ist in weiten Bereichen eben bis flachwellig bzw. wellig und in einigen Bereichen eben bis flachwellig kuppig bzw. bis kuppig.
Im Bereich der Großlandschaft „Oberes Peenegebiet“ sind auf den Geschiebemergeln Bodengesellschaften wie z.B. Lehm-/ Tieflehm-Pseudogley (Staugley) / Parabraunerde-Pseudogley (Braunstaugley) / Gley (Amphiegley), Sand- / Tieflehm- / Lehm-Braunerde (Bänderbraunerde) / Fahlerde Parabraunerde-Pseudogley (Braunstaugley), Tieflehm-Fahlerde / Parabraunerde-Pseudogley (Braunstaugley) ausgebildet. Die Grundmoränen (z.T. einschließlich der zerschnittenen Talränder) sind teilweise starkem bzw. mäßigem Stauwasser- und / oder mäßigem bis geringem Grundwassereinfluss ausgesetzt. Darüber hinaus sind in diesem Gebiet Sand-Braunerde-Regosol (Braunranker) / Podsol verbreitet. Das Relief ist eben bis kuppig.
Die Grundmoränen der Großlandschaft „Oberes Tollensegebiet“ des „Rücklandes der Mecklenburgischen Seen“ werden durch Bodengesellschaften wie Lehm- / Ton- / Schluff-Pseudogley (Staugley) / Gley-Pseudogley (Amphiegley), Tieflehm- / Lehm-Parabraunerde-Pseudogley (Braunstaugley) / Pseudogley (Staugley) / Gley, Tieflehm-Fahlerde / Parabraunerde-Pseudogley (Braunstaugley) und Lehm- / Tieflehm- Pseudogley (Staugley), Parabraunerde-Pseudogley (Braunstaugley), Gley (Amphiegley) dominiert. Diese Standorte sind mäßig bis stark stauwasserbeeinflusst und oder unterliegen einem mäßigen Grundwassereinfluss oder Grundwassereinfluss. Das Relief ist eben bis wellig und teilweise kuppig.
Allen drei Großlandschaften ist gemeinsam, dass neben den zuvor benannten geologischen Formen entlang der Flüsse tiefgründige Niedermoore (holozäne Bildungen) ausgehalten werden können. Insbesondere in den die Grundmoränenplatten durchziehenden Talnetzen (z.B. der Peene, Tollense und Trebel) waren die Bedingungen für die Entstehung mächtiger Durchströmungsmoore optimal. In den 20er Jahren des 20sten Jahrhunderts führten meliorative Eingriffe zum Verlust der die nichtentwässerten Durchströmungsmoore charakterisierenden Vegetationsgesellschaften. In den 80er Jahren konnten nur noch in einigen alten Handtorfstichkomplexen des Peenetals Reste der ursprünglichen Vegetation (z.B. Braunmoos-Seggen- und Kopfried-Gesellschaften) ausgehalten werden (Succow, Jeschke, 1986). Die verbreiteten Bodengesellschaften sind hier Erdniedermoor (Erdfen) / Mulmniedermoor (Mulm), Niedermoortorf über Mudden oder mineralischen Sedimenten, die unter Grundwassereinfluss bzw. nach Degradierung auch unter Stauwassereinfluss stehen.
Das Relief innerhalb des Testfeldes ist überwiegend flachwellig, wobei entlang der Flusstäler von Peene, Tollense, Trebel und Augraben sowie im Bereich der Endmoränen hügelig-kuppige Bereiche existieren. Die durchschnittlichen Höhenunterschiede betragen etwa 50 m mit Neigungen von bis zu 12° im südöstlichen Teil des Testfeldes entlang der Tollense. Abb. 2 liefert einen Eindruck über die Landschaft.
Das Höhenprofil verdeutlicht das unterschiedliche Relief der Landschaftszonen. Während der südliche Teil des Testgebietes Höhen bis zu 80 m über NN aufweist, betragen die Höhen des deutlich flacheren nördlichen Teils des Teststandortes ca. 20 m über NN. Darüber hinaus wird erkennbar, dass das Flussbett der Tollense in diesem Bereich nur wenige Meter über NN liegt.
Literatur
Bremer, F. (2000): Quartärgeologische Strukturkarte von MV - zusammengestellt unter Berücksichtigung des geologischen Kartenmaterials, insbesondere Schulz, W. (1976) von Bremer, F., Geologisches Landesamt, Schwerin 1994, ergänzt 2000.
Cheung, T., Grünbauer, G. (1994): Geobotanische Gebietsanalyse des Naturschutzgebietes Anklamer Stadtbruch (Mecklenburg-Vorpommern). Dipl.-Arbeit Botanisches Institut, Universität Greifswald.
Helbig, H. (1999a): Die spätglaziale und holozäne Überprägung der Grundmoränenplatten in Vorpommern.- Greifswalder Geographische Arbeiten 17, Greifswald.- S. 110.
Helbig, H. (1999b): Die periglaziale Überprägung der Grundmoränenplatten in Vorpommern.- Petermanns Geogr. Mitteilungen, Gotha.- 143(5/6).- S. 373 - 386.
Kliewe, H., Jahnke, W. (1982): Der holozäne Wasserspiegelanstieg der Ostsee im nordöstlichen Küstengebiet der DDR. Petermanns Geogr. Mitt., 126, 65-74, 1982.
Müller, U., Hammer, J., Bremer, F. (2002): Mecklengurg-Vorpommern.- In: Quartäre Sedimente als Geologische Barrieren.- Handbuch zur Erkundung des Untergrundes von Deponien und Altlasten, Bd. 9.- Hrsg.: Hammer, J. (LUNG, Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern).- Springer Verlag, Berlin.- S. 500.
Peterss, K., Ratzke, U., Strahl, J. (2003): Geologie von Söllen bei Rosenow, Landkreis Demmin (Teil II). - Neubrandenburger Geol. Beitr. 3, S. 113-120.
Succow, M., Jeschke, L. (1986): Moore in der Landschaft – Entstehung, Haushalt, Lebewelt, Verbreitung, Nutzung und Erhaltung der Moore.- URANIA Verlag Leipzig, Jena, Berlin.- S. 268.