EOC-Wissenschaftlerin mit Helmut-Rott Preis ausgezeichnet
Die EOC-Wissenschaftlerin Dr. Celia Amélie Baumhoer wurde am 16. Mai 2023 mit dem Helmut-Rott Preis 2022 ausgezeichnet. Dieser Preis wird alle zwei Jahre für herausragende Dissertationen mit engem Bezug zur Fernerkundung der Kryosphäre verliehen.
Frau Baumhoer untersuchte im Rahmen ihrer Dissertation, wie sich antarktische Eisschelffronten verändert haben und welche Rolle dabei klimatische Veränderungen spielten. Dreiviertel der antarktischen Küstenlinie sind von Schelfeis gesäumt, welches die schwimmende Fortsetzung des Antarktischen Eisschildes bildet. Aufgrund ihre Rückhaltekräfte stellen Eisschelfe einen wichtigen Regulator für den zukünftigen Meeresspiegelanstieg dar.
Durch die Verwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) und die Auslegung auf große Datenmengen konnte die EOC-Wissenschaftlerin erstmalig automatisiert für die gesamte Antarktis Eisschelffronten aus Radarsatellitendaten detektieren. Mit dem entwickelten Ansatz konnten neuartige Zeitreihen generiert werden, die Auskunft über monatliche Veränderungen antarktischer Gletscher- und Eisschelffrontdynamiken geben. Dies erlaubt ein völlig neues Verständnis von Kalbungsfrontdynamiken, denn die bisherige manuelle Kartierung von Fronten ist zu zeitaufwendig, um die heutige Fülle an Satellitendaten detailliert auszuwerten. Die neu generierten Zeitreihen legten beispielsweise den beginnenden Abbruch des Conger Eisschelf (Ostantarktis) offen, welches inzwischen komplett zerfallen ist. Des Weiteren wurde die Methodik so entwickelt, dass die gesamte antarktische Küstenlinie abgeleitet werden kann. Diese wurde in Kombination mit bestehenden Küstenlinienprodukten früherer Satellitenmissionen verschnitten, um erstmalig Veränderungen in der Ausdehnung des gesamten antarktischen Eisschildes für die letzten 20 Jahre zu quantifizieren. Anschließend wurde eine Vielzahl von Klimadaten ausgewertet, um Umweltfaktoren zu identifizieren, die die Ausdehnung von Eisschelfen maßgeblich beeinflussen. Dazu zählen beispielsweise eine verkürzte Meereisbedeckung, erhöhte Meeresoberflächentemperaturen, Schneeschmelze, verstärkte Westwinde (diese lassen warmes zirkumpolares Tiefenwasser aufsteigen) und positive Phasen des Southern Annular Modes (SAM, eine atmosphärische Variabilität der südlichen Hemisphäre).
Die Ergebnisse der Doktorarbeit stellen einen wichtigen Beitrag zur Antarktisforschung dar, werden schon jetzt international angefragt, und haben ihren Weg in das operationelle Produkt „IceLines“ im EOC Geoservice gefunden.