Mit „AirTrack“ dem Saharastaub auf der Spur

Messgeräte des EOC detektierten vom 24. bis zum 30. Juni Staub aus der Sahara. Solche Staubwolken aus der Sahara sind in Deutschland nicht ungewöhnlich, doch die Intensität und Dauer des Ereignisses war dieses Mal bemerkenswert.
Die Wetterlage brachte Luftmassen aus Marokko und Algerien über Spanien nach Zentraleuropa, wodurch sehr warme Luft nach Deutschland gelangte. Diese südwestliche Anströmung führte nördlich der Alpen zu Föhn, wodurch die Temperaturen weiter anstiegen. Aufgrund der langanhaltenden Niederschläge der vergangenen Wochen und feuchten Böden durch das Hochwasser ist die Luft im Alpenvorland bei solch hohen Temperaturen besonders feucht und diesig. Der Saharastaub verschlechterte die Sicht in den Alpen zusätzlich.
In Oberpfaffenhofen wurden Konzentrationen von Feinstaubpartikeln (PM2.5) von über 15 μg/m³ gemessen, mit einem Höchstwert von über 25 μg/m³ am 29. Juni. Die Feinstaubkonzentration sowie einige andere Parameter werden mit dem sog. „AirTrack“-System erfasst. Dieses low-cost Sensorsystem wird derzeit am EOC aufgebaut und soll zukünftig an verschiedenen Stationen in Europa Luftqualitätsmessungen durchführen. Mit dem kostengünstigen System kann eine umfangreiche, flächendeckende und kontinuierliche Datenerhebung in Echtzeit stattfinden. Diese Messungen erlauben, Luftqualitätsmodelle zu verbessern und Satellitenmessungen zu überprüfen.
Die Wetterlagen in Europa werden durch sogenannte planetare Wellen bestimmt, die den Jetstream verformen und die Anströmrichtung der Luftmassen bestimmen. So sind auch die Saharastaub-Ereignisse Teil eines natürlichen Zyklus, der seit Jahrtausenden besteht. Der Klimawandel greift in das System ein, indem er die Entwicklung der planetaren Wellen beeinflusst. Daher ist zu erwarten, dass sich Extremwetterereignisse, wie Staubstürme, langanhaltende Niederschläge oder Hitzeperioden in Zukunft häufiger werden.

Kontakt
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Michael Bittner